Geschlechterunterschiede im oralen Mikrobiom
In einer aktuellen Studie untersuchten Forschende aus Italien und den USA, ob das Geschlecht die Zusammensetzung des oralen Mikrobioms bei beeinflusst. Die Forschenden konnten geschlechterspezifische Unterschiede in der Zusammensetzung der supra- und subgingivalen Plaque feststellen.
Die Autoren führten eine Meta-Analyse auf Grundlage von Studien mit öffentlich zugänglichen Mikrobiom-Daten durch. Sieben Studien mit 643 Probanden (458 mit Parodontitis; 185 gesunde Kontrollpersonen) erfüllten die Einschlusskriterien. Dabei wurde auf eine ausgeglichene Geschlechterverteilung in den untersuchten Gruppen geachtet. In den Studien wurden in verschiedenen oralen Regionen (subgingival, supragingival, Speichel) mikrobielle Proben entnommen. In fünf Studien wurde nur jeweils an einer Stelle eine Probe entnommen, in zwei Studien an zwei Stellen.
Während in fünf Studien sowohl gesunde Probanden als auch solche mit Parodontitis untersucht wurden, konzentrierten sich zwei Studien ausschließlich auf Parodontitis-Patienten. Berücksichtigt wurden auch das Alter, die Allgemeingesundheit und ob die Probanden regelmäßig rauchten.
Parodontalpathogene sind bei Frauen häufiger
Es zeigten sich deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Zusammensetzung der supra- und subgingivalen Biofilme, allerdings nur bei Patienten mit Parodontitis. Die Unterschiede umfassten bis zu 22 Gattungen. Bei Frauen mit Parodontitis wurde „im Vergleich zu Männern eine erhöhte Abundanz mehrerer parodontaler Pathogene in subgingivaler Plaque“ festgestellt [Del Pinto et al., 2024].
Diese Unterschiede wurden durch das Rauchen noch verstärkt, was sich insbesondere in den Proben der supragingivalen Biofilme zeigte. Im Speichel konnten sowohl bei Parodontitis-Patienten als auch bei gesunden Personen keine Geschlechterunterschiede ausgemacht werden.
Das Geschlecht ist ein relevanter Faktor
Die Ergebnisse unterstreichen das Geschlecht als relevanten biologischen Faktor bei der Pathogenese von Parodontitis. Die mikrobiellen Geschlechterunterschiede können die Immunreaktion beeinflussen und somit auch Einfluss auf systemische entzündliche Erkrankungen haben.
Die Forschenden erklären das dadurch, dass „lokale Entzündungen während der Parodontitis epigenetisch an myeloische Zellen weitergegeben werden können und eine maladaptiv ausgebildete Myelopoese bedingen“ könnten.
Die Autoren weisen überdies auf ähnliche, geschlechtsspezifische Unterschiede im Darmmikrobiom sowie auf die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen möglicher Zusammenhänge hin. So könnten die gewonnenen Erkenntnisse auch einen Ansatzpunkt für zukünftige diagnostische und therapeutische Strategien bieten, um eine personalisierte Behandlung von Männern und Frauen weiter voranzutreiben.
Eine der Einschränkungen der Studie besteht darin, dass die Probandinnen und Probanden ihr Geschlecht selbst angeben durften. Falls Personen eine von ihrem biologischen Geschlecht abweichende Angabe gemacht haben, könnte das die Ergebnisse verfälscht haben.
Del Pinto R. et al., Meta-analysis of oral microbiome reveals sex-based diversity in biofilms during periodontitis. JCI Insight. 2024 Sep 10;9(17):e171311. doi: 10.1172/jci.insight.171311. PMID: 39253976; PMCID: PMC11385077.