AQUA-Tagung zur Qualitätssicherung

Ein gewaltiger Prozess

Unter dem Motto „Qualität kennt keine Grenzen – Transparenz und Verbesserung“ fand am 18. Mai eine groß angelegte Expertentagung des AQUAInstituts (Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen) in der Stadthalle in Göttingen statt. Das Fazit: Die ersten Schritte hin zu einer sektorenübergreifenden Qualitätssicherung sind getan, die gesetzlich vorgesehene Datenerhebung zur Versorgungsanalyse wird intensiv vorbereitet. Postuliertes Ziel der Akteure ist es, den Patienten von einem transparenten Gesundheitswesen profitieren zu lassen. Doch der Weg bis dahin ist noch weit.

Unser Gesundheitswesen kann Patientinnen und Patienten nur dann gerecht werden, wenn wir es für sie handhabbar machen“, sagte Prof. Dr. Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des AQUA-Instituts und Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Heidelberg. Die ersten Schritte dazu seien getan, wie er zur Einführung der Tagung vor rund 700 Gesundheitsexperten erläuterte. Aufgabe des Instituts sei, den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) bei der Erfüllung seiner gesetzlichen Aufgaben (siehe Kasten) zu unterstützen. Dazu gehören die Entwicklung von Verfahren zur Messung und Darstellung der Versorgungsqualität, die Dokumentation und datentechnische Umsetzung, die Unterstützung bei der Durchführung und die Veröffentlichung von Ergebnissen in allgemein verständlicher Form. Szecsenyi nannte Beispiele aus der Medizin, bei denen bereits Verbesserungen in der externen stationären Qualitätssicherung wirksam geworden seien, wie etwa beim Rückgang der ambulant erworbenen Pneumonie oder der Krankenhaussterblichkeit, was der Qualitätsreport 2009 belege. Dies zeige, dass Qualitätssicherung bereits wirksam sei. Die neue Herausforderung bestehe nun darin, die QS-Prozesse über die Sektoren hinweg greifen zu lassen. Derzeit habe AQUA mit der Entwicklung von Qualitätsindikatoren von zunächst vier medizinischen Verfahren (perkutane Koronarintervention PCI, Konisation, Kataraktoperationen und – ganz neu – kolorektales Karzinom) begonnen.

Aufwendiges Verfahren

Dabei handele es sich um einen „gewaltigen Prozess“, wie Dr. Rainer Hess, Vorsitzender des G-BA, erläuterte. Er machte deutlich, dass es bei der sektorenübergreifenden Qualitätssicherung um das „Ringen von Lösungen“ gehe, bei denen ein Konsens unter den Beteiligten gefunden werden müsse, mit Akzeptanzfindung auf breiter Basis. Vor allem sei es schwierig, Daten sektorenübergreifend (beispielsweise von Krankenhaus und ambulanter Nachbehandlung) zusammenzuführen. Dafür seien patientenbezogene (Routine-)Daten notwendig, und es sei erforderlich, zu deren Erhebung sektorenübergreifende Strukturen auf Landesebene einzurichten. Zunächst würden dazu Rahmenregelungen geschaffen, danach gehe es an die Themenfindung und Priorisierung. Im kommenden Jahr plane man dann, modellhaft mit der Arbeit zu starten. Hess verwies auf die großen Herausforderungen, die sich in Bezug auf Datenerhebung und vor allem Datenschutz ergeben würden. Der hochkomplexe Datenfluss werde an eine Vertrauensstelle weitergeleitet und die Daten würden pseudonymisiert. Hess weiter: „Der Bundesausschuss will keine Gängelung, sondern einen Prozess der Beteiligung.“

Auf einer Podiumsveranstaltung nahmen Vertreter von KBV, DKG, GKV und von Patientenseite teil. Die Vertreter der Institutionen zeigten sich zuversichtlich, dass der G-BA mit der eingeschlagenen Richtung auf gutem Weg hin zu mehr Transparenz im Gesundheitswesen sei. Skepsis kam von Patientenseite: Es sei nicht sicher, ob all dies dem Patienten direkt zugute käme.

Die Zahnärzteschaft ist bisher mit zahnarztspezifischen Themen nicht tangiert, der Berufsstand zeigt sich gegenüber dem Thema distanziert. Die KZBV ist als ein Vertreter auf der Bank der Leistungserbringer in den G-BA eingebunden und begleitet diese Prozesse kritisch.

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