Oralchirurgie

Aspirineinnahme und post-operative Blutungen durch Zahnextraktionen

Heftarchiv Zahnmedizin
Die Einnahme von Aspirin vor einer zahnärztlichen Behandlung zu unterbrechen, ist eine weit verbreitete Empfehlung. Gleichwohl gibt es keine klare Richtlinie zur Reduktion der Dosis.

Aspirin (Acetylsalicylsäure) wirdin erster Linie zur Therapie leichterbis mäßiger Schmerzen wie  zum Beispiel Kopfschmerzen eingesetzt.  Zur Schmerztherapie  und zur Fiebersenkung werden  in der Regel Dosierungen von  500 bis 1 000 Milligramm Acetylsalicylsäure  verabreicht. Die Tageshöchstdosis  von drei Gramm  sollte nicht überschritten werden.  Wird Aspirin zur Vorbeugung  von Blutgerinnseln, also in  seiner Eigenschaft als Thrombozytenaggregationshemmer,  eingesetzt,  kommt es in niedrigen  Dosierungen von 40 bis 80 Milligramm  pro Tag zur Anwendung.  Der Wirkstoff wird insbesondere  nach einem Herzinfarkt oder  einem Schlaganfall oder dessen  Vorboten (kurze Störungen der  Gehirnfunktion) gegeben, um  eine Wiederholung zu verhindern.  Auch bei einer instabilen  Angina Pectoris wird Acetylsalicylsäure  eingesetzt, um der  Thrombenbildung bei kleinen  Blutgefäßen am Herzen vorzubeugen.  Ziel der Studie war  herauszufinden, ob die Einnahme  von Aspirin mit einer erhöhten  Blutungsneigung während  und nach einer Zahnextraktion  einhergeht. Die Nullhypothese:  Die Einnahme von Aspirin verglichen  mit einem Placebopräparat  führt nicht zu einer erhöhten  Blutungsneigung nach einer  Zahnextraktion .

36 körperlich gesunde Personen(19 männlich, 17 weiblich), bei  denen eine Einzelzahnextraktion  vorgesehen war, wurden in diese  Studie eingeschlossen. Nicht eingeschlossen  wurden Probanden,  die entweder Medikamente zur  Blutverdünnung einnahmen  oder an erworbenen beziehungsweise  angeborenen Blutgerinnungsstörungen  litten. Ebenso  wurden Probanden, welche regelmäßig  Alkohol konsumierten,  nicht eingeschlossen. Per Zufallsgenerator  wurde bestimmt, welche  der Probanden Aspirin (325  Milligramm/Tag) oder ein identisch  aussehendes Placebopräparat  für zwei Tage vor bis zwei  Tage nach der Extraktion, also  insgesamt vier aufeinander folgende  Tage, einnehmen sollten.  Alle Probanden wurden zur Extraktion  des Zahnes mit Lidocain  2-prozentig mit Epinephrin der  Konzentration 1 : 100 000 (1,8  Milliliter) anästhesiert; war diese  Dosis nicht ausreichend, wurde  mit 3-prozentigem Carbocain  ohne Epinephrinzusatz nachanästhesiert.  Der Zahn wurde extrahiert  und die Operationszeit  dokumentiert. Um die intraorale  Blutungszeit aufzuzeichnen,  wurde die Extraktionswunde  zwei Minuten beobachtet,  ohne einen Gazetupfer zu  platzieren; nach Ablauf dieser  Zeit wurde das Blut, welches  oberhalb der Alveole war, mit  Hilfe von Gaze entfernt und die  Extraktionsalveole für eine weitere  Minute beobachtet. Als positives  Testergebnis wurde gewertet,  wenn in dieser Zeit eine Blutung  auftrat, welche den crestalen  Teil der Alveole überschritt.  Dieser Ablauf wurde nach 5, 8,  11, 14 und 20 Minuten wiederholt.  Die Probanden wurden  nach drei bis sieben Stunden  (1. Nachuntersuchung) und  nach 40 bis 55 Stunden (2. Nachuntersuchung)  telefonisch zu  eventuellen Nachblutungen befragt.

Es konnten zu Beginn der Studiekeine signifikanten Unterschiede  der beiden Gruppen bezüglich  Lebensgewohnheiten und allgemeinmedizinischem  Zustand  festgestellt werden mit der Ausnahme,  dass die Probanden der  Aspiringruppe durchweg einen  höheren diastolischen Blutdruck  aufwiesen, der aber bei allen  im Normalbereich lag (unter 90  Millimeter / Quecksilbersäule). Es  wurden keine signifikanten Unterschiede  in der intraoralen Blutungszeit  (Aspirin: 7,2 +/- 5,9 Minuten  beziehungsweise Placebo:  5,8 +/- 6,2 Minuten) wie auch in  der post-operativen Phase (Aspirin:  3,5 +/- 2,9 Stunden beziehungsweise  Placebo: 5,2 +/- 6,3  Stunden) verzeichnet.

Das Ergebnis der Studie zeigt,dass eine Unterbrechung der Einnahmevon Aspirin für die Extraktion  eines Einzelzahnes oder  einer sonstigen ähnlich invasiven  zahnärztlichen Behandlung nicht  angezeigt ist.

Quelle: Brennan MT, Valerin MA,  Noll JL, Napeñas JJ, Kent ML, Fox  PC, Sasser HC, Lockhart PB.  Aspirin use and post-operative  bleeding from dental extractions.J Dent Res 2008;87:740-744. 

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