Brandenburgischer Zahnärztetag

Aufgabe Alterszahnheilkunde

Zum 21. Mal luden die Landeszahnärztekammer Brandenburg (LZÄKB) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Land Brandenburg (KZVLB) am 18. und 19. November zu ihrem Zahnärztetag. Über 1000 Zahnärzte und zahnmedizinische Fachangestellte hatten sich angemeldet, um sich in Cottbus über das Tagungsthema Alterszahnheilkunde zu informieren.

Zu Beginn des Zahnärztetages wurde von den Eröffnungsrednern kurz das Thema GOZ aufgegriffen. Sowohl Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, als auch LZÄKB-Präsident Jürgen Herbert bekräftigten dabei die bekannten Argumente. Danach widmete man sich ganz der Alterszahnheilkunde.

Oesterreich ging in seinem Grußwort auf die Mundgesundheit der Pflegebedürftigen in Deutschland ein, bei der er eine Unterversorgung sieht. Es müsse im Versorgungsstrukturgesetz gelingen, eine bessere zahnmedizinische Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung sicherzustellen. Herbert ging im Anschluss speziell auf Senioren als Patienten in der Zahnarztpraxis ein. Diese würden älter, aber auch zahngesünder, sagte er. Dennoch sieht er in der Alterung der Bevölkerung „eine große Herausforderung“.

Der Zahn der Zeit nagt

Dieser Einschätzung schlossen sich auch sämtliche Referenten des Zahnärztetages an. Die demografische Entwicklung in Deutschland stellt die Zahnärzteschaft vor neue Aufgaben, wurde unisono konstatiert. Bald wird jeder dritte Bundesbürger älter als 60 Jahre sein. Trotzdem dürfen nicht alle Senioren gleich behandlet werden – gerade von Zahnärzten. Einerseits gebe es die „jungen Alten“, die noch den Großteil ihres natürlichen Gebisses haben, sagte die wissenschaftliche Leiterin des Kongresses, Prof. Frauke Müller von der Universität Genf. Andererseits gebe es „alte, sehr alte und langlebige Patienten, die neben Zahnersatz noch natürliche Zähne haben. Und das in einem Lebensabschnitt, der von Alterserscheinungen gekennzeichnet ist, in dem Multimorbidität, Polypharmazie, Gebrechlichkeit und Mobilitätseinschränkungen den Alltag dominieren.“ Das bedeute für den Zahnarzt neue beziehungsweise erweiterte Aufgabengebiete. Deshalb könne sich das zahnmedizinische Team nicht früh genug auf die Alterszahnheilkunde vorbereiten.

„Für ältere Menschen ist eine seniorengerechte Praxis entscheidend“, formulierte Prof. Ina Nitschke von der Universität Leipzig in ihrem Vortrag. Der Weg zum Zahnarzt kann – mit zunehmender Gebrechlichkeit – für Senioren eine Beschwernis darstellen. Deshalb sollten ihnen der Zugang und der Aufenthalt leicht gemacht werden. Die Erreichbarkeit, der Umgang mit den älteren Patienten und die Hilfsmittel seien dabei unter die Lupe zu nehmen, sagte Nitschke. Das reicht dann von einem barrierefreien Zugang zur Praxis über gute Sitzmöglichkeiten im Warte- und Behandlungszimmer bis zu einer speziellen Ansprache an die Senioren, bei der man ihre Probleme und eventuell vorhandene Ängste berücksichtigt.

Die Zahnpflege drängt

Auf dem Zahnärztetag konnten außerdem im Rahmen eines neuen Schulungsprojekts die ersten Prophylaxekoffer an drei Zahnärztinnen übergeben werden. Insgesamt 19 solcher Koffer sollen an Zahnärzte im gesamten Bundesland verteilt werden. Mit den im Koffer enthaltenen Prophylaxematerialien (Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflegeprodukte) schulen die Zahnmediziner Pflegepersonal und auch deren Berufsschullehrer in der Mundpflege älterer Menschen. „Vor allem im Bezug auf die Mundhygiene ist das Wissen des Pflegepersonals leider oft sehr mangelhaft“, erklärte Bettina Suchan, Vorstandsmitglied der LZÄKB. „Mithilfe des Projekts Prophylaxekoffer versuchen wir, dieses Defizit auszugleichen.“ Eine schlechte Mundgesundheit könne nämlich zu weiteren Erkrankungen wie Lungenentzündungen führen, die gerade für ältere Menschen problematisch sind.

Somit wurden auf dem Brandenburgischen Zahnärztetag die Mediziner und Fachangestellten nicht nur theoretisch in die Probleme und Herausforderungen der Alterszahnheilkunde eingeführt, sondern auch ein aktiver Beitrag zu einer verbesserten Zahnpflege bei älteren Menschen geleistet.

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