Editorial

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Liebe Leserinnen und Leser

dass Kosten-Nutzen-Erwägungen im Gesundheitswesen Gefahr laufen, medizinischen Fortschritt zu behindern, monieren Fachleute immer wieder. Zunehmend erkennbar erweist sich eine einseitige, aus rein ökonomischer Warte zu kurz gedachte Bewertung medizinischer Entwicklungsfelder im Endergebnis auch als finanzpolitisches Fiasko.   

Lernprozesse wie die, dass Prävention volkswirtschaftlich  auf den ersten Blick zwar  Kosten verursacht, mittelbar aber medizinische  Versorgungsaufwändungen einsparen  kann, sind in diesem Umfeld sicherlich lehrreich.  Die hier erzielten Erfolge der letzten  Jahre haben aber noch nicht zu einer umfassenden  grundsätzlichen Umkehr geführt. 

Zu investieren, um spätere Erfolge zu ermöglichen, ist in anderen gesellschaftlichen Bereichen, zum Beispiel in der Wirtschaft, längst Plattitüde. Im medizinischen Sektor bedeutet das nach wie vor harte Überzeugungsarbeit. Langzeitberechnungen sind – bekanntermaßen nicht nur im Gesundheitswesen – für Politiker immer wieder Stolpersteine auf dem Weg in die nächste Legislaturperiode.

Letztlich gilt genau das auch für die medizinische Forschung. Ein prominentes und hier typisches Themenfeld ist der Versuch, die Entwicklung der personalisierten Medizin voranzutreiben.Der Ansatz, durch genauere Erforschung des menschlichen Proteoms für viele Erkrankungen teilindividualisierte Therapieansätze zu fahren, entringt Budget-Buchhaltern bislang keine Begeisterungsstürme. Hinter dem komplex erscheinenden Ansatz, durch erforschtes Abtesten die Wirkung von Therapien vorab eingrenzen zu können, kann aber Menschenleben retten und – hier sollten alle Ökonomen aufhorchen – helfen, medizinische Kosten zu reduzieren.  

Die Einsatzmöglichkeiten sind mannigfaltig, der Erfolgshorizont ist angesichts durchaus hoher Quoten spezifisch wirkungsloser – in vielen Fällen kostenintensiver – Therapien ein wichtiger Faktor. Ob Parodontitis oder Krebsbekämpfung: Die Forschung verspricht mit dieser Art teilindividualisierter Therapie medizinische Erfolge, die sich „nicht nur“ durch hohe Heilungschancen, sondern auch durch entsprechende Spareffekte im Debet der Buchhalter auswirkt. Also weg mit dem Tunnelblick. Es gilt auch hier, sich auf die wahrscheinlichen Szenarien medizinischer Forschung und Etablierung des Fortschritts einzulassen. Soviel Compliance muss sein. Hier lohnt sich Mitdenken, auch wenn erst investiert werden muss, um entsprechende Ergebnisse zu erzielen.

Die Alternative ist keine: Statt dessen medizinische Maßnahmen zu priorisieren, oder gar den Wert von erwartbarer Lebenszeit zu taxieren und gegen prospektive Therapiekosten aufzurechnen, ist nicht nur medizinisch untragbar. Es ist auch absolutes „No- Go“ für angestrebte Wiederwahlen.

Mit freundlichen Grüßen

Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur

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