Schmerzlinderung durch Neurostimulator im Zahnfleisch
Das Neurostimulationssystem, das sich derzeit noch in der Erprobungsphase befindet, besteht aus einem implantierbaren Mini-Stimulator. Er ist etwa mandelgroß und wurde vom Unternehmen Autonomic Technologies Inc. für die Behandlung starker Kopfschmerzen einschließlich Cluster-Kopfschmerz und Migräne entwickelt. Das Implantat wird am Meckel-Ganglion platziert, wie bei der Präsentation der ersten Daten beim 15. Jahreskongress der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft in Berlin dargelegt wurde.
Der Neurostimulator wird dabei ohne sichtbare Narben oder kosmetische Beeinträchtigungen implantiert, wobei die Spitze des Implantats am Ganglion sphenopalatinum hinter dem Wangenknochen platziert wird. Die Implantation dauert entsprechend den bisherigen Erfahrungen je nach Fall zwischen 40 und 175 Minuten. Nach dem Eingriff können die Patienten über eine externe Fernsteuerung, die einem großen Mobiltelefon ähnelt, die Stimulation bei Bedarf auslösen. Nach Behandlung der Schmerzen wird das Fernsteuergerät einfach wieder von der Wange genommen und die Stimulationstherapie damit beendet.
Studie ist angelaufen
Ob sich so tatsächlich eine effektive Schmerzlinderung erzielen lässt, wird zurzeit im Rahmen der sogenannten Pathway-CH-1-Studie geprüft, an der sieben Kopfschmerzzentren beteiligt sind. Eingeschlossen wurden bislang 22 Personen, insgesamt 40 Patienten sollen letztlich an der Studie teilnehmen. In der Titrationsphase werden die Stimulationsparameter eingestellt und gegebenenfalls angepasst. Danach werden die Kopfschmerzen der Patienten im Rahmen einer experimentellen Phase in randomisierter Form Placebokontrolliert mit einer von drei verschiedenen Stimulationsdosen behandelt.
Von sieben Patienten liegen bereits erste Daten der Titrationsphase vor; diese wurden in Berlin vorgestellt. Die bisherigen Erfahrungen: Bei 66 Prozent der behandelten Kopfschmerzattacken wurde eine effektive Schmerzlinderung erreicht, wobei bei drei Patienten die Schmerzen sogar komplett verschwanden. Bei jeweils einem Patienten wurde der Schmerz um 80 respektive um 33 Prozent gemindert. Zwei Patienten sprachen auf die Stimulation nicht an.
Methode scheint vielversprechend
Als positives Nebenergebnis wurde festgestellt, dass sich bei der Mehrzahl der Patienten mit der Stimulation offenbar die Häufigkeit der Kopfschmerzattacken verringert: Im Vergleich zu den vier Wochen vor Studienbeginn sank die Kopfschmerz-Häufigkeit während der ersten Studienphase bei 70 Prozent der Patienten um mindestens 50 Prozent. „Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend“, berichtete Prof. Dr. Jean Schoenen aus Lüttich, der an der Studie beteiligt war. Auch Prof. Arne May, Hamburg, Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG), äußerte sich positiv: „Bisher gab es für Cluster-Kopfschmerz-Patienten nur wenige Behandlungsoptionen. Wir hoffen, dass sich der neue therapeutische Ansatz weiterhin bei vielen Cluster-Patienten als chancenreich erweist.“
Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln