Expertenkongress in Berlin

Qualität ist Wettbewerbsfaktor Nummer eins

Qualitätssicherung rückt in den Fokus der Gesundheitspolitik – so lautete jedenfalls die Meinung der Experten auf dem 4. Nationalen Qualitätskongress Ende November in Berlin. Rund 300 Fachleute aus Politik, Wissenschaft, Kliniken, Kassen und Verbandswesen nutzten die Gelegenheit zum Netzwerken und zur Weiterentwicklung von Konzepten. Die „Szene“ wächst.

Der Kongress will Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen eine breite Plattform zum Dialog bieten. Kongresspräsident Ulf Fink zufolge gehe es darum, zu einem Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen beizutragen, denn Qualitätsprobleme setzten die Politik immer mehr unter Handlungsdruck. Qualität und Wirtschaftlichkeit stellten keine Gegensätze dar. Vor allem durch das in Kürze avisierte Patientenrechtegesetz seien neue Impulse für die Qualitätssicherung zu erwarten, beispielsweise auch im Fehlermanagement. Die Arzneimitteltherapiesicherheit erweise sich als ein zentrales Interesse. Fink verwies auf den Aktionsplan, den das Bundesgesundheitsministerium 2007 ins Leben gerufen hatte. Hier arbeiteten Ärzte, Apotheker, Patientenvertreter und das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) daran, Strategien zur Vermeidung von Risiken zu entwickeln und Informationen über Arzneimittel zu verbessern. Fünf Jahre nach Gründung des APS bescheinigte der Vorsitzende Prof. Dr. Matthias Schrappe dessen Initiativen (zum Beispiel „Aktion sauber Hände“, „Aus Fehlern lernen“, Gründung des Instituts für Patientensicherheit in Bonn) eine gute Bilanz. Zu den künftigen Herausforderungen gehörten eine verstärkte Patientensicherheitsforschung und qualitätsbezogene Anreizsysteme. Schrappe, der gleichzeitig auch stellvertretender Vorsitzender des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen ist, plädierte dafür, die Vergütung von Ärzten und Kliniken stärker am Ansatz des „pay-for-performance“-Modells (P4P) auszurichten. Der Qualitätswettbewerb im Gesundheitswesen komme bisher zu kurz, ebenso die Kassen hielten sich diesbezüglich bedeckt, auch wegen des noch bestehenden Kontrahierungszwangs im stationären Bereich.

An Ergebnissen messen

Klare Worte kamen von der Politik: BMGStaatssekretär Stefan Kapferer sprach sich während der Podiumsdiskussion dafür aus, bei der Qualitätssicherung den Dokumentationsaufwand in Grenzen zu halten und möglichst auf Routinedaten zurückzugreifen. Seiner Auffassung nach müsse Qualität zum „Wettbewerbselement Nummer eins“ werden, dabei müsse der Weg von der Prozess- hin zur Ergebnisqualität führen. Ziel sei eine sektorenübergreifende Qualitätssicherung, die den Behandlungsprozess an seinen Ergebnissen misst. Die „Ressource Patient“ sei der wichtigste Schlüssel. Dazu sei es erforderlich, dass der Patient in die Lage versetzt werde, die richtigen Entscheidungen zu treffen, ergänzte Dr. Rolf Koschorrek, Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Bundestags-Gesundheitsausschuss.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung des IGES-Instituts Berlin, Prof. Dr. Bertram Häussler, forderte mehr Transparenz und Wahlmöglichkeiten für den Patienten ein und sprach sich für eine qualitätsorientierte Krankenhausfinanzierung aus. Konkrete Arbeitsergebnisse des Gemeinsamen Bundesausschusses stellte dessen Vorsitzender Dr. Rainer Hess dar. Er verwies auf die Richtlinie zur sektorenübergreifenden Qualitätssicherung, bei der die Versorgungsqualität in der gesamten Behandlungsqualität bewertet werden soll. Dafür hat das AQUA-Institut inzwischen 52 Qualitätsindikatoren entwickelt, für einige davon sollen demnächst Probeläufe beginnen. Dazu werden pseudonymisierte Patientendaten länderübergreifend zusammengeführt.

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