Vorbereitungskurs zur Gleichwertigkeitsprüfung

Der Weg zur deutschen Laufbahn

Das Berliner Philipp-Pfaff-Institut bietet in Kooperation mit der Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen (GFBM) in Berlin einen Kurs an, der in Deutschland einmalig ist: den Vorbereitungskurs zur Gleichwertigkeitsprüfung für Zahnärzte. Er dauert ein halbes Jahr – danach wissen die Teilnehmer, wo sie fachlich stehen.

Qualifizierte Zahnmediziner, die im Ausland außerhalb der EU studiert haben, können in Deutschland oftmals nur eingeschränkt behandeln. Eines von fünf Kriterien für den Erhalt der zahnärztlichen Approbation ist für diese Kollegen die bestandene Gleichwertigkeitsprüfung. Dass die inhaltliche Ausgestaltung in jedem Bundesland etwas anders gelagert ist, ist dem deutschen Föderalismus geschuldet. Wenngleich sich die Bundeszahnärzterkammer in der Vergangenheit immer wieder bemüht hat, eine Einheitlichkeit herbeizuführen.

Die Misserfolgsrate senken

„Das ist bedingt gelungen“, sagt Prof. Bernd-Michael Kleber. Er ist der wissenschaftliche Leiter des Vorbereitungskurses am Berliner Philipp-Pfaff-Institut. Gemeinsam mit etwa 30 Kollegen – überwiegend Dozenten der Charité – stellt er das Refe-rententeam. Über Dekaden hinweg hat er selbst die Gleichwertigkeitsprüfung abgenommen. Aus seiner Sicht war die Durchfallquote unerfreulich hoch. Die Gründe lägen von Fall zu Fall verschieden. Vor diesem Hintergrund sei der Berliner Vorbereitungskurs entstanden, in dem die Teilnehmer ihre Defizite abbauen und besser vorbereitet in die eigentliche Gleichwertigkeitsprüfung gehen können. Nach wie vor sei es aber die Pflicht jedes Einzelnen, sich selbst zur Gleichwertigkeitsprüfung anzumelden. Kleber glaubt, dass mit der Qualifizierung von Kollegen über diesen Kurs mittelfristig auch Lücken in unterversorgten Gebieten geschlossen werden könnten.

Um den Vorbereitungskurs auf die Kenntnisstandsprüfung nach dem Zahnheilkundegesetz  (Gleichwertigkeitsprüfung) überhaupt erst absolvieren zu können, müssen die Kandidaten folgende Voraussetzungen erfüllen:

• Die fünfjährige zahnärztliche Ausbildung muss außerhalb des Geltungsbereichs der Bundesrepublik Deutschland und der EU erfolgt sein.

• Im Hinblick auf eine spätere Erteilung der Approbation als Zahnarzt muss gemäß § 2 ZHG die Gleichwertigkeit des Kenntnisstands durch eine Prüfung nachgewiesen werden.

• Die Deutschkenntnisse müssen mindestens auf dem Niveau B2 liegen.

Die GFBM hat den eigentlichen Anstoß für den Kurs gegeben. Die besondere Kompetenz des freien Trägers liegt im Sprach- und Fachsprachbereich. Seit Jahren werden hier spezielle Akademiker-Sprachkurse im medizinischen Bereich durchgeführt. Eine Fachreferentin vermittelt dort spezifisches Wissen des zahnmedizinischen Berufs. Siba Yazdanpanah leitet für die GFBM die Maßnahme „Vorbereitung auf die Gleichwertigkeitsprüfung für zugewanderte Zahnärzte“. Zu ihrem Service gehört ein Beratungspaket. Dazu zählt auch die Ausstellung der notwendigen Bescheinigungen zur Vorlage bei den Behörden. Wenn die Voraussetzungen erfüllt werden, kann der Kurs über einen Bildungsgutschein finanziert werden. Ohne Gutschein liegen die Kosten bei 8 350 Euro. Insgesamt beläuft sich die Dauer auf 1 040 Stunden. Unterrichtet wird acht Stunden täglich von Montag bis Freitag. Zwanzig Teilnehmer unterschiedlichster Herkunft nehmen teil (Grafik oben). Der zahnärztliche Kursteil findet direkt im Philipp-Pfaff-Institut statt. Das geht, weil Räume, Material und Referenten schon vorhanden sind. Gerade mit Blick auf das

Material ist das nicht selbstverständlich: „Eine dentale Simulationseinheit (Phantomköpfe) haben in Deutschland nur Universitäten und Fortbildungsinstitute“, erläutert Dr. Thilo Schmidt-Rogge, der Geschäftsführer des Philipp-Pfaff-Instituts. An Universitäten gebe es jedoch keine Zeitfenster für einen solchen Kurs, da die Studenten selbst zu jeder Zeit an den Phantomköpfen arbeiten. Zudem sei der Kurs in Berlin auch politisch gewollt – die Zahnärztekammern Berlin und Brandenburg befürworten die Initiative (Siehe Kasten auf der vorherigen Seite).

Die Kurse werden stetig evaluiert und an-gepasst. Der zweite Durchgang steht kurz vor dem Abschluss. Zum Status quo sagt Kleber: „Das Fachdeutsch in Wort und Schrift ist die größte Hürde. Hier gibt es Lücken. Die schriftlichen Texte sind oft zu ungenau.“ Zudem sei es für viele schwierig, den Anforderungen der moderenen Zahnheilkunde zu genügen. Gerade dann, wenn sie seit Jahren nicht praktiziert haben. Materialien und Methoden hätten sich dann bereits stark verändert. Kleber und seine Kollegen versuchen, die Teilnehmer gezielt individuell auf ihrem Niveau zu fördern.

Scheitern als Erkenntnis

Die bloße Teilnahme ist bei Weitem noch kein Erfolgsgarant. Vielmehr ist den Kandidaten nach sechs Monaten klarer, wo sie stehen. „Viele Zahnärzte wissen gar nicht, wie hoch das Niveau in Deutschland ist. Und es ist definitiv hoch“, sagt Schmidt-Rogge. So ist es auch denkbar, dass nach dem Kurs der Wunsch, Zahnmediziner zu werdern, für immer verworfen wird. Zwar sterbe so erst einmal ein Traum, zugleich wisse derjenige aber auch, dass er sich beruflich neu orientieren sollte.

Vergleichbare Angebote gibt es nach Aussage der Veranstalter in Leipzig und in Nürnberg.sf

Info

Berliner Kammer geht neue Wege

Die Qualität des Deutschen Gesundheitswesens, möglicherweise auch vermeintlich gute Verdienstmöglichkeiten, haben dazu beigetragen, dass einige zahnärztliche Kollegen, die ihr Studium außerhalb Deutschlands beziehungsweise der EU absolviert haben, zukünftig in Deutschland ihren Beruf ausüben möchten. Vor der Genehmigung beziehungsweise Aufnahme der beruflichen Tätigkeit innerhalb Deutschlands ist in diesen Fällen die Gleichwertigkeit des Ausbildungsstands durch eine Kenntnisstandsprüfung nach § 2 Abs. 3 Satz 3 ZHG zu überprüfen, die auch als Gleichwertigkeitsprüfung bezeichnet wird. Alle münd-lichen und praktischen Prüfungsteile finden dabei ausschließlich in deutscher Sprache statt. Erst nach Bestehen einer solchen Gleichwertigkeitsprüfung wird von der jeweiligen Approbationsbehörde die Genehmigung zur Berufsausübung erteilt.

Ausgelöst durch eine zunehmende Anzahl ausländischer Kollegen, die den Wunsch haben, hierzulande ihren zahnärztlichen Beruf auszuüben, geht die Zahnärztekammer Berlin hier neue Wege, wobei auf die Qualität sowohl der zahnärztlichen als auch der (fach-)sprachlichen Ausbildung größter Wert gelegt wird.

Zur Erreichung dieses Zieles sind das kammereigene Fortbildungsinstitut „Philipp-Pfaff“ und die „Gesellschaft für berufsbildende Maßnahmen“ (GFBM) eine Kooperation eingegangen. Das „Pfaff-Institut“ ist seit über 20 Jahren spezialisiert auf die zahnmedizinische Fortbildung von Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie von zahnmedizinischem Praxispersonal. Im Rahmen des hohen Qualitätsanspruchs, der sich unter anderem in der „DIN EN ISO 9001“-Zertifizierung des „Pfaff-Instituts“ manifestiert, und durch praxisnahe Fortbildung an modernen Phantomköpfen stellt das Berliner Fortbildungsinstitut eine exzellente praktische Vorbereitung der Absolventen auf die Gleichwertigkeitsprüfung sicher. Die GFBM verfügt als einer der größten freien Träger Berlins über langjährige Erfahrungen in einer Vielzahl verschiedener Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Die Kompetenz der GFBM liegt hierbei seit jeher im Sprach- und Fachsprachbereich. Ein gutes bis sehr gutes Verständnis der deutschen Sprache, hier insbesondere der zahnärztlich-fachlichen Begriffe steht im Mittelpunkt der Vorbe-reitungen zur Gleichwertigkeitsprüfung. In der Vergangenheit hat sich nicht selten herausgestellt, dass die Prüfungskandidaten zwar über fachlich gute Kenntnisse verfügten, in der deutschen Sprache aber erhebliche Defizite aufwiesen.

Die wissenschaftliche Leitung der Vorbereitungskurse unterliegt dem renommierten und erfahrenen Zahnmediziner Univ.-Prof. Dr. Bernd-Michael Kleber, der gemeinsam mit einem Team von Professoren und Dozenten der Berliner Charité ein Garant für eine aktuelle und praxisnahe Fortbildung ist.

Die Zahnärztekammer Berlin trägt dieses Projekt vorbehaltlos mit und legt den ausländischen Kolleginnen und Kollegen keine Steine in den Weg. Berlin ist eine Metropole, die vom schönen Brandenburg umschlossen ist. Mitbürger aus über 180 Staaten leben und arbeiten friedlich neben- und miteinander in unserer Stadt. Diese Weltoffenheit ist beispielhaft und ein gutes Signal für ein zusammenwachsendes Europa. In diesem Sinne begrüßt die Berliner und Brandenburger Kollegenschaft alle Zahnärzte, die nach ihrer bestandenen Gleichwertigkeitsprüfung ein Teil unserer zahnärztlichen Berufsgemeinschaft werden.

Die exzellente, gemeinsam von der GFBM und dem Berliner „Pfaff-Institut“ durchgeführte Vorbereitung auf den zahnärztlichen Berufsalltag ist ein Garant für zahnärztliche Qualität, die letztlich im Ergebnis unseren Patienten zugutekommen wird.

Dr. Wolfgang SchmiedelPräsident der Zahnärztekammer Berlin

Info

Nächster Kursbeginn

Den Starttermin des nächsten Kurses vermittelt Siba Yazdanpanah – Leiterin der Maßnahme „Vorbereitung auf die Gleichwertigkeitsprüfung für zugewanderte Zahnärzte“ in Berlin – unter Tel.: 030/617764-540 oder per E-Mail anyazdanpanah@gfbm.de.

Info

Die Inhalte in Kürze

• sprachliche Vorbereitung auf die Gleichwertigkeitsprüfung• Vermittlung von Fachwortschatz• Schulung der mündlichen und der schriftlichen Ausdrucksfähigkeit• Festigung der deutschen Rechtschreibung• Gesprächstechniken und Präsentationsformen• Rechtsgrundlagen• Vermittlung von aktuellem zahnmedizinischem Wissen (über 30 Fachreferenten)• hoher praktischer Anteil mit Übungen an dentalen Simulationseinheiten• ein eigener Phantomarbeitsplatz für jeden Teilnehmer• Fallbesprechungen und Therapieplanungen mit erfahrenen Zahnärzten• Zertifizierung durch die „bag Cert GmbH“

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