Aktuelles zu Politik und Prothetik
BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel kritisierte scharf die zunehmend fiskalisch ausgerichtete Gesundheitspolitik in Deutschland. Wenn Gesundheit als eine handelbare Ware angesehen wird, drohe eine Vergewerblichung des Heilens mit weitreichenden Folgen vor allem für die Patienten, aber auch für die Heilberufler, die „kein vernünftig Denkender“ wünschen könne, erklärte er.
Die Gemeinschaftsveranstaltung der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt und der Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde an der Martin-Luther-Universität am 28. Januar 2012 diente der berufspolitischen Standortbestimmung. Zahnärzte aus allen Teilen des Landes waren aber auch gekommen, um sich fortzubilden und am Abend beim Zahnärzteball gemeinsam zu feiern. Diesen Dreiklang hob der Minister für Arbeit und Soziales des Landes, Norbert Bischoff, als offenkundiges Erfolgsrezept hervor: Man müsse nicht nur miteinander arbeiten und streiten, sondern auch zu feiern wissen. Im Übrigen zeigte er Verständnis für die Enttäuschung der Zahnärzte angesichts einer GOZ-Novelle, die unter ihren Möglichkeiten blieb.
Für einen offensiven Umgang mit der neuen Gebührenordnung plädierte Sachsen-Anhalts Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt. Er riet seinen Kollegen, verstärkt mit den Patienten zu reden, ihnen die Spezifik der GOZ zu erläutern und sich vom Prinzip der Trennung von Liquidation und Erstattung leiten zu lassen. Mit Blick auf das geplante Patientenrechtegesetz unterstrich er, dass Aufklärung, Transparenz und die Einbeziehung des Patienten in die Therapiegestaltung für Zahnärzte nichts Neues seien und im Alltag längst umgesetzt würden. Er verwies auf das seit 15 Jahren in Sachsen-Anhalt etablierte Netz von Patientenberatungsstellen, Zweitmeinungsberatung und Schlichtung, dem die Patienten hohes Vertrauen entgegenbrächten.
Machtspiele durchschauen
Dazu passend gewährte anschließend Prof. Dr. Jens Weidner, Kriminologe und Viktimologe aus Hamburg, dem Auditorium einen Blick hinter die Kulissen von „Machtspielen“ aller Art, die zwar überflüssig, in der Realität aber gang und gäbe seien. Durchsetzen könne sich da nur, wer sie durchschaut und wer sich selbst nicht nur partnerschaftlich und empathisch präsentiert, sondern auch einen gewissen Anteil an Durchsetzungskraft und Bissigkeit aufbringt.
Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Dr. Klaus Louis Gerlach, Magdeburg, setzten sich Prof. Dr. Elmar Hellwig, Freiburg, und Prof. Dr. Peter Pospiech, Krems, im Fortbildungsteil mit der Frage auseinander, ob die Krone noch zeitgemäß ist. Sowohl aus Sicht der Zahnerhaltungskunde als auch aus Sicht der Prothetik wurde die Frage zwar bejaht – aber „mit sich wandelnden Rahmenbedingungen“.
Sabine Fiedler
Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt
Große Diesdorfer Str. 162
39110 Magdeburg
INFO
Erwin-Reichenbach-Förderpreis 2011 verliehen
Christian Wetterhahn, Jena, erhielt den Erwin-Reichenbach-Förderpreis 2011 der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt. Der junge Wissenschaftler nahm die mit 2 500 Euro dotierte Auszeichnung am 28. Januar 2012 im Rahmen des 20. ZahnÄrztetages Sachsen-Anhalt aus den Händen von Kammerpräsident Dr. Frank Dreihaupt entgegen. Der im Jahr 2000 erstmals ausgeschriebene Preis soll die praxisnahe zahnmedizinische Forschung junger Wissenschaftler fördern. Bewerben können sich um den auch 2012 ausgelobten Förderpreis Zahnärzte aus ganz Deutschland, die nicht älter als 35 Jahre sind, mit einer Arbeit, die nicht gleichzeitig für einen anderen Wettbewerb eingereicht wurde.