Offensiv und ohne Scheu
Nicht genug damit, dass im Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) von einem weltweit drastischen Rückgang der grenzüberschreitenden Kreditvergaben der Banken die Rede ist und dies vor allem den sogenannten „Interbankenmarkt“ betrifft (hier stellen sich die Institute gegenseitig Geld zur Verfügung). Ein Rückgang dieser Transaktionen ist ein fast schon eindeutiges Signal für das nach wie vor herrschende Misstrauen innerhalb der Finanzbranche. Darüber hinaus wurden die Märkte mit der Nachricht konfrontiert, dass die Ratingagentur Moody´s mehrere deutsche Bankinstitute herabgestuft hat. Die Agentur begründete diesen Schritt mit Risiken überschuldeter Staaten und der dortigen Banken. Diese hätten nach Einschätzung von Moody´s nur begrenzte Fähigkeiten, Verluste abzufangen. Immerhin traut zumindest die deutsche Bankenaufsicht BaFin dem deutschen Bankensystem noch einige Widerstandskraft zu. Dieses sei nach ihrer Meinung vergleichsweise robust, auch wenn es sich von den Entwicklungen im Umfeld natürlich nicht vollständig abschotten könne. Bleibt zu hoffen, dass die BaFin mit dieser Einschätzung auch tatsächlich richtig liegt. Branchenbeobachter jedenfalls rechnen damit, dass sich die Kriterien im Hinblick auf eine mögliche Kreditvergabe weiter verschärfen werden.
Daher ist es für Zahnarztpraxen nach wie vor unabdingbar, sich klar zu machen, wiees um ihr jeweiliges Rating bestellt ist. Im Ergebnis muss klar sein, bei welchen Ratingdetails nachgearbeitet werden muss, um die individuelle Bonität zu verbessern oder zumindest zu stabilisieren. Um dies zu erreichen, ist eine offene Kommunikation vor allem über die Bedeutung jedes einzelnen Ratingfaktors ebenso erforderlich wie über konkrete Anhaltspunkte zur individuellen Verbesserung der Bereiche. Verantwortlicher Umgang der Bank mit dem Kunden bedingt, dass dieser genau einzuschätzen weiß, welche Auswirkungen auf sein Rating beispielsweise eine konkrete Eigenkapitalhöhe oder ein funktionierendes Controllingsystem haben werden. Banken, die bei Detailfragen zur jeweiligen Bonität „mauern“, manövrieren sich selbst ins Aus. Wenn bankseitig von Zahnärzten Transparenz erwartet wird, liegt es nahe, dass dies auch umgekehrt gilt.
Fragen stellen
Folgende Punkte können helfen, sich auf ein Gespräch mit der Bank über die wirtschaftliche Einschätzung der eigenen Praxis vorzubereiten:
• Was sind wesentliche Faktoren des Praxisratings / des Praxisscorings (siehe Kasten)?
• Wie werden die sogenannten „weichen“ und „harten“ Faktoren innerhalb einesRatings gewichtet?
• Welche Bedeutung besitzt die Höhe des Eigenkapitals innerhalb eines Ratings?
• Sind auch die Qualitäten des Zahnarztes als Führungskraft als wesentlicher „weicher“ Faktor Bestandteil des Ratings?
Michael VetterFachjournalist für Wirtschaftvetter-finanz@t-online.de
INFO
Glossar
• Rating:
Verfahren, mit dem Bonitätseinschätzungenbei Kreditvergaben vor allem über eine Beurteilung wirtschaftlicher Kennzahlen und der Einschätzung unternehmerischer Fähigkeiten vorgenommen werden
• Scoring:
weitgehend statistische Verfahren, die helfen sollen, die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten zu prognostizieren; wichtige Grundlage dabei das bisherige Kreditverhalten des jeweiligen Bankkunden
• Gewichtung „Hard facts“ / „Soft facts“:
Als „harte“ und „weiche“ Faktoren werden einerseits die wirtschaftlichen Kennzahlen und andererseits die unternehmerischen Fähigkeiten innerhalb eines Ratings bezeichnet.