Zahnärztetag Pfalz 2013

Den Wandel gestalten

Im Beisein hochrangiger Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Verbänden begingen die Bezirkszahnärztekammer Pfalz und die KassenzahnärztlicheVereinigung Rheinland-Pfalz ihren Landeszahnärztetag. Neben einem berufspolitischen und einem fachlichen Vortrag bekamen die Gäste am 8. Juni aufdem Hambacher Schloss auch einen gesellschaftspolitischen Beitrag geboten:Der ehemalige Intendant des ZDF, Prof. Markus Schächter, referierte in einem mit viel Beifall bedachten Beitrag über „Medien, Macht und Wandel“.

Ähnlich der Ausprägung des Gesundheitssystems mit gesetzlichem und privatem Versicherungszweig setzte sich Schächter explizit für eine Beibehaltung der Dualität von privaten Medien auf der einen und dem öffentlich-rechtlichen System auf der anderen Seite ein. „Diese Mischform hat – bei allen Fehlern, die sie auch hat – dennoch mitgeholfen, das intakte Mediensystem hierzulande zu stärken“, so Schächters Einschätzung. Dabei unterstrich er, dass der heutige Journalismus in einem bisher nicht bekannten Ausmaß unter einem zeitlichen Publizierungs-Druck stehe. Bedingt durch die digitale Revolution, seien Kriterien wie Geschwindigkeit und Tempo für die Veröffentlichung vorrangig geworden. Die klassischen journalistischen Arbeitsweisen mit Recherche und Sorgfalt drohten bisweilen ausgehebelt zu werden.

Glaubwürdigkeit, Integrität und Seriosität, so Schächter, seien allerdings Kennzeichen eines Qualitätsjournalismus, von dem viele Journalisten glaubten, dass sie ihn sich aus Aktualitätsdruck nicht mehr leisten könnten. Schächter: „Der Turbojournalismus im Netz hebelt den traditionellen Grundsatz ‚Lieber später als falsch’ aus.“ Hinzu komme, dass sich die Medien selbst unter einen Konformitätsdruck setzten, der die Meinungsvielfalt gefährde. Motto: Das Internet setzt Meinungen, die klassischen Medien folgen. Schächter forderte von den Medien mehr Mut, sich dem Turbo- und Mainstream-Journalismus zu widersetzen.

Dass auch die Zahnmedizin einem ständigen Wandel unterliege, darauf verwies neben San.-Rat Dr. Helmut Stein der Vorsitzende der Bezirkszahnärztekammer Rheinland-Pfalz, Dr. Wilfried Woop. Deutlich werde dies etwa an der permanenten Erneuerung (zahn-)medizinischen Wissens, an sich ständig ändernden politischen Rahmenbedingungen, aber auch berufsintern an der starken und stetigen Zunahme weiblicher Kolleginnen oder Angehöriger der Generation Y (Jahrgänge 1980 aufwärts). Woop betonte, dass die Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens gerade auf der Freiberuflichkeit des Berufsstands basiere.

Für Stein, Vorstandsvorsitzender der KZV Rheinland-Pfalz, biete sich bei den aktuellen Überschüssen in der gesetzlichen Krankenversicherung zwar eine gute Gelegenheit, um sie von Fehlentwicklungen wie etwa der Finanzierung versicherungsfremder Leistungen zu befreien. Doch man bekomme den Eindruck, dass dies bei vielen Politikern keine Priorität mehr habe, obwohl derlei Veränderungen vonseiten der Gesundheitspolitik immer wieder angekündigt worden seien.

Auch werde die Einführung einer Bürgerversicherung, wie sie Oppositionspläne vorsehen, die Probleme nicht lösen. Im Gegenteil, so Stein, diese komme dem „Abriss eines der besten Gesundheitssysteme der Welt“, gleich und fördere gerade jene Zwei-Klassen-Medizin, die dem aktuellen Gesundheitswesen unberechtigterweise vorgeworfen wird. Stattdessen forderte er über die nächste Wahl hinaus den Erhalt eines wettbewerblich orientierten dualen Gesundheitssystems, das Solidarität und Eigenverantwortung der Patienten miteinander verbinde und den Zahnarzt in seiner Freiberuflichkeit stärke. Stein sprach sich explizit für den Erhalt des Grund- und Wahlleistungssystems aus, denn: „Alles für alle geht nicht mehr.“ Für die Zahnärzte forderte er zudem den Wegfall der Degression, sie komme einer Strafsteuer gleich für jene Kollegen, die mehr arbeiten.

Die Vielfalt in der zahnärztlichen Diagnostik und Therapie machte Prof. Dr. Peter Eickholz von der Poliklinik für Parodontologie der Frankfurter Goethe-Universität in seinem Fachvortrag deutlich. So lägen bei der Parodontalchirurgie mit der regenerativen und der resektiven Therapie sowie mit dem Setzen von Implantaten gleichwertige Therapieformen vor, die dem jeweiligen Einzelfall angepasst werden könnten und müssten. Die Frage, ob die Parodontalchirurgie noch Zukunft hat, beantwortet er mit einem deutlichen Ja. „Aber“, ergänzte er, „wir können heute durch die modernen Techniken auch viel mit der nicht-chirurgischen Therapie erreichen.“

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