Eine vorläufige Bilanz
Als wir vor etwa zwei Jahren – in Heft 12 der Zahnärztlichen Mitteilungen des Jahres 2011 – den ersten klinisch-ethischen Fallbericht ankündigten, konnten wir keineswegs absehen, ob beziehungsweise inwieweit diese neue Initiative überhaupt das Interesse der zm-Leser finden würde. Und doch gingen wir in unseren Planungen bereits damals von einer (lose geknüpften) Ethik-Fallserie aus. Maßgeblich hierfür waren vor allem die Zuversicht und die Unterstützung der zm-Redaktion: Die Kollegen haben sich vom ersten Planungstreffen an inhaltlich des Projektvorhabens „Kasuistische Ethik“ angenommen, jeden einzelnen Fall optisch ansprechend ins Bild gesetzt und uns Autoren stets das Gefühl gegeben, mit unseren Beiträgen willkommen zu sein. Hierfür möchten wir herzlich danken.
Mittlerweile dürfen wir auf eine stolze Bilanz zurückblicken: Bis zu diesem Bericht wurden 24 Beiträge publiziert und nicht weniger als 30 Verfasser waren in den vergangenen zwei Jahren an den Fallberichten beteiligt. Wir – die Autoren beziehungsweise Mitglieder des Arbeitskreises Ethik der DGZMK – werten die Fallserie als großen Erfolg, gerade weil sie Kontroversen ausgelöst und Leser zu persönlichen Stellungnahmen und Briefen an die Redaktion, zu eindeutiger Zustimmung wie auch in Teilen zu deutlicher Kritik, herausgefordert hat.
Eben das war unsere erklärte Erwartung: Ethik lebt vor allem von der Diskussion, vom Ringen um den richtigen, verantwortlichen Weg. Nichts wäre unglücklicher als Desinteresse oder eine stillschweigende, voreilige, unreflektierte Zustimmung. Zudem ist es das Wesen eines dilemmahaften Falls, dass es eben keine einfache, offensichtliche beziehungsweise zweifelsfreie Lösung gibt, sondern „nur“ die schwierige Wahl zwischen Optionen, die jeweils Nachteile bergen.
Vor diesem Hintergrund ist es naheliegend, dass sich die Leser unserer Fallberichte positionieren und dabei bisweilen zu anderen Einschätzungen gelangen als die beiden Fallkommentatoren – vor allem dann, wenn die Kommentatoren eines Falles den zugrunde liegenden Sachverhalt selbst unterschiedlich bewerten. Mein persönlicher Dank geht daher auch an alle Leser, die unsere Berichte regelmäßig studiert und sich mit den individuellen Abwägungen und Lösungsvorschlägen unserer Kommentatoren auseinandergesetzt haben. Gleiches gilt für diejenigen Leser, die sich aufgrund der Fallberichte zu einer aktiven Mitarbeit im Arbeitskreis Ethik entschlossen haben. Dass unser AK schon nach zwei Jahren eine dreistellige Mitgliederzahl erreicht hat, hat fraglos auch mit den mittels zm prominent platzierten Ethikfällen zu tun.
Ein weiterer Dank geht an die Verfasser selbst – für ihre Bereitschaft, neben ihrer oft zeitraubenden hauptamtlichen zahnärztlichen beziehungsweise wissenschaftlichen Tätigkeit noch derartige Kasuistiken auf- und auszuarbeiten. Besondere Anerkennung verdient auch die Bereitschaft der Mitautoren, sich auf (berufs-) politisch heikles Terrain zu begeben und klar Position zu beziehen. Beispiele hierfür bieten die Fallberichte zu den Themen „eingeschränkte Krankenhilfe“ bei Asylbewerbern, zum verantwortlichen Umgang mit demenzkranken Heimbewohnern und zur Kindesvernachlässigung.
Last, but not least danke ich allen Falllieferanten – nahezu alle Kasuistiken beruhen auf Tatsachenberichten, die in der Regel anonymisiert beziehungsweise verfremdet und zugespitzt wurden, um den ethischen Entscheidungskonflikt gegebenenfalls noch deutlicher hervortreten zu lassen. Ohne die „lebensnahen“ Fallberichte wären unsere Besprechungen kaum auf Interesse gestoßen.
Mit dieser Ausgabe endet nun die Reihe der klinisch-ethischen Reportagen. Damit schließen wir ein Kapitel – allerdings durchaus mit der Option, auch künftig von Zeit zu Zeit an dieser Stelle über ethische Themen und ethische Zweifelsfälle zu berichten.
Der Erfolg der (zahn)medizinischen Ethik verdankt sich in weiten Teilen dem Engagement der (zahn)ärztlichen Fachvertreter. Wir vom Arbeitskreis Ethik würden uns daher freuen, wenn wir auch künftig auf Sie – die Leser der zm – zählen könnten, denn auf Sie kommt es an. Herzlichen Dank.
Dominik Groß