Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten

Die reproduzierbare manuelle Aufbereitung ist möglich

Die Hygiene und die Aufbereitung von Medizinprodukten sind in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus von Behörden, Patienten und Anwendern gerückt. Studien [Heudorf et al., 2006; Meyer und Jatzwauk, 2010] konnten zeigen, dass die Zahnärzteschaft auf einem hohen Standard arbeitet. Über den Stellenwert der manuellen Aufbereitung, die nach wie vor eine wichtige Rolle in Zahnarztpraxen spielt, gab es jedoch in der Vergangenheit wiederholt Auseinandersetzungen mit Aufsichtsbehörden. Deshalb initiierten und finanzierten die Bundeszahnärztekammer, die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe und die Zahnärztekammer Nordrhein eine Studie zur manuellen Aufbereitung zahnärztlicher Instrumente (MAZI).

Das Ziel der Untersuchungen war es, den Nachweis zu führen, dass zahnärztliche Übertragungsinstrumente mit einem manuellen Verfahren standardisierbar und reproduzierbar gereinigt und desinfiziert werden können.

Dies ist von besonderer Bedeutung für die Aufbereitung von zahnärztlich-chirurgischen Übertragungsinstrumenten, die aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes gemäß den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) „Infektionsprävention in der Zahnheilkunde – Anforderungen an die Hygiene“ aus dem Jahr 2006 in die Kategorie „kritisch B“ eingestuft sind, obwohl sie bestimmungsgemäß die Schleimhaut oder Haut nicht durchdringen und damit nach der KRINKO/BfArM „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ aus dem Jahr 2012 der Kategorie „semikritisch B“ zuzuordnen sind.

Im Rahmen der Untersuchungen wurden marktübliche, zahnärztliche Übertragungsinstrumente (Hand- und Winkelstücke sowie Turbinen) künstlich (in vitro) kontaminiert und anschließend manuell-chemisch aufbereitet. Der Nachweis der Wirkung von Reinigung und Desinfektion erfolgte getrennt. Zum Vergleich wurden maschinelle Aufbereitungsverfahren getestet. Außerdem wurde die Proteinbelastung von real verschmutzten Übertragungsinstrumenten untersucht.

Unter der Studienleitung von PD Dr. Lutz Jatzwauk fanden die technische Durchführung und die mikrobiologischen Untersuchungen im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der TU Dresden statt. Die Restproteinbestimmung wurde im Zentrum für Hygiene und medizinische Produktsicherheit GmbH (HygCen) Schwerin durchgeführt. Die Studie erstreckte sich über den Zeitraum vom 01. Mai 2012 bis zum 31. April 2013.

Die Untersuchungen zeigten, dass die manuelle Reinigung zu guten Ergebnissen führt. Durch die in der Studie entwickelten Modifikationen des Verfahrens konnte der Richtwert von 100 µg Restprotein pro Instrument dauerhaft unterschritten werden.

Vor dem Hintergrund, dass zahnärztliche Übertragungsinstrumente nach der praktischen Benutzung am Patienten je nach Behandlungsmethode im Normalfall mit 100 bis 500 µg Protein (BSA-Äquivalent) kontaminiert sind und die experimentelle Kontamination der Übertragungsinstrumente von 1 500 bis 2 000 µg Protein (BSA-Äquivalent) einen „worst case“ darstellt, ist durch das verwendete Verfahren eine sichere und reproduzierbare Reinigung gewährleistet.

In allen Untersuchungen zur Desinfektionswirkung des manuellen Aufbereitungsverfahrens konnte der Testkeim Enterococcus faecium um mehr als die für ein chemisches Desinfektionsverfahren geforderten fünf Log-Stufen reduziert werden.

Folgende Verfahrensschritte haben sich im Rahmen der Studie als besonders effektiv erwiesen:

1. Spülung der Innenflächen mit Wasser (zehn Minuten nach Behandlungsende)

2. Vorreinigung der Außenflächen unter fließendem Wasser mit einer weichen Bürste (eine Minute)

3. Spray-Reinigung der Innenflächen (ein Sprühstoß bis zum sichtbaren Austritt des Reinigungsmittels, danach zwei kurze Sprühstöße von je zwei Sekunden)

4. Außenreinigung mit einem getränkten Einwegtuch

5. Spray-Desinfektion der Innenflächen (ein Sprühstoß bis zum sichtbaren Austritt des Desinfektionsmittels, danach zwei kurze Sprühstöße von je zwei Sekunden)

6. Außendesinfektion mit einem getränkten Einwegtuch (Einwirkzeit drei Minuten)

7. Spülung der Innenflächen mit Wasser

8. Trocknung der Innenflächen mit Druckluft

9. Pflege der Instrumente nach Herstellerangaben

Die in ihrem Umfang und in ihrer Praxisrelevanz einmalige Studie konnte nachweisen, dass unter Einhaltung der beschriebenen Verfahrensschritte eine sichere und reproduzierbare manuelle Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten möglich ist.

Für die Standardisierung des Verfahrens ist es notwendig, in den Zahnarztpraxen eine Standardarbeitsanweisung zu erstellen. Ein wichtiges Augenmerk muss auf die Schulung des aufbereitenden Personals gelegt werden, da zum Beispiel eine ungenügende Konnexion des Adapters mit dem Übertragungsinstrument die Reinigungswirkung vermindern kann.

BZÄK, Oktober 2013

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