Neue Spielräume im Nordosten
Nach Auskunft der Krankenkasse hat die AOK Nordost jeweils einen Vertrag mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Brandenburg und mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin abgeschlossen. Ein Vertragsabschluss mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern ist in Planung. Die Inhalte der Verträge sind gleich.
Vier zusätzliche Untersuchungen ...
Im Rahmen des neuen Vorsorgeprogramms können Eltern von AOK-versicherten Kindern im Alter von ein bis sechs Jahren ab sofort kostenfrei vier zusätzliche zahnmedizinische Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. Damit das neue Angebot alle diese Kinder erreicht, werden die Eltern frühzeitig angeschrieben, sobald ihr Kind das zweite Lebensjahr erreicht hat, heißt es.
Karies im Kleinkindalter ist sehr verbreitet. Bei den Schuleingangsuntersuchungen 2009 wiesen laut einer Studie der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege über die Hälfte der untersuchten Kinder zwischen sechs und sieben Jahren Karies auf.
Aktuelle Erhebungen würden bestätigen, dass auch im Jahr 2012 beinahe jedes zweite bei der AOK Nordost versicherte Kind in Brandenburg im Alter von sechs Jahren bereits Karies hatte. Dennoch suchten aber im gleichen Jahr im Schnitt nur etwa 20 Prozent der Kinder bereits im zweiten Lebensjahr einen Zahnarzt auf.
„Mit dem Programm „Junge Zähne“ schließt die AOK Nordost eine wichtige Vorsorgelücke für ihre jüngsten Versicherten, denn hier erhalten die Kinder ihre erste Vorsorgeuntersuchung bereits ab dem zweiten Lebensjahr im halbjährlichen Rhythmus. Der frühzeitige Kontakt zum Zahnarzt ist aus medizinischer Sicht sehr zu begrüßen“, erklärt Rainer Linke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZVLB.
„Es wird bereits viel für die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen getan: von den gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen, die ab dem 30. Lebensmonat greifen, über die Gruppenprophylaxe in den Kitas bis hin zur Individualprophylaxe ab einem Alter von sechs Jahren. Die erschreckenden Zahlen bei den ganz Kleinen zeigen uns jedoch, dass das noch nicht reicht“, sagte Emine Demirbüken-Wegner, Staatssekretärin für Gesundheit in Berlin zur Vorstellung des Programms. Und Dr. Jörg-Peter Husemann, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin, ergänzte: „Die Präventionsleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung setzen zu spät ein. Die AOK Nordost hat hier dankenswerterweise eine Vorreiterfunktion übernommen. Der erste Besuch beim Zahnarzt sollte so früh wie möglich stattfinden. Je früher Schäden an (Milch-)Zähnen festgestellt werden, desto effizienter und schonender können sie behandelt werden. Oft ist die Fluoridierung dann schon ausreichend.“
... zu den drei gesetzlich vorgesehenen Sitzungen
Momentan gibt es lediglich drei gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen vom 30. bis zum 72. Lebensmonat immer im Abstand von jeweils zwölf Monaten. Das AOK-Angebot erweitert diesen Vorsorgeansatz daher deutlich.
Mit Einführung der Gruppenprophylaxe seit den 1990ern hat sich die Zahngesundheit der Kinder erheblich verbessert. Das Programm „Junge Zähne“ soll diese nun sinnvoll ergänzen, indem es auch die Kleinkinder einbezieht, die nicht in die Kita gehen. „Uns ist die individuelle Beratung der Eltern zu Fragen der zahnmedizinischen Prävention bei ihren Kindern besonders wichtig. In dem neuen Programm werden deshalb die Mütter und Väter stärker mit einbezogen und unterstützt. So erhalten diese bei jeder Vorsorgeuntersuchung eine umfassende, dem Alter ihres Kindes entsprechende Beratung zur Mundhygiene und zahnfreundlichen Ernährung“, sagt Gerlinde König, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost. Durch den Einsatz eines Bonusheftes entstehen im Übrigen auch finanzielle Vorteile für die Eltern, falls ihr Kind später eine kieferorthopädische Behandlung benötigt.
Seit Oktober gibt es in Brandenburg eine ähnliche Kooperation zwischen der KZVLB und der BARMER GEK. Demnach können Jungen und Mädchen zwischen dem 10. und dem 30. Lebensmonat zwei Früherkennungsuntersuchungen nutzen, bei denen unter anderem das Kariesrisiko der Kleinkinder eingeschätzt wird. Potenziell können rund 6 000 Brandenburger Kinder diese zusätzlichen Untersuchungen nutzen.