Private Medical Schools

Standards nicht aufweichen

In Deutschland entstanden in den vergangenen Jahren immer mehr Private Medical Schools. Das Problem: Durch Kooperationen mit ausländischen Einrichtungen entziehen diese sich oft an wichtigen Stellen der Kontrolle in Deutschland.

„Eine Nivellierung der Ärzteausbildung nach unten durch einen bloßen Unterricht am Krankenbett darf es nicht geben“, machte Prof. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), auf dem MFT in Frankfurt deutlich. „Bei uns ist der Inhalt jeder Biersorte genau definiert, bei der Gesundheitsversorgung aber lässt man in Europa offen, was genau im Medizinstudium vermittelt werden muss.“

Diese Lücke werde von Franchising-Modellen privater Medical Schools ausgenutzt. Hier will sich der MFT stärker in die Debatten einbringen. Die Fakultäten haben deshalb eine Resolution zum Medizinstudium 2020 und zur Wissenschaftlichkeit in der Ärzteausbildung verabschiedet: die Resolution „Zur Gleichstellung von ärztlichen Mitarbeitern in vorklinischen, klinisch-theoretischen und klinischen Fächern im Tarif- und Versorgungsrecht“ und die Resolution „Zum ’Medizinstudium 2020’ und zur Wissenschaftlichkeit der Ärzteausbildung“.

Der Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Christoph Benz, vertrat die Zahnärzte auf dem Kongress. Er brachte die Sorge hervor, dass die Privaten sich durch ihre Kooperationen mit ausländischen Einrichtungen an wichtigen Stellen der Kontrolle in Deutschland entziehen.

Gleiche Regeln für alle EU-Universitäten

Laut dem Verband der Privaten Hochschulen gibt es in Deutschland vier Private Medical Schools: die Universität Witten/Herdecke, die Medical School Berlin, die Medical School Hamburg und den Asklepios Campus.

Die meisten Experten und Politiker sehen in dieser Entwicklung momentan jedoch keine Anzeichen zur Gefährdung deutscher Bildungsstandards. Der Grund: Auch private Hochschulen und Universitäten benötigen eine Akkreditierung in Deutschland. Diese werden von den jeweiligen Landesbehörden veranlasst. Womit auch für ausländische Hochschulen eine staatliche Aufsicht besteht.

Der Asklepios Campus in Hamburg ist Teil der Semmelweis Universität in Budapest und verspricht eine einmalige Ausbildung in Europa: einen staatlich anerkannten medizinischen Universitätsabschluss unter dem Dach eines führenden privaten Klinikbetreibers. Jedoch findet lediglich der klinische Teil des Medizinstudiums in Hamburg statt. Die theoretische Ausbildung ist Teil des deutschsprachigen Studiengangs der Semmelweis Universität. Der Unterricht orientiert sich dabei am ungarischen Curriculum.

Tatsächlich ist die Semmelweis-Hochschule einer der ältesten europäischen Universitätsmedizinstandorte. Und verfügt damit unter Studenten und Professoren über ein hohes Maß an Vertrauen. Ungarn ist außerdem seit 2004 EU-Mitglied: Für alle, die sich im europäischen Bildungsraum bewegen, existieren die gleichen Anforderungen.

Die zweite Private Medical School ist die Medical School Hamburg. Sie hat den Studienbetrieb zum Wintersemester 2010 aufgenommen. Zum Wintersemester 2012 öffnete die Medical School Berlin ihre Türen. Vergleichsweise alt ist dagegen die 1983 gegründete Universität Witten/Herdecke, deren exzellente Medizin- und Zahnmedizinausbildung vielfach belegt ist. In Uni-Rankings liegt sie regelmäßig an der Spitze.

Bislang noch keine eindeutige Evaluation

Die Ausbildungssituation an Private Medical Schools kann also gut sein. Viele Fachleute fragen sich allerdings, ob die praktische Ausbildung in Schulen, die kooperieren, vollumfänglich und qualitativ geleistet werden könne. Eine valide Aussage hierzu lässt sich allerdings noch nicht treffen, da es noch zu wenige Absolventen in Deutschland gibt.

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