Deutscher Zahnärztetag

Eure Vision ist unsere Zukunft

Approbationsordnung, Flüchtlingsversorgung, Bachelor-DH – das waren die wichtigsten Themen auf der Bundesversammlung der BZÄK am 30. und 31. Oktober in Hamburg. Die bekannten Daueraufreger also.

Beispiel gefällig? Vielleicht die zahnärztliche Approbationsordnung (AO) von – jetzt bitte festhalten – 1955. Seit mehr als einer Dekade kämpft die Zahnärzteschaft für eine Überarbeitung. Schon vor etlichen Jahren legte sie der Politik dazu eine Novelle vor. Seitdem heißt es warten. Warten auf das BMG.

Warten auf das BMG

Diesen Umstand beklagt nicht nur der hessische Zahnärztepräsident Dr. Michael Frank: „Die von uns ausgearbeitete Approbationsordnung liegt seit Langem fertig in der Schublade. Es liegt am Bundesgesundheitsministerium, sie umzusetzen!“ Auch sein bayerischer Kollege Michael Schwarz hatte die Delegierten bei seiner Wortmeldung hinter sich: „Die Politik stochert bei der Approbationsordnung im Nebel.“ Dr. Thomas Breyer aus Sachsen, Vorsitzender der Bundesversammlung, fasste den Unmut in zwei Sätze: „Wir fordern seit Jahren eine Verbesserung der zahnmediznischen Ausbildung und die Politik verschiebt die Approbationsordnung auf den Sankt Nimmerleinstag. Das ist nicht in Ordnung.“

Dass die Politik die Umsetzung aussitzt, wies die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz (CDU) zurück. „Wir wollen Schritt für Schritt verlässliche Veränderungen schaffen“, begründete sie den langen Stopp. Geplant sei, zuerst Modellstudiengänge einzurichten, um dann an die Gesamtreform zu gehen. Eine Vorgehensweise, von der Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, stark abrät: Gerade die AO bilde die Grundlage für einheitliche Modellstudiengänge – nicht umgekehrt.

Für Widmann-Mauz stellt sich der kausale Sachverhalt genau andersherum dar: Die Vergleichbarkeit der Modellstudiengänge werde hinterher durch das Staatsexamen gewährleistet. Von einer Bachelorisierung der Zahnmedizin könne dennoch keine Rede sein. Ankündigungen, auf die nicht nur Dr. Wilfried Beckmann vom Berufsverband der Privatzahnärzte mit Skepsis reagierte: „Im Kern geht es doch darum, inwiefern die Zahnmedizin integraler Bestandteil der Medizin ist. Diese Frage beantworte ich mit Ja. Aber das gilt eben nicht in der Struktur. Hier brauchen wir Souveränität, um unsere Patienten adäquat versorgen zu können.“

Lob seitens der Politik gab es für den Einsatz bei der Flüchtlingsbehandlung. Mit Blick auf die bislang unklaren rechtlichen Regelungen auf Länderebene hob allerdings auch Widmann-Mauz die Notwendigkeit hervor, auf Basis des Asylbeschleunigungsgesetzes klare Leistungsbeschreibungen zu erstellen. Wie der „Versorgungsalltag“ derzeit aussieht, beschrieb Dr. Bernd Krämer, Stuttgart: „Wir verstoßen gegen das Patientenrechtegesetz, weil wir die Flüchtlinge aufgrund der Sprachbarriere nicht verständlich aufklären können. Hier brauchen wir eine Lösung!“

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Die Bundesversammlung der BZÄK

670.000 h Fortbildung

In welchem Maß sich die Zahnärzte kontinuierlich weiterqualifizieren, führte BZÄK-Vizepräsident Prof. Christoph Benz aus: Insgesamt 670.000 Fortbildungsstunden absolvierten sie 2014, 85 Prozent davon über Veranstaltungen der Kammern. Benz: „Der Zahnarzt sucht keine Schnittchen-Fortbildung, sondern eine Fortbildung auf hohem Niveau. Die Kammern mit ihren Strukturen garantieren hier die höchsten Standards.“ Zweiter Daueraufreger: die Bachelor-DH. Seit Oktober sind die ersten Absolventinnen der praxisHochschule Köln auf dem Markt. Mit einer Qualifizierung, die den Delegierten zufolge nicht nur teuer ist, sondern schlicht am Bedarf der Zahnarztpraxen vorbeigeht.

Deshalb war man sich einig: Die Kammern müssen die Vorteile ihrer DH-Aufstiegsfortbildung klar herausstellen. „Wir brauchen bei der DH einen substanziell aufgestellten Beruf mit klaren Qualifikationen“, sagte Beckmann. „Wir müssen Chancen eröffnen.“ Pläne, die Ausbildungsverordnungen der DH sowie der ZFA zu modifizieren, gibt es bereits. „Aus meiner Sicht müssen wir keine Angst haben, dass uns die Leute die Arbeit aus der Hand reißen. Im Gegenteil, wir haben Mühe, dass uns jemand zur Hand geht“, bewertete Niedersachsens vormaliger Kammerpräsident Dr. Michael Sereny das Thema im Spannungsfeld von Delegation und Substitution. „Wir müssen das Berufsbild der ZFA attraktiver gestalten“, betonte BZÄK-Vizepräsident Prof. Dietmar Oesterreich.

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel ergänzte: „Wir sollten uns auf die Entwicklungen vorbereiten. Dazu gehören die Diskussion um Mindestdauer und -standards der zahnmedizinischen Ausbildung, das Verhältnis zu „Heilhilfsberufen“ inklusive Substitution sowie die Überprüfung von Berufszugangs- und Berufsausübungsregeln unter dem Deckmantel des Wettbewerbs.“

Wie wichtig es ist, dass die Selbstverwaltung auch gelebt wird, verdeutlichte Oesterreich: „Eine Herausforderung ist, die junge Generation in die zahnmedizinische Versorgung und in die standespolitischen Gremien zu bekommen.“ Dass es dabei nicht so sehr um die Generation Y, sondern um die Zukunft der zahnärztlichen Berufsausübung geht, hob Zahnarzt Ingmar Dobberstein, Berlin, hervor: „Jede Generation ist ihren Weg gegangen. Auch die Generation Y wird das auf ihre Weise tun. In jedem Fall kann man es sich sparen, diese Generation ergründen zu wollen.“

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