Neu aufgestellt
Gibt es jetzt einen Richtungswechsel in der FVDZ-Verbandspolitik? Das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen: Harald Schrader, Zahnarzt in Schwarzenbek (Schleswig-Holstein) und langjähriger Versammlungsleiter der Hauptversammlung, erhielt im zweiten Wahlgang die Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Er übernimmt das Amt von Kerstin Blaschke, die den Verband zwei Jahre lang führte, sich aber im ersten Wahlgang nicht durchsetzen konnte.
Schrader behauptete sich mit 80 zu 71 Stimmen gegen Dr. Michael Betz, den bisherigen stellvertretenden Bundesvorsitzenden. Gemeinsam mit den neu gewählten Stellvertretern Dr. Peter Bührens aus Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) und Dr. Gudrun Kaps-Richter aus Heilbronn (Baden-Württemberg) wird Schrader den Verband in den nächsten zwei Jahren leiten. Als wichtigstes Ziel sehe er die Sicherung der wirtschaftlichen Grundlage der freiberuflich tätigen Zahnärzte und der flächendeckenden wohnortnahen Versorgung, erklärte er nach der Wahl. Im Mittelpunkt stehe auch die Zusammenarbeit mit den Körperschaften.
In ihrer Rede auf der Hauptversammlung monierte die bis dato amtierende Bundesvorsitzende Kerstin Blaschke die ständigen Angriffe der Politik auf die Freiberuflichkeit. Freiberufliche Strukturen sicherten die flächendeckende zahnärztliche Versorgung in Deutschland. Das Versorgungsstrukturgesetz mit seiner Ausweitung der Möglichkeiten für MVZs sei eine schallende Ohrfeige für alle freiberuflich arbeitenden Ärzte und Zahnärzte, sagte sie: „Wir müssen uns wehren, sonst stirbt die Freiberuflichkeit stückchenweise.“ Der Verband müsse sich professionell aufstellen und als Vordenker und Wegbereiter fungieren, forderte sie.
Nur vorübergehend angestellt
Hauptthema der Debatten war die Frage, wohin sich die Freiberuflichkeit entwickelt, während der Trend zum Angestelltenverhältnis in der Zahnärzteschaft steigt. Dass angestellte Zahnärzte ebenso freiberuflich tätig sind wie ihre niedergelassenen Kollegen, darin war sich die Mehrzahl der Delegierten einig. Freiberuflichkeit messe sich an Therapiefreiheit und Weisungsungebundenheit.
Der KZBV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer, gleichzeitig Delegierter der Hauptversammlung, forderte: „Wir brauchen eine politische Handlungsgrundlage vom FVDZ. Und wir müssen anfangen, über Themen der Versorgung hier zu reden.“ Er betonte, dass zur Freiberuflichkeit zwingend die Gemeinwohlverpflichtung gehöre. Es gelte, die Balance zwischen Freiheit und Verantwortung zu wahren. Dem pflichtete beispielsweise Jost Rieckesmann, Westfalen-Lippe, bei: Freiberuflichkeit bestehe aus Freiheit und Verantwortung. Das eine könne es ohne das andere nicht geben.
Viele junge Kollegen wollten zunächst im Angestelltenverhältnis Erfahrungen sammeln, bevor sie selbstständig werden, ergänzte Linda Beck vom Netzwerk Young Dentists. „Wir wollen aber in die Niederlassung, wir sehen das Berufsbild so, wie es immer gesehen wurde.“
###more### ###title### Die freiberufliche Praxis muss gestärkt werden ###title### ###more###
Die freiberufliche Praxis muss gestärkt werden
In einer Resolution sprachen sich die Delegierten dafür aus, die freiberufliche Versorgung zu stärken. Freiberufliche Praxen dürften keinem verzerrten Wettbewerb mit stationären Einrichtungen oder kommunal getragenen Versorgungszentren ausgesetzt werden, heißt es dort. Maßstäbe, die bei stationären Einrichtungen, Kliniken und großen Versorgungszentren angewendet werden, seien im zahnärztlichen Bereich weder umsetzbar noch im Interesse des Patientenschutzes sinnvoll. Weiter verabschiedeten sie Kernpunkte zur freiberuflichen zahnärztlichen Praxisführung.
Mit einem Festakt im Rahmen der Hauptversammlung feierte der Verband sein 60-jähriges Jubiläum. Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, bekannte sich zur Freiberuflichkeit im Gesundheitswesen, kritisierte aber, dass der Staat immer mehr in die Mündigkeit des Einzelnen eingreife.