Hermann Gröhe besucht Pflegeheim

Prophylaxetermin mit Minister

Die zahnmedizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen bleibt ein heißes Thema. Wie diese im Idealfall aussehen kann, erlebte Gesundheitsminister Gröhe beim Besuch des Münchner Caritas-Hauses St. Nikolaus. Dort lernte er auch die ver- bleibenden Baustellen in diesem Versorgungszweig kennen – und den Humor von Patientin Frau König.

Fußläufig vom Englischen Garten entfernt liegt im Münchner Norden das Caritas-Haus St. Nikolaus. 2008 erbaut beherbergt das Pflegeheim 170 Bewohner, um deren Wohl sich 128 Caritas-Mitarbeiter und das Projekt Teamwerk von Zahnarzt Dr. Cornelius Haffner kümmern. Das Projekt bietet ein duales Konzept zur zahnärztlichen Versorgung vor Ort durch regelmäßige Schulungen der Pflegekräfte, wiederkehrende Präventionsmaßnahmen und mobile Behandlungen durch einen Patenzahnarzt. Am letzten Prophylaxetermin nahm auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe teil. Er folgte damit einer Einladung von KZBV-Chef Dr. Wolfgang Eßer, um sich einen Eindruck der zahnmedizinischen Versorgung zu machen, wie sie durch Kooperationsverträge schon in rund 2.000 Pflegeeinrichtungen in Deutschland Realität ist. Zuvor erhielt Gröhe bei einem Arbeitstreffen mit Dr. Eßer, Dr. Haffner, Pflegedienst- und Heimleitung sowie Dagmar Grabner und Dr. Elisabeth Fix vom Caritasverband einen Überblick zur aktuellen Versorgungssituation und den verbleibenden Problemlagen.

Pflegepersonal braucht Zeit für die Prävention

Dem Pflegepersonal müsse nicht nur das Wissen zur richtigen Pflege von Prothesen, Implantaten und dem Restzahnbestand vermittelt, sondern auch die dafür dringend benötigte Zeit gewährt werden, erklärte Dr. Haffner dem Minister. „Nur der Zahnarzt reißt nix, wenn die Pflege nicht mitmacht.“ Und nur die richtige Prävention helfe, Folgekosten durch Akutbehandlungen, vor allem aber auch unnötige Leiden der Pflegebedürftigen zu vermeiden, ergänzte Dr. Eßer und betonte, dass der Berufsstand wichtige Impulse gesetzt habe, um die Situation Pflegebedürftiger in Heimen, aber auch in der ambulanten Versorgung kontinuierlich zu verbessern. Dr. Eßer: „Die Zahnärzteschaft will damit erreichen, dass alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu einer bedarfsadäquaten zahnärztlichen Versorgung erhalten.“

Dieser Zugang werde aktuell noch von einer Vielzahl verschiedener Faktoren behindert. Haffner etwa berichtete, dass den Behandlern von Seiten der Angehörigen – die aufgrund der zurückhaltenden Informationspolitik der Kassen häufig nichts von dem Rechtsanspruch der Pflegebedürftigen wüssten – große Skepsis aus Angst vor etwaigen Folgekosten entgegenschlage. Dr. Vix betonte, dass es fernab aller politischen Rahmenbedingungen wichtig sei, offen den teilweise extrem schlechten Zahnzustand von Pflegebedürftigen thematisieren zu können, wozu es eine Enttabuisierung der Intimsphäre Mundraum brauche. Letztlich sorgte sich auch Gröhe unnötig um die Intimsphäre von Patientin Ingrid König. Die resolute Dame gab dem Minister in breitem Bayerisch gern Auskunft – und zum Abschied noch einen Schwank von ihrer erster Akutbehandlung mit auf den Weg. „Ei geh weidda, I seh da fei nix“, habe der schnoddrige Behandler geschimpft, nachdem er mit „stinkerten Fingern“ in ihrem Mund rumgesucht habe. „I hab gdacht, I beiß den zammen“, sagte König und verschluckte sich fast an ihrem derben Lachen.

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