Nachwuchsförderung

Heute schon an morgen denken

Die Generation Y beschäftigte die Öffentlichkeitsbeauftragten auf ihrer Koordinierungskonferenz von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV). Am 8. und 9. Mai dieses Jahres gingen sie in Baden-Baden der Frage nach, welche Erwartungen junge Zahnärzte an ihren Beruf haben, und, genauso wichtig, wie sie die Berufspolitik erreichen kann?

Der Vize-Präsident der BZÄK, Prof. Dietmar Oesterreich, erinnerte zum Auftakt an den „Rahmen“ innerhalb dessen sich die Fragestellung bewege: Es sei berufspolitische Aufgabe der Zahnärzteschaft und deren Berufsorganisationen BZÄK und KZBV, die zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Hierfür bedürfe es nicht nur, sich um den Nachwuchs in den Praxen zu kümmern, sondern auch, junge Menschen für die zukünftigen standespolitischen Belange zu gewinnen. Zwar sei nach wie vor die Übernahme einer Einzelpraxis die häufigste Form der Niederlassung, doch gebe es klar erkennbare Tendenzen, dass sich nachfolgende Generationen der Zahnärzte lieber und länger anstellen ließen.

Dies vor allem deshalb, weil viele Berufsanfänger in einer Anstellung eine größere Chance sähen, Familie und Beruf vereinen zu können als in der Niederlassung. Oesterreich: „Wir müssen ein Bewusstsein schaffen für die Anliegen der Jüngeren – und die Selbstverwaltung danach ausrichten.“ Gerade hier seien die jetzigen Aktiven in der Standespolitik aufgerufen, sich um die Situation der nachwachsenden Generationen in den Praxen und der Berufsvertretung zu kümmern.

Für die BZÄK präsentierte deren Vizepräsident, Prof. Dr. Christoph Benz, einen Katalog an Maßnahmen, die geeignet sein könnten, um die Niederlassung als Berufsausübungsform attraktiver zu machen. Gestützt auf diverse Studien und Umfragen nannte er etwa die beratende Unterstützung, wenn es um die Beherrschbarkeit des finanziellen Risikos, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Vorbereitung auf unternehmerische Aspekte im Beruf geht. Auch wenn Kammern und KZVen hier schon vieles tun würden, um angehende und junge Zahnmediziner für die Niederlassung zu unterstützen, seien gerade dies die Zukunftsfelder für die Berufsverbände, auf denen sie sich bewähren müssten. „Wir dürfen als Verbände nicht die öde, arrogante Behörde zu geben“, so Benz.

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Potenzial erkennen

Als Vertreterin einer „neuen“ Generation, der sogenannten „Generation Y“, brachte Dr. Steffi Burkhart, 29-jährige Akademie-Leiterin beim Unternehmen GEDANKENtanken, den Teilnehmern in ihrem Vortrag die Lebenswelt von einem Großteil heutiger Berufsanfänger näher. Die Trainerin, Autorin und Dozentin betonte deren Wunsch nach flachen Hierarchien, Teamarbeitsmodellen und einer direkten Beteiligung an Unternehmensentscheidungen. „Die Generation Y stellt zwar vieles infrage, ist aber auch bereit, Verantwortung zu übernehmen“, erklärte Burkhart. Gerade angesichts des Fachkräftemangels müsse man das Potenzial junger Mitarbeiter erkennen und fördern.

Das Bedürfnis, flexibel und mobil zu sein, könnte gerade ein Hauptgrund sein, warum sich junge Zahnärztinnen und Zahnärzte scheuen würden, in die Niederlassung zu gehen und sich stattdessen lieber – mitunter sogar nur auf Zeit – anstellen lassen würden. Denn so könnten häufig auch Beruf und Familie besser unter einen Hut gebracht werden. Dabei erscheine das Arbeiten in Verbänden und Teams (etwa in Berufsausübungsgemeinschaften) mit geregelten Arbeitszeiten vielen Berufsanfängern oft lukrativer als ein „Einzelkämpfertum“ in der Niederlassung.

Als „Meister der Improvisation“ nannte KZBV-Vize, Dr. Jürgen Fedderwitz, die Angehörigen der Generation Y, die vielfach mit altbekannten Strukturen brechen würden, und, was die Berufsausübung angehe, auch oft nicht mehr nur in der Niederlassung die alleinige Wahl sähen. Allerdings müssten sie, wie die Vorgängergenerationen auch, innerhalb eines „magischen Vierecks“ ihre Entscheidung treffen, wie sie den Beruf des Zahnarztes ausführen wollten: Fedderwitz nannte die Aspekte „Privat“ (Familie/Leben), „Fachlicher Anspruch“ (Generalist/Spezialist), „Umsetzung im Beruf“ (Selbstständigkeit/Angestelltenstatus) und „Gesundheitssystem Deutschland“ (GKV/PKV) als Kernelemente des Vierecks. Für die Standespolitik gelte es, „Anstöße zu geben, warum es sich lohnt, in die Selbstständigkeit und die Niederlassung zu gehen“, so Fedderwitz, „aber auch, den Blickwinkel zu ändern auf die Leute, die wir ansprechen wollen“.

Dr. Nele Kettler, Referentin beim Institut der deutschen Zahnärzte (IDZ), konkretisierte das Berufsbild angehender Zahnärzte weiter: Für sie gelte das Motto „Leben beim Arbeiten“, demzufolge der Beruf auch Spaß bereiten soll. Typisch sei auch, dass viele Berufsanfänger eher in der Stadt als auf dem Land arbeiten wollten. Kettler: „Je kleiner die Orte sind, desto weniger wollen dort arbeiten.“ Auch habe das IDZ in einer Studie herausgefunden, dass die „Y“-er den Beruf an den Zielen und Wertvorstellungen der eigenen Gedankenwelt messen würden. Dabei erscheine die zahnärztliche Tätigkeit als ein ganz normaler Beruf unter vielen.

Kai Becker, Vorsitzender des Bundesverbands der Zahnmedizinstudenten in Deutschland (BdZM) und selbst im achten Semester, forderte, dass die Standespolitik für Berufsstarter wieder attraktiv werden muss. Dazu biete sich über die Fachschaften ein früher Kontakt zu Studierenden an. Becker berichtete auch über die Roadshow „ZahniCampus,“ bei der der BdZM und die Alumni alle Uni-Standorte besuchen, mit dem Ziel, die Studenten auf die spätere Praxiswirklichkeit vorzubereiten.

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Soziale Netzwerke nutzen

Auf jeden Fall schickt sich die Generation Y an, die Führung in Unternehmen zu übernehmen, betonte der Direktor der Medizinischen Hochschule Hannover, Dr. med. Urs Vito Albrecht. Somit stelle sie auch im zahnärztlichen Bereich die nächste Generation der Praxisinhaber dar. Albrecht, der IT-Anwendungen und Apps im Gesundheitsbereich entwickelt, plädierte dafür, sich den neuen Medien zu öffnen, sowohl als Betriebsführer einer Zahnarztpraxis als auch als Berufsverband.

Dies betreffe nicht nur die Errichtung einer eigenen Internet-Homepage für die Praxis, die Albrecht als Standard bezeichnete. Vielmehr könne man die modernen technologischen Möglichkeiten in eine Gesamtstrategie einbinden und sie auch zur Patientenakquise und -bindung nutzen.

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