Deutscher Zahnärztetag 2015

Interdisziplinär, zukunftsgerichtet, kontrovers, patientengerecht

Heftarchiv Zahnmedizin
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Der wissenschaftliche Teils des Deutschen Zahnärztetages in Frankfurt hatte das Thema „Zahnmedizin interdisziplinär Update 2015“. Mitgestaltet wurde die Mammutveranstaltung von 30 Fachgesellschaften und Arbeitskreisen, die aus ihren Reihen über 200 Referentinnen und Referenten entsendeten. Die Vorträge, Workshops, Seminare, Kurzreferate und Poster-Demonstrationen spiegelten den wissenschaftlichen Forschungsstand der Zahnmedizin wider.

Die Hauptvorträge befassten sich mit der Haltbarkeit von Zahnversorgungen. Oft ist der Zahnarzt überfragt, wenn der Patient wissen will, wie lange die geplante Versorgung denn wohl halten wird. Nun kann er sich auf klare Aussagen aus der Wissenschaft beziehen, denn drei Referenten stellten die aktuelle Datenlage in den Bereichen Implantologie, Prothetik und Parodontologie vor.

Prognosen für geschädigte Zähne und ihren Ersatz

Immer ging es um die Prognose eines parodontal geschädigten Zahnes, der aus verschiedenen „Fachrichtungen“ beleuchtet wurde.

Der Prothetiker: Prof. Dr. Guido Heydecke, Hamburg, stellte aus einer großen Literaturübersicht die Überlebensraten von festsitzendem und herausnehmbarem Zahnersatz zusammen. Er sagte, dass bei konventionellen Brücken in ausgewählten Studien bei ausgewählten Patienten eine Überlebensrate von 90 Prozent nachgewiesen wurde. Eine nicht im ständigen Recall kontrollierte Klammerprothese jedoch überlebt eine zehnjährige Tragedauer nur zu 50 Prozent. Er forderte daher: „Sehen Sie zu, dass Sie die Patienten in einen regelmäßigen Recall bekommen!“

Für Prof. Dr. Florian Beuer, Berlin, auch Prothetiker, ist das Vorgehen ganz klar: „Zuerst wird das Parodont saniert, dann wird überlegt, welche Position dieser Zahn in der geplanten Versorgung einnehmen wird. Sollte er zum Pfeilerzahn werden, braucht er auf jeden Fall eine weitere Abstützung.“ Wichtig für die Planung eines Zahnersatzes sei auch, dass der Patient die Pflege zuverlässig alleine bewerkstelligen kann. „Achten Sie auf die manuellen Fähigkeiten Ihres Patienten beziehungsweise bedenken Sie, dass sich diese nur verschlechtern werden im Laufe der Tragezeit!“ Fazit: „Wenn Sie das alles bedenken, kann auch ein abnehmbarer Zahnersatz über 15 Jahre lang gut seinen Dienst tun.“ Seine vorgestellten Daten belegten eine Langzeitprognose von rund 95 Prozent über diesen Zeitraum.

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Prognosen für geschädigte Zähne und ihren Ersatz

Die Parodontologin: Damit eine Langzeitprognose für die Therapie eines parodontal vorgeschädigten Zahnes erfolgreich ist, forderte PD Dr. Bernadette Pretzl aus Heidelberg, dass sich der behandelnde Zahnarzt intensiv mit dem Fach Parodontologie auseinandersetzt. Damit unterstrich sie die einhellige Meinung aller Referenten, „Nicht nur der Patient, auch der Zahnarzt ist ein limitierender Faktor für die Prognose eines Zahnes.“ Sie verlangte mehr Fachkenntnis, besser noch eine Spezialisierung. Gleich- zeitig empfahl sie, nikotinabhängige Patienten in Raucherentwöhnungsprogramme zu integrieren. Denn Untersuchungen hätten ergeben, dass derartige Programme, die in einer Zahnarztpraxis angeboten werden, eine langfristige Effizienz zeigen.

Der Implantologe: Prof. Dr. German Gomez-Roman aus Tübingen ging der Frage nach der Prognose von Implantaten nach. Vor über 75 Jahren erstmals eingesetzt und seit mehreren Jahrzehnten wissenschaftlich begleitet, so präsentieren sich Implantate heute mit einer gut dokumentierten Datenlage. Zwar haben sich die einzelnen Produkte immer wieder verändert, ihre Formen, Oberflächen und Längen optimiert, aber grundsätzlich gelten Implantate heute für viele Patienten als das Mittel der Wahl. Gewisse Voraussetzungen müssten allerdings gegeben sein, formulierte er: „Ein ausreichendes Knochenangebot muss vorhanden sein, die Implantatpflege sowie eine Compliance, sprich ein regelmäßiger Recall, müssen gewährleistet sein!“ Auf die Frage nach der Therapie, wenn sich ein Implantatbett entzündet habe, antwortete der Zahnmediziner: „Ab einem Attachmentverlust von über 5 mm nehme ich es wieder heraus!“

Uneins war man sich während der Podiumsdiskussion, ob bei einer Periimplatitis sondiert werden soll. Prof. Dr. Gomez-Roman sondiert nicht, um die Bakterien nicht noch weiter „in die Tiefe zu bringen“. Prof. Dr. Dr. Wagner, Mainz, hat keine negativen Erfahrungen gemacht und sondiert auf jeden Fall. „Ich will ja wissen, woran ich bin!“ Einig war man sich darin, dass Zahnersatz immer entsprechend der individuellen Bedürfnisse des Patienten ausgewählt werden sollte.

###more### ###title### Kariestherapie – invasiv oder non-invasiv? ###title### ###more###

Kariestherapie – invasiv oder non-invasiv?

Das Parallel-Programm der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) behandelte das für die Praxis aktuelle Thema „Kariestherapie – invasiv oder non-invasiv?“. Prof. Ulrich Schiffner, Hamburg, führte mit seinem Hauptvortrag in die Thematik ein. Die Basics seien klar: Karies muss als steter dynamischer Prozess verstanden werden, der im ungünstigen Fall progressiv verläuft, optimalerweise aber durch die präventive Intervention stagnieren oder sogar ganz ausheilen kann.

Die zentrale Frage laute daher, inwieweit die etablierten Präventionsmaßnahmen auch an vorhandenen, nicht kavitierten kariösen Läsionen (Schmelzkaries, Initialkaries) erfolgreich eingesetzt werden und zu einer Progressionsreduktion, einer Arretierung oder sogar einer vollständigen Ausheilung führen können. Seine Erfahrung: Die Fluoridierung und die Fissuren- und Grübchenversiegelung sind nicht nur präventiv effektiv, sondern können durchaus auch zu einer Arretierung nicht kavitierter kariöser Läsionen beitragen.

Beim Thema Approximalkaries rückte Dr. Andreas Schult M.Sc., Bad Bramstedt, die Möglichkeit der Kariesinfiltration in den Vordergrund und demonstrierte die Arretierung kariöser Approximalflächen mithilfe dieser Methode. Der Referent machte deutlich, dass man hierzu praktische Erfahrungen benötige, und erinnerte an die Notwendigkeit eines reproduzierbaren Röntgenbildes, um einen präzisen Vergleich im Kariesmonitoring zu ermöglichen. Er plädierte dafür, dem Patienten eine Informations-Card auszuhändigen und unbedingt Kofferdam anzulegen.

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Kariestherapie – invasiv oder non-invasiv?

Prof. Dr. Karl-Heinz Kunzelmann, München, stellte die Möglichkeit einer substanzschonenden Kariesexkavation vor, was deutlich geringere endodontische Maßnahmen und Restaurationsverfahren nach sich ziehe. Er gab einen umfassenden Überblick über die derzeit verfügbaren Exkavationsverfahren beziehungsweise die Möglichkeiten, den Endpunkt bei der Kariesexkavation zu objektivieren. Dabei ging er insbesondere auf die verfügbaren Möglichkeiten – Polymerfräser (Polybur) und fluoreszenzbasierte Kariesexkavation (FACE) – ein.

Anhand der dargestellten Untersuchungen konnte er bei Einsatz der restriktiven Exkavationsverfahren ein weniger invasives Vorgehen um 0,5 bis 0,9 mm im Dentin nachweisen. Damit dürfte es in einer Vielzahl von Fällen gelingen, die Pulpa nicht zu eröffnen und damit vital zu erhalten. Als wichtige Voraussetzung für einen langfristigen Behandlungserfolg verwies Kunzelmann auf die Adhäsivtechnologie und den damit möglichen dichten Verbund zwischen Zahn und Restaurationsmaterial.

Dieser Aspekt wurde anschließend von Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg, gesondert aufgearbeitet. Er stellte heraus, wie wichtig es sei, die Kavitäten-Ränder kariesfrei zu gestalten, um in der Peripherie einen möglichst optimalen Klebeverbund zu generieren. Als weitere Quintessenz verwies der Referent auf die grundsätzliche Eignung der konventionellen Etch-and-Rinse- und der jüngeren Universal-Adhäsivsysteme für den klinischen Alltag. Abgerundet wurde die Vortragsreihe durch PD Dr. Falk Schwendicke, Berlin, und die Feststellung, dass weniger invasive Therapieansätze langfristig mit einer Kostenersparnis einhergehen, „weil ja nicht so viel repariert werden muss“.

###more### ###title### Migration und Prophylaxe ###title### ###more###

Migration und Prophylaxe

Unter dem Titel „Mundgesundheit bei Kindern mit Migrationshintergrund: weniger Karies – mehr soziale Gerechtigkeit erreichen“ wurde ein Workshop der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) zusammen mit dem Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten (IME) veranstaltet. Prof. Norbert Krämer, Präsident der DGKiZ, wies darauf hin, dass die Thematik durch die aktuelle Flüchtlingswelle künftig noch an Brisanz gewinnen werde. Hier bestehe aktueller Handlungsbedarf.

Dr. Reinhard Schilke, MH Hannover, legte dar, dass Zahnärzte schon die schwangeren Mütter für das richtige Prophylaxe-Verhalten gewinnen müssen, um die frühkindliche Karies bei (Klein-)Kindern aus Migrantenfamilien zu bekämpfen. Bei einem entsprechenden Projekt an seiner Hochschule sei bei den zahnärztlich begleiteten Teilnehmern – den Müttern seit Schwangerschaftsbeginn und später ihren Kindern von den ersten Lebensmonaten an – dreimal weniger Karies aufgetreten als bei einer unbegleiteten Kontrollgruppe.

Mit einem Erfolgsprinzip von Gruppen- Prophylaxe-Aktivitäten zur Kariesprävention bei Kindergarten- und Schulkindern aus sozialen Risikogruppen, insbesondere mit Migrationshintergrund, beeindruckte Prof. Dr. Christian Splieth aus Greifswald. Er erläuterte die Situation in Mecklenburg-Vorpommern. In Schulen und Kindergärten könnten hier – neben einer guten Erreichbarkeit vieler Kinder – prägendes Verhalten durch Training der „Kulturtechnik Zähneputzen“ in der Gruppe eingeübt sowie eine regelmäßige Fluoridierung gewährleistet werden – unabhängig vom kulturellen Hintergrund. Die Kariesprobleme bei Migranten seien fast immer auf mangelhaftes Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta zurückzuführen. Die Fluoridierung mit Plaque-Entfernung sei bei dieser Patientenklientel weitaus effektiver als eine Ernährungslenkung, so der Referent.

Ramazan Salman vom Ethno-medizinischen Zentrum e. V. in Hannover leitete aus seinem Thema „Nicht stigmatisieren, sondern differenzieren – verschiedene Erklärungsansätze für das hohe Karies-Risiko bei Kindern mit Migrationshintergrund“ Konsequenzen für die praktische Präventionsarbeit ab. Jeder fünfte Bürger verfüge über einen Migrationshintergrund, und es sei erwiesen, dass Migranten sich häufig weniger präventionsaffin zeigen. Der Zugang hierzu müsse ihnen durch den Abbau kultureller und sprachlicher Hindernisse erleichtert werden. Der Referent wünschte sich daher eine intensivierte Ausbildung von Zahnärzten und Prophylaxe-Fachkräften bezüglich dieser interkulturellen Themen. Er berichtete davon, dass an der MH Hannover bereits Vorlesungen in interkultureller Zahnmedizin implementiert würden.

###more### ###title### Einblicke in die Forensische Zahnmedizin ###title### ###more###

Einblicke in die Forensische Zahnmedizin

Am Rande des Kongresses traf sich eine Reihe von nationalen und internationalen Teilnehmern zur diesjährigen Jahrestagung des AKFOS (Arbeitskreis forensische Zahnmedizin). Einen Tag lang wurden spezielle juristische Themen, Kindesmisshandlungen aus zahnärztlicher Sicht (demnächst mehr hierzu in den zm), die forensische Altersdiagnostik und internationale Identifizierungseinsätze präsentiert. Die Vorträge wurden aufgrund ihrer hohen Relevanz für die Praxis auch von nicht Arbeitskreis-Mitgliedern gut besucht. Im kommenden Jahr begeht der Arbeitskreis sein 40-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung.

###more### ###title### MIH – die noch unbekannte Zahnerkrankung ###title### ###more###

MIH – die noch unbekannte Zahnerkrankung

Erstmals beschrieben wurde es 1987 – ein Phänomen, das bislang von Zahnärzten als beginnende kariöse Läsion angesehen oder einer Fluorose zugeordnet wurde: die Molaren-Inzisiven-Hypoplasie. Sie tritt vorwiegend an den zweiten Milchmolaren und/oder den Inzisivi auf, lässt das Zahnmaterial, sprich Schmelz und Dentin, einfach „wegbröseln“ und bereitet Kindern starke Schmerzen, verursacht durch extreme Sensibilitätsstörungen. Die Epidemiologie ist erschreckend: Skandinavien hat in Dänemark mit einer Prävalenz von über 40 Prozent in manchen Regionen die Nase vorn.

Wissenschaftler und Praktiker sind gleichermaßen verzweifelt, weil es immer noch keinen Anhaltspunkt für die Ursache der Erkrankung gibt. Eines der Hauptprobleme für die Forschung skizzierte PD Dr. Jan Künisch, München: „Wir sehen die Kinder ja erst dann, wenn sie sechs Jahre alt sind. Dann können wir selten aus der Allgemeinanamnese auf mögliche Noxen schließen.“ Er forderte daher prospektiv angelegte Geburtskohortenstudien mit systematischer Erfassung aller Faktoren von Geburt an. Er zeigte Bilder von Zähnen mit inselförmigen Opazitäten, die „einfach anders aussehen, als eine Initialkaries“. „Seien Sie vorsichtig mit der Sonde, denn der MIH-Schmelz hat nur etwa ein Zehntel der Härte von gesundem Schmelz“, warnte er die Kollegen. Für ihn ist klar, dass die Therapie ausschließlich darin besteht, das Kind schmerzfrei zu bekommen.

Das kann einerseits durch eine direkte Versiegelung des Defekts, durch eine Rekonstruktion der Kaufläche mit Komposit oder durch eine Stabilisierung der Kontaktstellen erfolgen. Er erinnerte daran, dass die Schmelzschicht über der Pulpa, wenn überhaupt noch vorhanden, äußerst dünn und daher eine Thermosensibilität stark ausgeprägt sei. „Amalgam ist stark wärmeleitend und somit kontraindiziert! Komposit hingegen dient der Thermoisolierung und ist daher oft das Mittel der Wahl bei Kindern mit MIH-Zähnen. Prof. Dr. Dr. Norbert Krämer, Gießen, ging sogar so weit: „Ist der Zahn sehr stark beschädigt, dann schützen Sie ihn einfach mit einer Stahlkrone! So haben Sie gleichzeitig eine Art Lückenhalter.“

Apropos Lückenhalter: Diesem Thema war eine ganze Vortragsreihe gewidmet. Zusammenfassend lässt sich festhalten: Die größte Zahnwanderung erfolgt in den ersten drei Monaten nach einer Extraktion. Sie ist nicht geschlechterabhängig. Lückenhalter sind indiziert, wenn Sprache, Kaufunktion sowie Ästhetik gefährdet sind und mit einem Platzverlust der kieferorthopädischen Stützzone zu rechnen ist, empfahl Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey aus Greifswald.

###more### ###title### Zahnarzt kann leichte Apnoen therapieren ###title### ###more###

Zahnarzt kann leichte Apnoen therapieren

Von der Kieferorthopädie noch ein kurzer Abstecher zur Schlafmedizin: Einer der vielen parallel tagenden Fachgruppen war die Deutsche Gesellschaft für Zahnärztliche Schlafmedizin (DGZS). Inzwischen ist hin reichend bekannt, dass sogenannte Apnoen, die während des Nachtschlafs auftreten, zur chronischen Unterversorgung vieler Organe mit Sauerstoff führen und nicht nur für den oft letal endenden Sekundenschlaf verantwortlich sind, sondern auch für kardiovaskuläre Ereignisse wie den Herzinfarkt. Grund für diese apnotischen Zustände sind Verengungen des Luftraums im Rachenbereich.

Sie können rein organischer Natur sein, aber auch durch Sedativa, Noxen wie Alkohol und auch Adipositas getriggert sein. Therapie der Wahl ist häufig – neben chirurgischen Verfahren – die Sauerstoffüberdrucktherapie mit der CPAP-Maske. Viele Patienten jedoch kommen mit dieser Maßnahme nicht zurecht. Hier ist in vielen Fällen das Ansatzgebiet des Zahnarztes, der unbedingt auf Schlafmedizin spezialisiert sein müsse, wie die Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Susanne Schwarting, Kiel, forderte.

Sie erklärte, in welchen Fällen eine Therapie mit der Protrusionsschiene indiziert ist. „Der Patient darf keine zentrale Apnoe haben und auch Kiefergelenkbeschwerden gelten als Kontraindikation. Achten Sie darauf, dass der Patient eine Restbezahnung von mindestens zehn Zähnen aufweist.“ Wichtige Kriterien für die Versorgung mit einer Protrusionsschiene strich Dr. Alexander Meyer aus Wuppertal heraus. Voraussetzung sei die Diagnostik durch den Schlafmediziner, meistens ein Pneumologe, zum Beispiel im Schlaflabor.

Auf Überweisung werde dann vom Zahnarzt die Schiene angefertigt. Eine erneute Untersuchung im Schlaflabor mit eingesetzter Schiene müsse dann den Therapieerfolg bestätigen. Er erinnerte daran, „unbedingt eine lückenlose Dokumentation zu führen“. Nicht selten übernähmen sogar Gesetzliche Krankenkassen die Kosten der Protrusionsschienentherapie, da diese gegenüber der CPAP-Maske häufig kostensparender sei, so Meyer, „aber nicht alle Kassen sehen das gleich“.

###more### ###title### Lachgasanwendung in der Zahnarztpraxis ###title### ###more###

Lachgasanwendung in der Zahnarztpraxis

Die Lachgasbehandlung dient der Sedierung und leichten Anxiolyse und schließt in der Praxis die Lücke zwischen Lokalanästhesie und Vollnarkose. Dr. Dr. Wolfgang Jakobs, Speicher, betonte, dass diese Methode für den Praktiker immer wichtiger werde, angesichts der älter werdenden, oftmals multimorbiden Patienten. Hier könne man Angst und Stress abbauen und die oft vergesellschafteten kardiovaskulären Belastungen minimieren. Prof. Dr. Christian Splieth, Greifswald, wendet N2O für die Schmerzausschaltung bei Kindern sowie bei Patienten mit Würgereiz an.

Er lehnt das Verfahren anlässlich einer Caries-profunda-Behandlung jedoch ab. „Das dauert viel zu lange!“ Aber er empfiehlt diese Sedierung zum Beispiel für eine Glasionomerfüllungstherapie. Für sehr schwer behandelbare Kinder sei Lachgas kontraindiziert, es diene ausschließlich der Anxiolyse in nicht zu schweren Fällen, fasste die Moderatorin und Schmerztherapeutin Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer, Mainz, zusammen.

Der Anästhesist Prof. Jörg Weimann, Berlin, empfiehlt, dass ein Zahnarzt in der Praxis nur mit Lachgas sedieren soll, wenn er eine umfangreiche Schulung absolviert hat. „Eine korrekte Indikationsstellung ist Voraussetzung für die Gassedierung, Hände weg von einer Gefälligkeitsnarkose!“ Eine umfangreiche Aufklärung mit lückenloser Dokumentation verstehe sich von selbst. Die modernen Geräte lieferten alle ein bis zu 50-prozentiges N2O-Gemisch mit reinem O2, die Dosis sollte gut titrierbar sein, nach der Anwendung sei unbedingt reiner Sauerstoff über mehrere Minuten zu applizieren. Dadurch werde das Lachgas innerhalb von drei bis fünf Minuten abgeatmet und vollständig aus dem Körper eliminiert.

Ein Partialsauerstoffmonitoring sollte sein. Wichtig für Patienten, Behandler und Team: bodentiefe Fenster, eine gute Lüftbarkeit des Raumes, Vorsicht bei Schwangeren und Stillenden, das gelte auch für die begleitenden Mütter. Splieth beginnt mit der N2O- Anxiolyse bei Kindern mit fünf Jahren, hat aber auch bei kleineren Kindern ab vier Jahren positive Erfahrungen in seiner Klinik gemacht: „Das waren allerdings Asthmakinder, die bereits über eine gewisse Inhalationserfahrung verfügten.“

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