„Wir generieren die PAR-Kernbotschaften für die Bevölkerung“
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Was ist die EFP und welche Ziele verfolgt sie?
Die European Federation of Periodontology (EFP) ist der Dachverband von 29 nationalen parodontologischen Fachgesellschaften, die insgesamt rund 15.000 Mitglieder haben. Übergeordnetes Ziel ist die Förderung der Parodontalgesundheit als Teil der Allgemeingesundheit durch Aus- und Fortbildung, Forschung und Kommunikation. In diesem Jahr feiert die EFP das 25-jährige Jubiläum und wir hatten im April in Berlin eine große Festveranstaltung. Zu diesem Anlass konnten wir voller Freude und auch mit Stolz auf 25 Jahre Parodontologie in Europa zurückschauen – auf den großen Erfolg unserer EuroPerio-Kongresse, der bedeutendsten und größten Parodontologietagungen weltweit (die EuroPerio8 in London hatte im vergangenen Jahr annähernd 10.000 Besucher), auf unser hoch angesehenes wissenschaftliches Journal of Clinical Periodontology und auf die European Workshops on Periodontology, die weltweit führenden wissenschaftlichen Konsensuskonferenzen zu Schlüsselthemen der Parodontologie und Implantattherapie. Aufgrund all dieser Aktivitäten genießt die EFP ein sehr hohes Ansehen und gilt als die weltweit anerkannte Autorität in der wissenschaftlich fundierten Parodontologie.
Was waren die Schwerpunkte Ihrer EFP-Präsidentschaft?
Wir haben eine Konsensuskonferenz mit den europäischen Kariologen vorbereitet, die Ende dieses Jahres stattfinden wird. Weiter haben wir einen World-Workshop zusammen mit unseren amerikanischen Kollegen vorbereitet – zur Erarbeitung einer neuen weltweit gültigen Klassifikation von parodontalen und peri-implantären Erkrankungen im Jahr 2017. Und auch die Vorbereitungen für den nächsten EuroPerio-Kongress 2018 in Amsterdam laufen bereits auf Hochtouren.
Die EFP war seit jeher sehr gut darin, wissenschaftliche Evidenz zu generieren und diese global in der Fachwelt zu verbreiten. Allerdings haben wir es bisher nicht vermocht, diese Erkenntnisse genauso erfolgreich auch in die nichtspezialisierte Zahnärzteschaft, an die Patienten, in die Öffentlichkeit und zu den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern zu tragen. Deshalb haben wir als wichtigsten Schwerpunkt meiner EFP-Präsidentschaft eine europaweite Aufklärungskampagne mit dem Ziel gestartet, das Wissen und das Bewusstsein in der Bevölkerung aber auch in der Gesundheitspolitik über die Bedeutung parodontaler Erkrankungen, Gingivitis und Parodontitis, entscheidend zu verbessern. Basierend auf den Erkenntnissen und der Evidenz aus zwei bedeutenden EFP-Konsensuskonferenzen zur Prävention (die zm berichteten) und zu den Wechselwirkungen zwischen parodontaler und systemischer Erkrankung haben wir unter dem Motto „Periodontal Health for a better Life“ einige Kernbotschaften formuliert. Diese haben wir auf verschiedenen Wegen an die Zielgruppen transportiert.
Was sind die Kernbotschaften der europäischen EFP-Aufklärungskampagne?
Die EFP möchte zusammen mit ihren nationalen Fachgesellschaften entscheidend dazu beitragen, dass in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür geschärft wird, dass Parodontitis sehr weit verbreitet ist, dass ihr vorgebeugt und dass sie erfolgreich behandelt werden kann, insbesondere wenn sie frühzeitig erkannt wird. Wir klären allerdings auch darüber auf, dass die Parodontitis in ihrer schweren Form eine ernsthafte Bedrohung nicht nur für die Mundgesundheit, sondern auch für die Allgemeingesundheit der Patienten darstellen kann. All dies ist in der Zahnärzteschaft bekannt, nicht aber in der breiten Bevölkerung, bei vielen unserer Medizinerkollegen und bei den gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern.
Die Kernbotschaften der EFP-Kampagne sind:
• „Periodontitis is widespread and a major cause of tooth loss affecting nutrition, speech, self confidence and well-being.”In der Tat sind parodontale Erkrankungen (Gingivitis und Parodontitis) vermutlich die allerhäufigsten Erkrankungen der Menschheit. Die schwere Parodontitis ist die sechsthäufigste Erkrankung weltweit mit einer Prävalenz von zehn bis zwölf Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Auch in Deutschland sind mehrere Millionen Menschen an einer schweren Parodontitis erkrankt.
• „If left untreated periodontitis may affect general health.”
Insbesondere bei schwerer Parodontitis kommt es über das großflächig ulzerierte bakteriell besiedelte Taschenepithel zu einer Streuung oraler Pathogene, ihrer Produkte und von Entzündungsmediatoren in die Blutbahn, was eine systemische Inflammation fördert. Negative Auswirkungen insbesondere auf Diabetes und dessen Komplikationen und auf kardiovaskuläre Erkrankungen sind belegt (www.efp.org – manifesto).
• „Periodontitis can be prevented and successfully treated especially if diagnosed early.”
Eine erfolgreiche Prävention der Parodontitis ist möglich durch die Behandlung einer Gingivitis und durch die Förderung eines gesunden Lebensstils. Die entscheidende Bedeutung von Blutungszeichen, konsequentem Screening, frühzeitiger gezielter Diagnostik, individueller Risikobeurteilung (zum Beispiel Mundhygiene, Rauchen, Diabetes) sowie professioneller Betreuung und Gesundheitsaufklärung durch das zahnmedizinische Team ist belegt. Es gibt eine überwältigende Evidenz dafür, dass Parodontitis, insbesondere wenn sie früh erkannt wird, bei der überwiegenden Mehrzahl der Patienten sehr erfolgreich behandelt werden kann. Zahlreiche Langzeitstudien zeigen, dass bei Patienten, die sich nach parodontaler Therapie in einem sekundären Präventionsprogramm (UPT) zur Vorbeugung einer Neuerkrankung befinden, jährliche Zahnverlustraten von lediglich 0,1 Zähnen pro Patient zu verzeichnen sind. Dies bedeutet einen lebenslangen Erhalt der Kaufunktion und eine verbesserte Lebensqualität (Quelle: www.efp.org, unter: Perio Focus Green Paper).
• „Periodontal care can have positive effects on general health.”
Durch Prävention, Früherkennung und eine frühzeitige Behandlung der Parodontitis können Risiken für den Gesamtorganismus abgewendet und Gesundheitskosten deutlich reduziert werden. Da die erwachsene Bevölkerung in jüngerem Lebensalter in der Regel häufiger eine/n Zahnmediziner/in als eine/n Mediziner/in sieht, kann das Screening für zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck zur Erkennung nicht diagnostizierter systemischer Erkrankungen beitragen. Eine gute Mundhygiene sollte neben einer gesunden Ernährung als Bestandteil eines gesunden Lebensstils propagiert, Raucherentwöhnungsprogramme in der Zahnarztpraxis verstärkt angeboten werden.
Diese neue und erweiterte Rolle des zahnmedizinischen Teams wird nicht nur zur Verbesserung der Mund-, sondern auch der allgemeinen Gesundheit der Patienten beitragen und die Bedeutung des zahnmedizinischen Teams im Gesamtkontext der Gesundheitsfürsorge völlig neu definieren und erweitern.
Welche Events und welche Meilensteine gehören zur Kampagne?
Wir haben unsere Bemühungen intensiviert, die Bedeutung parodontaler Gesundheit durch Besuche bei europäischen Gesundheitspolitikern im Europäischen Parlament in Brüssel und auch bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf zu kommunizieren. Wir haben eine enge Kooperation mit der International Diabetes Federation (IDF) vereinbart. Überall sind wir auf sehr großes Interesse gestoßen.
Seit Beginn diesen Jahres wird unser „Perio Focus Green Paper – Impact of the global burden of periodontal disease on oral health, wellbeing and nutrition of mankind, a global call for action” weltweit zirkuliert und sehr viele bedeutende Fachgesellschaften haben es bereits unterzeichnet. Auch auf der EFP-Homepage (www.efp.org) gibt es frei verfügbare Filme, wie „The Sound of Periodontitis” und „Oral and General Health – the Links between Periodontitis, Atherosclerosis and Diabetes”, sie dienen der Vermittlung unserer Botschaften.
Im April haben wir in Frankfurt eine Internationale Pressekonferenz für die Fachpresse abgehalten und auch Informationen an die Laienpresse lanciert (die zm berichteten). Ein weiterer wichtiger Meilenstein war der European Day of Periodontology, den wir für den 12. Mai 2016 ausgerufen hatten. Die EFP hat für die nationalen Fachgesellschaften Pressekits entwickelt und bereitgestellt. In 21 europäischen Ländern wurden zahlreiche sehr originelle öffentlichkeitswirksame Aktionen entfaltet, die ein großes Echo in der Presse und in den sozialen Medien fanden.
Wie wird die Kampagne in Deutschland umgesetzt und welche Kernbotschaften wollen Sie hier verorten?
Auch in hoch entwickelten Ländern wie Deutschland besteht eine ganz erhebliche Krankheitslast und ein mangelndes Bewusstsein für die Erkrankung Parodontitis in der Bevölkerung. Die EFP arbeitet sehr eng mit der deutschen Fachgesellschaft, der DG PARO zusammen. Im vergangenen Jahr hatten wir in der EFP, basierend auf der Europäischen Konsensuskonferenz zur Prävention, konkrete Guidelines formuliert (prevention.efp.org). Diese neun Leitfäden richten sich mit konkreten Handlungs- und Verhaltensempfehlungen an Zahnärzte, Mitarbeiter des Praxisteams, an Patienten und die Öffentlichkeit. Die DG PARO hat diese Leitfäden sehr rasch ins Deutsche übertragen und kommuniziert diese nun in Deutschland. Auch an der Frankfurter Pressekonferenz (unter Mitwirkung von Prof. Eickholz) und am Europäischen Tag der Parodontologie war die DG PARO aktiv beteiligt.
Wichtige Aspekte der von der EFP propagierten sekundären und tertiären Prävention haben unter Beratung durch die DG-PARO-Hochschullehrer ihren Eingang in das von der KZBV (Dr. Eßer) entwickelte PAR- Versorgungskonzept zur unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) gefunden (die zm berichteten). Ich selbst habe mich sehr über die Einladung gefreut, als Experte bei der Konzeption der BZÄK-Kampagne (Prof. Oesterreich) zur Früherkennung der Parodontitis mitzuwirken.
Es wäre großartig, wenn durch all diese konzertierten Aktivitäten die Erfolgsgeschichte der Kariesprophylaxe in Deutschland auch für die Prävention der Parodontitis fortgeschrieben werden würde.
•Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS, ist Vorstandsmitglied und Immediate Past President der EFP, Sprecher der DFG- Klinischen Forschergruppe „Ursachen und Folgen der Parodontalerkrankungen“, Mitglied der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften) und Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Universitätsklinikum Bonn.
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