5 Jahre Zahnmobil in Hannover

Auch die von der Straße würdevoll behandeln

Dr. Michael Loewener
Das Diakonische Werk Hannover hat Freunde des Zahnmobils am 18. August zu einer Feierstunde in die niedersächsische Landeshauptstadt eingeladen. Anlass war das fünfjährige Bestehen der Initiative „Zahnmobil Hannover – Hilfe mit Biss!“

„Zu uns kommt jeder als Mensch“, lautet ein Kernsatz von Werner Mannherz, der zusammen mit seiner Frau Dr. Ingeburg Mannherz vor fünf Jahren das Zahnmobil – im wörtlichen Sinn – auf die Räder stellte, um Wohnungslosen und Menschen in Armutssituationen zahnärztliche Hilfe zukommen zu lassen. Dabei erwies sich das Zusammenwirken eines Ingenieurs und einer Zahnärztin als sehr hilfreich.

Als Träger des „Zahnmobil Hannover“ hatte das Diakonische Werk Hannover nun am 18. August zu einer Feierstunde nach Hannover eingeladen. Der Leiter des Werkes, Rainer Müller-Brandes, begrüßte die Vertreter verschiedener Parteien und die „Zahnmobilisten“. Als Vertreter der zahnärztlichen Körperschaften nahmen ZKN-Präsident Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida, sowie KZVN-Vorstandsmitglied Christian Neubarth an der Feier teil. Bunke strich in seiner Rede heraus, dass durch die Arbeit des Projekts „die Würde und das Selbstwertgefühl“ der Betroffenen gewahrt blieben. Auch in Zukunft werde die ZKN das Projekt Zahnmobil unterstützen.

Vom Rettungsfahrzeug zum Zahnmobil

Copyright: R. Meyer

 

Das Zahnmobil Hannover „Hilfe mit Biss“ ging im Jahr 2012 mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte an den Start. Gebaut wurde es von Rüdiger Meyer, der auf den Umbau von Rettungsfahrzeugen zu Zahnmobilen spezialisiert ist. Ein solcher Umbau dauert im Schnitt zehn Wochen inklusive der Beschaffung und Sonderanfertigung von Bauteilen und Sonderbaugruppen, die für jeden Rettungswagentyp extra anzufertigen sind. Ideal für den Aufbau sind Rettungswagen mit Kofferaufbau. Der Fahrzeughersteller spielt dabei keine Rolle.

Mehr über die Arbeit von Rüdiger Meyer lesen Sie unter www.zahnarztmobile.de.

Kons., Extraktionen und Prothesenreparaturen

Inzwischen ist das Zahnmobil zu einer festen Institution in Hannover geworden, mit der bisher mehr als 2.400 Menschen aus 26 Herkunftsländern ohne Zugang zu einem Gesundheitssystem in zahnärztlichen Notsituationen geholfen werden konnte. Das Fahrzeug, ursprünglich ein Rettungswagen, besitzt inzwischen eine professionelle Ausstattung, die konservierende Behandlungen ebenso erlaubt wie Extraktionen und Prothesenreparaturen. Sogar digitale Röntgenaufnahmen können direkt im Zahnmobil ausgeführt werden.

Größere Eingriffe werden an niedergelassene Zahnärzte oder an Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen vermittelt, die ebenfalls honorarfrei Leistungen für diesen Personenkreis erbringen. Ferner besteht eine Kooperation mit mehreren zahntechnischen Laboren. Dass das alles nicht ohne die Beachtung bürokratischer Vorgaben zu machen war, ließ Ingeburg Mannherz während der Feierstunde durchblicken.

Viele Organisationen, Unternehmen aus der Dentalbranche und Einzelpersonen haben möglich gemacht, was Erwin Jordan, Sozialdezernent der Region Hannover, als „Bürgerinitiative“ bezeichnete. Eine Initiative, die ausschließlich vom Willen zur Hilfe, von Spendenaufkommen und nicht zuletzt vom persönlichen und ehrenamtlichen Einsatz vieler Menschen getragen wird. Dazu zählen neben den Initiatoren viele Beteiligte – von Helfern und Fahrern über die zahnmedizinischen Fachangestellten bis zu den behandelnden Zahnärzten, die an zwei Tagen pro Woche im Zahnmobil behandeln.

Bei der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), so sagte Werner Mannherz, habe man seinerzeit mit der Initiative offene Türen eingerannt. Ebenso hat die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) die Initiative unter anderem durch die Anerkennung als „Institutsambulanz“ unterstützt. Insgesamt benötigt das Projekt rund 6.000 Euro monatlich. Etwa 2.000 Euro würden durch die Abrechnung mit den Krankenkassen gedeckt, erklärte Werner Mannherz in seiner Ansprache, während das restliche Volumen „erbettelt“ werden muss.

Auch Dr. Dirk Ostermann dankte den Initiatoren des Zahnmobils für die Aufbauarbeit. Das erreichte, hohe Niveau der Behandlungsmöglichkeiten möchte er (unter Beachtung der deutschen Hygienerichtlinien) beibehalten. In seiner neuen Funktion als zahnärztlicher Leiter des Projekts wünschte er sich die Mitarbeit weiterer Kollegen und Mitarbeiter.

Dr. Michael Loewener
Pressereferent der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen 

Spendenkonto
Förderverein Zahnmobil
IBAN: DE97250501800910322112
Sparkasse Hannover
Verwendungszweck: Zahnmobil

Dr. Michael Loewener

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