Genossen aller Banken, erhebt Euch!
Wussten Sie, dass in Stuttgart, dieser Perle zwischen Wald und Reben, fast 152.000 Bankiers leben? Wenn nicht, ist das natürlich ein klarer Fall von Bildungslücke. Unter www.volksbank-stuttgart.de können Sie sich davon überzeugen, dass die Besitzer der Volksbank in Stuttgart nicht sieben Schwaben, sondern 152.000 (!) wackere Genossen sind.
Sie lassen sich, obwohl Selbstbewusstsein nicht zu den augenfälligen Charakterzügen des Schwaben zählt, stolz als Bankiers feiern, weil sie Inhaber dieser Bank sind.
Der Sachverhalt hat mich bewogen, Google zu fragen, wie viele Bankgenossen in Deutschland leben. Die Zahl hat mich vom Stuhl gehauen: 18.300.000. Ich wiederhole in Worten: Achtzehnkommadrei Millionen Deutsche sind Teilhaber einer Bank. Dazu gehört natürlich auch die Standesbank der Apotheker und Ärzte.
Das Institut befindet sich im Besitz von 117.000 Heilberuflern, von denen sich rund 23.000 Damen und Herren der Zahnheilkunde verschrieben haben. Bei gut 90.000 Zahnärzten in Deutschland darf ich also jede(n) Vierte(n) von Ihnen, liebe Leserinnen, werte Leser, mit „Genossin“ oder „Genosse“ anreden, was für mich alten Dresdner natürlich ein besonderes Plaisir ist.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind von Friedrich W. Raiffeisen und Franz H. Schulze-Delitzsch in der Mitte des 19. Jahrhunderts in bittersten Notzeiten gegründet worden. Die Motive der Gründer stehen in Paragraf 1 des Genossenschaftsgesetzes: Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren sozialer oder kultureller Belange durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb. Wollen Sie sich, falls Sie eine/r dieser 23.000 zahnärztlichen Genoss(inn)en sind, dieses Motiv einmal in aller Ruhe auf der Zunge zergehen lassen: die Förderung der Wirtschaft der Mitglieder?
Ich bewundere den Förderauftrag der Genossenschaften. Die Gründer dieser Vereinigungen waren Leute, die sich mit der Not nicht abgefunden, sondern in die Hände gespuckt haben. In Würdigung dieser Verdienste fällt mir der Anblick schwer, in welchem Zustand sich heute viele – um nicht zu sagen: die meisten – der 1.021 Genossenschaftsbanken befinden. 18.300.000 Inhaber, deren Wirtschaft nicht wirklich „gefördert“ wird, und 155.000 Angestellte, die dafür den Weg freimachen. Und diese Frage sei erlaubt: Für wessen Wohl?
Es mag an meinen Vorfahren aus Friesland und Sachsen liegen, dass ich Probleme mit Strukturen habe, in denen Mehrheiten von Minderheiten gesagt wird, wo der Hammer hängt. Wenn die Wirtschaft der Mitglieder gefördert werden soll – ich entschuldige mich für die Wiederholung: Wo ist der Sinn von Ratenkrediten? Warum lässt man die finanzielle Unterversicherung junger Familien zu? Warum werden Eigenheime mithilfe von Festdarlehen und Bausparverträgen finanziert? Und warum verkaufen Genossen ihren Artgenossen teure Investmentfonds?
Der Held der Arbeit, man sehe mir meine ostzonale Herkunft nach, wird befähigt sein, die finanzielle „Gestaltung des Ruhestands in Zeiten niedriger Zinsen“ zu schildern.
Was möchte ich Ihnen mit diesem Invectivum sagen? Ganz einfach: Die Genossenschaft ist tot, es lebe die Genossenschaft! Es geht auch (noch) deutlicher: Genossen aller Banken – erhebt Euch! Lasst Euch nicht alles gefallen!
Ich weiß schon, dass ich ein alter Spinner bin, doch ich wünsche mir, dass die Genossenschaftsbanken für die ehrliche Finanzbildung ihrer Besitzer sorgen und ihre Mitglieder nicht ausnutzen.
Das mag ein frommer Wunsch sein, doch wenn ich mir den genossenschaftlichen Förderauftrag ansehe, muss die Frage nach dem „höheren“ Ziel erlaubt sein. Geht es um die Bank, die Fremde filetiert, oder geht es um die Genossenschaft, die ihre Mitglieder fördert? Wenn das zweite Ziel kein Lippenbekenntnis ist, müssen viele Genossenschaften ihre flotte Werbung in die Tonne werfen, weil die Sprüche lebensgefährlicher Müll für Geist, Seele und Verstand sind.
Wie sieht die Genossenschaft der Zukunft aus? Das ist die einfache und gute Bank. Ich stelle die Behauptung auf, dass 15 Produkte ausreichen, um 95 Prozent der Menschen glücklich zu machen, wenn es um Geld geht. Wem gelingt, was Aldi geschafft hat, dem gebühren Lob, Ehr und Dank. Es geht um die Versorgung von 117.000 Heilberuflern mit einfachen, guten und preisgünstigen Finanzprodukten.
Was ich darunter verstehe, möchte ich Ihnen in den nächsten Wochen anhand konkreter Beispiele zeigen. Darf ich Sie zu einer munteren „Geldreise durch das Leben des Zahnarztes“ einladen? Wir fangen bei den Junioren an, die noch nichts auf der hohen Kante haben, und hören bei den Senioren auf, die im Geld schwimmen. Dazwischen gibt es viele Phasen, in denen Geldfragen zu klären sind. Denken Sie an den Berufsstart, die Praxisgründung, die Familienabsicherung, die Eigenheimfinanzierung, den Vermögensaufbau, die Altersvorsorge, die Ruhestandsplanung und die Testamentsgestaltung.
Bildung ist das halbe Leben. Ich will erreichen, dass nicht wenige, sondern viele Zahnärzte „gut“ mit ihrem hart verdienten Geld umgehen. Sie sind herzlichst eingeladen, an dieser Geldreise teilzunehmen!
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