Rettungswagen-Umbau

Zehn Wochen bis zum Zahnmobil

Wenn ein Rettungswagen als Zahnmobil zu Obdachlosen, Flüchtlingen oder in Krisenregionen fährt, hat meist Rüdiger Meyer seine Hände im Spiel: Seit dem Tsunami, der Weihnachten 2004 wütete, baut Meyer mobile Lösungen, damit Zahnärzte dort behandeln können, wo sie dringend gebraucht werden.

In seinem früheren Leben war Rüdiger Meyer in den Niederlanden Systemspezialist im cardio-angiografischen Bereich bei Philips Medical Systems, zuständig für Planung, Inbetriebnahme und Anwenderübergabe. Hier hat er sich das Know-how angeeignet, das ihn heute dazu befähigt, Rettungswagen in Zahnmobile umzubauen. Inklusive Beschaffung und Sonderanfertigung von Bauteilen, die für jeden Rettungswagentyp extra anzufertigen sind, braucht er dafür etwa zehn Wochen.

Die folgenden umgebauten Fahrzeuge sind bereits im Einsatz

  • Zahnmobil „Hilfe mit Biss“: Unter Trägerschaft des Diakonischen Werks Hannover und mitfinanziert von der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte e. V. werden in diesem Zahnmobil Obdachlose in Hannover versorgt.

  •  Zahnmobil für Syrien: Auf Initiative von OA Dr. Mohammad Alkilzy (Greifswald) und mittels Spende der Familie Giermann (Hennigsdorf) fährt das Zahnmobil des Vereins Lien e. V. zwischen den Flüchtlingscamps an der syrisch-türkischen Grenzregion wöchentliche Touren.

  • DRK-Zahnmobil Hamburg: Seit Anfang Mai 2016 ist die Mobile Zahnarztpraxis des DRK-Kreisverbands „Hamburg-Altona und Mitte e. V.“ ein- bis zweimal in der Woche in Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge unterwegs. Den Umbau des Rettungswagen finanzierte der Hamburger Geschäftsmann Claus Heinemann.

  • Zahnmobil Berliner Stadtmission: Die Berliner Stadtmission hat kürzlich das Zahnmobil übernommen, das ein erkrankter Zahnarzt aus dem Erzgebirge zuvor für Touren zu Pflegeheimen eingesetzt hat.

Günstige Quellen für ausrangierte Rettungswagen sind Nichtregierungsorganisationen, wie das Deutsche Rote Kreuz, die Johanniter oder aber Feuerwehrstandorte, die ihren Fuhrpark erneuern. Günstig deshalb, weil hier ein Kauf ohne Zwischenhandel stattfindet. Ideal sind Rettungswagen mit Kofferaufbau, wobei der Fahrzeughersteller keine Rolle spielt. Anwenderwünsche und die sich ständig ändernden Fahrzeugtypen verkomplizieren den Umbau.

Praxiszimmer auf Rädern

Ausgestattet werden die Wagen mit einer Dentaleinheit mit Turbinen, Härtelichtlampen, Absaugung, Kompressor, eigener externer Stromversorgung, Klimaanlage, Standheizung, Röntgen mit digitaler Bildauswertung und Sensor, Befundungsmonitor und Oralkamera. Für Kinder gibt es einen Monitor mit DVD-Player. Hygienestandards müssen berücksichtigt werden.

Ist ein Zahnmobil fertig, sind die Behandler in der Lage, an Bord die ganze Klaviatur des Therapiespektrums zu bedienen – bis auf die Implantologie. Aus Meyers Sicht können die Fahrzeuge – abseits der Flüchtlingsbehandlung – mannigfaltig eingesetzt werden. Bereits vor Jahren wurde eine entsprechende Lösung für die Bundeswehr auf der jährlichen Veranstaltung der Offiziere des Sanitätsdienstes im Ostseebad Damp vorgestellt.

Ein Umbau in Bildern

Sein jüngstes Zahnmobil hat Rüdiger Meyer für die Schweizer Hilfsorganisation Volunteers for Humanity gebaut, die Flüchtlinge behandeln will, die in Serbien und in Nordgriechenland in insgesamt 35 Flüchtlingscamps untergebracht sind.Verwendet wurde ein Rettungswagen der Marke Mercedes Benz Sprinter mit Kofferaufbau und verstärkter Hinterachse. Den Umbau können Sie sich auf www.volunteersforhumanity.ch/projekte/mobile-zanhklinik in einer Bilderstrecke ansehen.

Schließlich kann Meyer aber auch in einen für die Handelsschifffahrt bestimmten ISO-Container eine Zahnstation bauen – seiner Meinung nach ein ideales Modell für Standorte mit einer zerstörten Infrastruktur, wie etwa befriedete Kriegs- und Krisengebiete.

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Zahnarztmobile
Kornblumenweg 6a, 27308 Kirchlinteln
zahnarztmobile@t-online.de
www.zahnarztmobile.de

sf

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