Hinweise für Ausbildungspraxen

So fördern Sie Ihren Azubi!

Seit wenigen Wochen sind die neuen Azubis in den Zahnarztpraxen am Start. Was können Zahnärzte tun, um die angehenden ZFA zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen?

Breit ausbilden!

Nicole Verdenhalven ist Leiterin der Rahel-Hirsch-Schule am Oberstufenzentrum Gesundheit/Medizin in Berlin-Hellersdorf mit allein über 750 ZFA-Azubis.

Sie nimmt wahr, „dass Azubis aus Praxen, wo diese entsprechend der Ausbildungsordnung sehr vielfältig eingesetzt und ausgebildet werden, also nicht vornehmlich in der Behandlungsassistenz, deutlich besser die theoretischen Fachanteile erfassen“. Und damit mit viel größerer Wahrscheinlichkeit, die Abschlussprüfung bestehen. Eine gute Ausbildungspraxis sollte den Azubi also in möglichst vielen Bereichen einsetzen – nicht nur am Stuhl – und auch intensiv in die Praxisorganisation, das Abrechnungswesen und in die medizinischen Hintergründe einarbeiten. Unabhängig vom Einstiegsniveau sind in der Praxis breit und gut ausgebildete Azubis in der Berufsschule besser gerüstet, um Lerninhalte zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Der Umkehrschluss gilt leider auch: Azubis, die von Teilbereichen ferngehalten werden, können sich dort auch kein praktisches Wissen aneignen.

Fehlzeiten im Blick haben!

Gründe für Fehlzeiten sind vielschichtig und können beim Azubi selbst, in der Familie, in der Praxis oder auch in der Berufsschule verortet sein. Ein Teil gibt nach einer Nieder- lage schnell auf und lässt sich krankschreiben. Leistungsschwächere haben im Schnitt mehr Fehlzeiten. Der „Frühjahrsjahrgang“ ist im Schnitt leistungsschwächer als der „Herbstjahrgang“. Das durchschnittliche Einstiegsalter für die duale Ausbildung liegt übrigens bei 21 Jahren.

Das Berichtsheft vollständig führen!

Es gibt eklatante Unterschiede, was die Führung des Berichtshefts anbelangt. Das muss nicht immer der Praxisinhaber machen. Auch eine erfahrene Mitarbeiterin kann damit betraut sein.

Angemessen wertschätzen!

Gute Praxen finden Wege, wie sie allen Mitarbeitern die nötige Wertschätzung entgegenbringen – auch gegenüber dem Azubi! Auch eine faire Bezahlung nach Tarif ist für den Azubi gefühlte Wertschätzung. Die Zahnärztekammer Berlin hat die Ausbildungsvergütung mehrfach erhöht. Zahlt der Ausbilder 20 Prozent unter Tarif, kann der Azubi gerichtlich dagegen vorgehen.

Konflikte klären!

Teambesprechungen sind auch der geeignete Ort für die Sorgen des Azubis. Das Hierarchiegefälle schwankt von Praxis zu Praxis. Tendenziell gibt es im MVZ niedrigere Hierarchien als in der Einzelpraxis. Wenn jugendliche Auszubildende in einer Bredouille stecken, die mit der Lehre zusammenhängt, können sie sich an ihre zuständige Zahnärztekammer wenden.

Der kurze Draht zur Berufsschule!

Der Berufsschulunterricht implementiert aktuell in den Fächern Medizin, Abrechnungswesen und Verwaltung in vielen Regionen den sogenannten Lernfeld- ansatz. Sprechen Sie mal mit dem Azubi darüber. „Die Berufsschule ist über den Klassenleiter auch der Ansprechpartner für die Ausbildungspraxis und steht für den Austausch mit dem Zahnarzt gern zur Verfügung.“, sagt die Leiterin der Rahel-Hirsch-Schule. Jeder Partner der dualen Ausbildung hat aber auch seine wirtschaftlichen Interessen. „Wenn Zahnarztpraxen Azubis an bestimmten Wochentagen in der Praxis brauchen, versuchen wir das natürlich zu realisieren“, betont Verdenhalven. „Als Berufsschule wünscht man sich einen kurzen Draht zu den Praxen, um Probleme schnell und einvernehmlich zu lösen, bevor es zu unnötigem Ärger kommt.“

Sprechen Sie gutes Deutsch!

Ein weiteres wichtiges Thema laut Verdenhalven: Die enorme Nachfrage nach Nachwuchs führe dazu, dass auch viele vergleichsweise schwächere Bewerber eine Ausbildung zur ZFA beginnen. „Eine bestimmte Qualifikation gibt es ja für die Ausbildung nicht“, führt Verdenhalven aus. „Deshalb ist es wichtig, die jungen Menschen da abzuholen, wo sie stehen“. Die Anforderungen sind hoch. Zur 40-Stunden-Woche kommt noch das Lernpensum hinzu. Stabilisiert sich ein Azubi im Rahmen der Ausbildung, kann ihm unter bestimmten Umständen der mittlere Schulabschluss zuerkannt werden. Helfen Sie Ihrem Azubi dabei! Verdenhalven empfiehlt, „Azubis mit Sprachdefiziten zu bestärken und zu unterstützen sowie die ausbildungsbegleitenden Hilfen der Arbeitsagentur und Förderangebote der Berufsschulen rechtzeitig zu nutzen“. Für Azubis, die sowohl zu Hause, wie auch auf der Arbeitsstelle nur eingeschränkt Deutsch sprechen, ist es natürlich besonders schwer.

Nicole Verdenhalven,
Leiterin des Rahel-Hirsch-Oberstufenzentrums Gesundheit/Medizin in Berlin-Hellersdorf

sf

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