Die erste digitale Gesundheitsakte von GKV und PKV ist gestartet
Ab heute stellen insgesamt 16 Krankenkassen ihren Versicherten die App „Vivy“ kostenfrei zur Verfügung - darunter die zwei privaten Krankenversicherer Allianz Private Krankenversicherung und die Barmenia. Auf Seiten der gesetzlichen Kassen starten die DAK-Gesundheit, die Innungskrankenkassen IKK classic, IKK Nord, IKK Südwest sowie mehrere Betriebskrankenkassen. Insgesamt können demnach bereits 13,5 Millionen Versicherte die neue App nutzen.
Weitere Krankenkassen sollen folgen: „Ab Februar 2019 startet mit der Gothaer Versicherung eine weitere PKV“, heißt es in einer Mitteilung des App-Anbieters. Außerdem soll der IT-Dienstleister BITMARCK weitere Krankenkassen dabei unterstützen, die App ihren Versicherten ebenfalls anzubieten. Potenziell könnten dann „bis zu 25 Millionen Versicherte“ von dem neuen Angebot profitieren.
Anbieter verspricht „volle Kontrolle und Datensicherheit“
Die App „Vivy“ speichert nicht nur Patientendaten, wie zum Beispiel Röntgenbilder, EKGs, CTs oder Krankschreibungen, sondern erinnert auch an Impftermine und Vorsorgeuntersuchungen. Auch Überweisungen, U-Hefte oder der Mutterpass können in der App gebündelt sowie Fitnesstracker mit ihr gekoppelt werden. Ein Medikamentencheck soll zudem mögliche Wechselwirkungen anzeigen. Dazu muss der Code auf der Packung oder dem Medikationsplan eingescannt werden.
Wann ist eigentlich Ihr nächster Impftermin?
Zum Start von „Vivy“ hat der Anbieter den möglichen Bedarf mit einer Umfrage ermittelt. Mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) wissen demnach nicht, wann ihr nächster Impftermin ist. 43 Prozent kennen die für sie empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen nicht. Jeder vierte Befragte hat bereits Mehrfachuntersuchungen erlebt, weil Behandlungsergebnisse aus anderen Praxen und Kliniken nicht vorlagen. Aus dem selben Grund wurde ein Fünftel der Deutschen sogar mehrfach geröntgt.
Das Interesse an einer elektronischen Gesundheitsakte sei bei den Deutschen zudem groß: Mehr als ein Drittel (38 Prozent) gab in der Umfrage an, eine elektronische Gesundheitsakte in Form einer App auf dem Smartphone auf jeden Fall nutzen zu wollen, ein weiteres Drittel (36 Prozent) kann sich das vorstellen. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen wünschen sich sogar 43 Prozent so eine Lösung, weitere 38 Prozent sind dafür offen. Die wichtigsten Funktionen einer Gesundheits-App sind laut Befragung die Dokumentation der Medikamente mit Wechselwirkungen (92 Prozent “sehr wichtig” oder “wichtig”), Zugriff auf ärztliche Befunde (91 Prozent), Hinweise auf Vorsorgeuntersuchungen (89 Prozent), Erinnerungen an Arzttermine (82 Prozent) und der Zugriff auf Patientenquittungen (66 Prozent).
Für die Umfrage wurden 1.009 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt. Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 23. bis 28. August 2018 vom unabhängigen Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführt und von der DAK-Gesundheit in Auftrag gegeben.
Die Daten der Nutzer seien sicher. Nur die Nutzer würden über deren Verwendung entscheiden, betont der Anbieter. Weder die anbietenden Krankenkassen, noch die Vivy GmbH beziehungsweise der IT-Dienstleister BITMARCK hätten Zugriff auf die Daten. Bei jeder Datenübertragung gebe es mehrstufige Sicherheitsprozesse und eine asymmetrische Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, für die nur der Nutzer selbst den Schlüssel habe. Nur bei Bedarf könne er Daten mit seinem Arzt teilen. Vivy wurde vom TÜV Rheinland getestet und als sichere Plattform zertifiziert. Zudem wurde die App als Medizinprodukt zugelassen.
Ab Ende 2018 nutzt Vivy zudem die Schnittstelle KV-Connect Mobile für den verschlüsselten Datenaustausch mit Ärzten in Praxen, Krankenhäusern und Laboren, kündigte der Anbieter an. Und ab Anfang 2019 soll medatixx, der zweitgrößte deutsche Praxissoftware-Anbieter, eine Schnittstelle zu Vivy in seine Software für Ärzte integriert haben: „22.300 Praxen können dann zukünftig direkt aus ihrer Software heraus Gesundheitsdaten verschlüsselt an ihre Patienten mit Vivy-Akte senden.“