Karlsruher Konferenz 2018
Wie Praktiker Praktiker kompetenter machen
- In diesem Jahr referierten ausschließlich praktisch tätige Zahnärzte, die sich in ihrem Fachgebiet einen Namen gemacht und ihrer Praxis mit einem besonderen Themenschwerpunkt ein besonderes Profil gegeben haben. © zm/sp
- Die Karlsruher Konferenz stand dieses Mal unter dem Leitthema „Integrierte Kompetenz – die besondere Praxis". Rund 250 Teilnehmer fanden den Weg in die badische Kurfürstenstadt. © zm/sp
- Ziel der diesjährigen Konferenz war, den Schwerpunkt der Akademie, die aus der Kombination von Fortbildung und Klinik ihre Konzepte für eine lebendige, praxisorientierte Fortbildung entwickelt, zu unterstreichen, erläuterte Prof. Winfried Walter in seiner Eröffnungsrede. © zm/sp
- Dr. Sabine Hopmann, Zahnärztin in Lemförde, hat sich auf ein biologisches Gewebemanagement spezialisiert, um die Alveole auf eine einfache, nichtchirurgische Weise nach der Extraktion verknöchern zu lassen. Mit dieser Methode lässt sie "Knochen wachsen", damit er dann für einen späteren Zeitpunkt ein perfektes Implantatbett liefern kann. Sie befolge damit das sogenannte "Tissue Master Concept" nach Stefan Neumeyer, das sie in ihrer Praxis "seit Jahren und mit großem Erfolg" anwende, berichtete die Referentin. © zm/sp
- Hopmann bereitet dafür extraoral den Teil der Zahnwurzel, der noch mit einem intakten, also vitalen Faserapparat umgeben ist, so auf, dass er unter Ruhigstellung in die Alveole wieder eingebracht werden kann. Wenn möglich verwendet sie hierbei formkongruente Stücke der Zahnwurzel. "Wenn diese nicht mehr mit Fasern vorhanden sind, gehen auch einzelne, nicht formkongruente Teile", stellte sie klar und verwies darauf, dass die ersteren bereits nach einer Woche neuen Knochen gebildet haben. Bei der Alternativmethode solle man jedoch eine Einheilzeit von drei Wochen "unbedingt sicher und belastungsfrei ermöglichen". © zm/sp
- "Diese Wurzelteile werden nach dem Einbringen in die Alveole mit einem Extrusionsvorrichtung versehen", schilderte Hopmann das Verfahren. "Diese kann bereits nach zwei bis drei Tagen um 2 bis 3 mm extrudiert werden." © zm/sp
- Durch den Zug (Gummiwechsel drei Mal am Tag) werde der Knochen angeregt, sich entsprechend der Zugrichtung neu zu bilden. Hopmann erklärte abschließend, dass dieser Extrusion ebenso das Weichgewebe folgt, was letztendlich den späteren ästhetischen Erfolg sichern werde. Ihr Tipp: "Durchtrennnen Sie die Weichgewebefasern, die Sie nicht „mit ziehen“ wollen!" Dazu empfiehlt sie einen circumdianen Schnitt um das Extrudat. © zm/sp
- Mit einem Blick hinter die Kulissen einer voll mit High Tech gespickten Dorfpraxis, beeindruckte Dr. Bernd Reiss aus Malsch die Teilnehmer. Reiss ist CAD/CAM-Anwender der ersten Stunde und "durch alle Ups and Downs gegangen", die im Laufe der inzwischen drei Jahrzehnte auf dem Markt befindlichen Methode auch vor seiner Praxis nicht Halt machten. „Aber meine Patienten möchten diese Chairside-Methode heute nicht mehr missen“, sagte der Referent. Er empfiehlt dem Anwender: "Beim digitalen Abdruck haben Sie die Möglichkeit, einzelne Stellen, die nicht perfekt abgebildet worden sind, problemlos nachzuschneiden! Machen Sie das mal beim konventionellen Abdruck!" © zm/sp
- Dr. Guido Elsäßer aus Kernen-Stetten zeigte in seinem Vortrag, dass es nicht nur um bauliche und technische Aspekte geht, sondern auch um den Transport und die Lagerung von Patienten mit Behinderung. Hier gelte es vor allem auch das Risiko einer Aspiration zu verhindern, also zum Beispiel einzusetzenden Zahnersatz mittels eines Fadens zu sichern. \r\n Elsäßer behandelt an einem Tag in der Woche vornehmlich Patienten mit Behinderung, denn er hat die Erfahrung gemacht, dass es ökonomisch für den Praxisablauf günstiger ist, so zu verfahren. Zusätzlich bestellt er – bei Bedarf – ein Anästhesieteam zur Unterstützung. \r\n Sein Rat: „Lassen Sie die Patienten, wenn sie in einem Pflegerollstuhl kommen, direkt darin sitzen. Sie können diese Stühle für die richtige Behandlungs- sogar für die Liegeposition einstellen. Sie sparen das für die Patienten quälende Umlagern!“ © zm/sp
- Außerdem plädiert Elsäßer für den Selbsttest: "Setzen Sie sich einmal in einen Rollstuhl und fahren Sie durch die eigene Praxis!" Erst dabei erkenne man, ob die Lichtschalter richtig angebracht sind, wo es Stolperstellen gibt, oder ob die Toilette auch für den Schwerstbehinderten mit Begleitperson die richtige Größe hat. © zm/sp
- Anlässlich der Karlsruher Konferenz wurde auch in diesem Jahr der Walter-Engel-Preis verliehen. Prof. Dr. Marc Schmitter (rechts mit Urkunde) nahm den Preis von Dr. Torsten Trommpert, Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg, mit Freude entgegen. Er wird das hiermit verbundene Preisgeld mit einem Forschungsaufenthalt bei Prof. Peter Swensson in Aarhus verwenden, um hier noch mehr zum Thema Schmerzforschung zu erlernen. © zm/sp
- Dr. Manfred Wittschier ist niedergelassener Zahnarzt aus Landshut und einer der fünf Prozent Zahnärzte in Deutschland, die regelmäßig mit der Lasertechnologie arbeiten. Er stellte in seinem Vortrag verschiedene Gerätesysteme und ihre spezifischen Indikationsgebiete vor. Ebenso ging er auf die auch für die Normalpraxis möglichen Anwendungen ein. Hier zeigt er gerade, wie er eine Gingivaverkleinerung vornimmt, um die Zahnform ästhetischer erscheinen zu lassen. © zm/sp
- Hier demonstriert der Laserspezialist, wie er bei die Tätowierung des Zahnfleischs entfernt hat. (Links nach der Anwendung, rechts vor der Anwendung). © zm/sp
- Dr. Norbert Engel, (erste Reihe, links) ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Akademie für zahnärztliche Fortbildung in Karlsruhe. © zm/sp
- Referent des diesjährigen 35. Karlsruher Vortrags, der unter dem Motto „Mund auf!“ steht, war Prof. Dr. Konrad Schily, Mediziner und Philosoph und Mitbegründer der Privat-Universität Herdecke. Sein Thema: „Die Welt in der wir leben – unsere Hoffnungen und ihre Gefahren" Der Arzt, Universitätsgründer, Bundestagsabgeordnete und Steiner-Schüler Konrad Schily hat in seinen unterschiedlichen Karrierelaufbahnen viele Welten kennengelernt. Die Welt heute bereitet ihm jedoch zunehmend Sorgen. „Wie wollen wir mit der Fülle der Erscheinungen in unserer Welt fertig werden?“, fragte Schily die etwa 600 Gäste. Seine Antwort: „Lassen Sie uns aus der Vergangenheit lernen und den Mund öffnen, um im Gespräch zu bleiben! „Denn wir sind mit der Aufklärung noch lange nicht fertig.“ © zm/sp
- Die begleitende Dentalschau bot den Teilnehmern Informationen über neue Materialien und die Möglichkeit, das Eine oder Andere direkt vor Ort auszuprobieren. © zm/sp
- Ohne die Mitarbeiterinnen der Akademie, die hinter den Kulissen agieren, geht es nicht. © zm/sp
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Zahnmedizin
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Die diesjährige Karlsruher Konferenz der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung am 16. März setzte sich von den bisherigen Veranstaltungen deutlich ab. „Wir gestalten diesen Tag ganz ohne professorale Referenten“, erläuterte Prof. Winfried Walter, Leiter der Karlsruher Fortbildungsakademie, in seiner Eröffnungsrede.
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