Zwei Zahnmedizinstudentinnen im Hilfseinsatz mit „Planet Action“

„Die strahlenden Augen belohnten uns“

Linda Müller
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Sarah Pohl
Von Münster nach Madagaskar ging es für die beiden Zahnmedizinstudentinnen Sarah Pohl und Linda Müller. Mit dem Verein „Planet Action“ leisteten sie vier Wochen lang zahnärztliche Hilfe im 8.700 km entfernten Inselstaat vor der afrikanischen Südostküste. Hier ihr Einsatzbericht.

Ein zahnärztlicher Hilfseinsatz in Madagaskar – das bedeutet nicht nur vier Wochen ehrenamtliche Arbeit, sondern auch eine Menge Vorbereitung und Planung: Spenden müssen gesammelt, Materialien bestellt und der Einsatz mit Unterkünften, Transfers, Visa und Arbeitserlaubnissen muss organisiert werden. Voller Vorfreude und mit jeder Menge zahnärztlichen Utensilien in den Koffern startete unser Einsatz im August 2018, zusammen mit den Zahnärztinnen Dr. Simone Reiß aus Karlsruhe, Dr. Daniela Zitsch aus Schriesheim und den drei Studentin Carlotta Linder aus Bratislava sowie Christina Rupp und Katharina Röhrmoser aus Regensburg,

Am Flughafen von Madagaskars Hauptstadt Antananarivo (kurz Tana) angekommen, nehmen uns Mitarbeiter der Organisation „Soltec“ in Empfang. Soltec ist ein Berufsausbildungszentrum und die erste Anlaufstelle für den geplanten Einsatz. Auf dem Gelände von Soltec befindet sich ein Raum, in dem bereits zahlreiche Materialien von Planet Action lagern und der uns während des Einsatzes als provisorische Praxis dient. Es dauert einige Zeit, alle Koffer auszupacken und ein System zu entwickeln, mit dem wir gut arbeiten können.

„aiza marary?“ – Wo sind die Schmerzen?

An unserem ersten Arbeitstag werden wir schon früh erwartet, einige Patienten sitzen bereits geduldig vor der Praxis. Um die Kommunikation zu erleichtern, stellt sich ein Mitarbeiter von Soltec als Dolmetscher zur Verfügung. Doch wir lernen schnell die ersten Worte in der Landessprache Malagasy. Zu den wichtigsten Vokabeln zählen: „Manaon“ (Guten Tag), „aiza marary“ (Wo sind die Schmerzen?), „zindrumina kely“ (kleine Spritze) und „efa mety“ (gut gemacht). Eine mobile Einheit ermöglicht uns flexible Behandlungen, von Füllungen bis hin zur Osteotomie von Weisheitszähnen. Für die wartenden Patienten vor der Praxis gestalten wir Putzdemonstrationen und verteilen Zahnbürsten und Zahnpasta.

Nach einer Woche geht die Reise weiter zu „Manda“. Dies ist ebenfalls ein Hilfsprojekt, und bietet den Straßenkindern eine Tagesbetreuung. Sie werden unterrichtet, können Sanitäranlagen nutzen und bekommen Essen. Das Ziel ist, sie soweit zu sozialisieren, dass sie öffentliche Schulen besuchen können. Ein Klassenzimmer wird zu unserer kleinen Zahnarztpraxis. Wir beginnen mit einer Putzdemonstration und gemeinsamem Zähneputzen mit den Kindern. Schnell erkennen wir, dass die Kinder bei Manda regelmäßig ihre Zähne putzen, auch wenn es noch Verbesserungspotenzial gibt. Viele Zähne können durch Füllungen erhalten werden; und auch wenn manchmal die eine oder andere Träne läuft, sind die Kinder alle sehr tapfer und strahlen kurz nach der Behandlung schon wieder.

Die Arbeit mit den Kindern war um einiges anstrengender als das, was wir die Woche davor erlebt haben. Aber die strahlenden Augen belohnen uns für all die Arbeit, die wir in unseren Einsatz gesteckt haben.

Das Kloster Marillac im südlichen Fort Dauphin ist dann unser nächster Arbeitsplatz für zwei Wochen. Bei dieser Einsatzetappe unterstützt uns der Kollege Dr. Karim Mamar aus Karlsruhe. Unser Behandlungszimmer in Marillac ist wieder ein Klassenzimmer, in dem es allerdings leider weder Strom noch einen direkten Wasseranschluss gibt. Das Wasser müssen wir in Eimern von der nächstgelegenen Wasserstelle holen. Unsere Instrumente sterilisieren wir in einem Drucktopf, den wir neben der Küche auf eine kleine Feuerstelle stellen können.  

Einsatz im Klassenzimmer – ohne Strom und Wasser

Schon am ersten Behandlungstag erkennen wir, das auch hier der Bedarf riesig ist. Unsere zahnärztliche Arbeit besteht hauptsächlich aus Extraktionen. In den folgenden zwei Wochen werden wir 1.209 Zähne ziehen. Der Gebisszustand der Patienten ist sehr schlecht, oft sind nur noch einzelne Wurzelreste vorhanden. Auch hier verteilen wir Zahnbürsten und zeigen, wie die Patienten diese richtig benutzen können.

Bei der Kommunikation ist uns Englischlehrer Rolex eine sehr große Hilfe. Zusätzlich arbeiten wir mit dem lokalen Zahnarzt zusammen und können so Erfahrungen austauschen.

Die Wochen in Madagaskar waren eine unglaubliche Erfahrung für uns. Wir konnten abseits des Studiums viel über Zahnmedizin lernen. Vor allem aber lernten wir Land und Leute kennen und haben erfahren, wie es ist mit dem Nötigsten auszukommen. Ein großes Dankeschön an „Planet Action“ für die Unterstützung, an die Madagassen für die Gastfreundlichkeit und an die vielen großzügigen Spenderinnen und Spender, ohne die der Einsatz nicht möglich gewesen wäre!

Sarah Pohl, Linda Müller 

Linda Müller

Sarah Pohl

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