MKG-Chirurgie

Plastikmüll in der Mundhöhle

Lutz Günther
,
Niklas Janßen
,
Jan Rustemeyer
Die Eltern eines elf Monate alten Mädchens bemerkten eine rundliche, gelblich trübe Erhabenheit mittig im Hartgaumenbereich. Bei der Vorstellung in der Mund-, Kiefer-und Gesichtschirurgie des Klinikums Bremen-Mitte wurde die Verdachtsdiagnose eines Abszessgeschehens oder einer gutartigen Neoplasie gestellt. Beim Versuch der seitlichen Punktion löste sich jedoch der vermeintliche Tumor ab und stellte sich als Teil einer Blisterverpackung heraus.

Als die Familie in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Bremen vorstellig wurde, bestand die Veränderung am Gaumen bereits seit sieben Tagen. Anamnestisch lagen keine weiteren Auffälligkeiten vor, insbesondere war die Ernährung ungestört möglich. Fieber oder andere Zeichen eines Infekts bestanden nicht.

Klinisch saß die palpatorisch harte Veränderung mit einer Ausdehnung von circa 10 mm x 10 mm breitbasig und unverschieblich dem Gaumen auf (Abbildung 1). Es wurde ein Versuch unternommen, die Veränderung seitlich zu punktieren. Dabei löste sich diese komplett vom Gaumen ab und konnte geborgen werden. Die darunter befindliche Gaumenschleimhaut war intakt (Abbildung 2). Der vermeintliche Tumor oder Abszess stellte sich als Teil einer Blister-Verpackung heraus mit darin enthaltenen Speiseresten, die farblich und von der Konsistenz her tatsächlich an Pus erinnerten (Abbildung 3).

Bei der beschriebenen Lokalisation und dem Erscheinungsbild der Veränderung muss differenzialdiagnostisch insbesondere an eine Fremdkörperinkorporation gedacht werden. Tumoren, Entzündungen oder Eruptionszysten sind im frühen Kindesalter hingegen fast immer im Bereich des Alveolarfortsatzes lokalisiert. Die Aufnahme von Fremdkörpern ist im Kindesalter und bei Erwachsenen mit höhergradiger kognitiver Einschränkung relativ häufig. Komplikationen werden allerdings mit weniger als einem Prozent angegeben [Simo Alari und Gutierrez, 2018]. Das Verschlucken der scharfkantigen Blister-Verpackungen, zum Beispiel von Tabletten, führt hingegen regelmäßig zu schweren Krankheitsbildern mit intestinalen Blutungen und Darmperforationen und kann mitunter fatal sein [Fleres et al., 2018].

Niklas Janßen

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 128205 Bremen

Dr. Lutz Günther

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 128205 Bremen

Prof. Dr. Dr. Jan Rustemeyer

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 128205 Bremen
Jan.rustemeyer@klinikum-bremen-mitte.de

Dr. Lutz Günther

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 1
28205 Bremen

Niklas Janßen

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 1
28205 Bremen

Prof. Jan Rustemeyer

Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen
Klinikum Bremen-Mitte
St.-Jürgen-Str. 1
28205 Bremen

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