Initiative Klinikpartnerschaften

Sie machen die Welt ein Stück besser

Liva Haensel
"Initiative Klinikpartnerschaften – das klingt erst einmal abstrakt“, bemerkt eine Zahnärztin und runzelt die Stirn. Doch als der Film über die (zahn-)medizinische Projektförderung über den Bildschirm läuft, entspannt sie sich: Aha, so arbeiten Klinikpartner also.

Das Gesundheitsprogramm „Initiative Klinikpartnerschaften – Partner stärken Gesundheit “ wurde 2016 von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller gemeinsam mit der Else Kröner-Fresenius-Stiftung ins Leben gerufen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt es um. Als Dienstleister der Bundesregierung unterstützt sie die Zusammenarbeit der Partner bei internationalen (zahn-)medizinischen Projekten.

Das Wissen deutscher Ärzte ist weltweit gefragt

Auf Einladung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) stellte die Initiative ihre Arbeit im Frühjahr auf der Konferenz der Hilfsorganisationen in Köln vor. Ganz neu war das Thema für die Teilnehmer somit nicht, denn die 80 anwesenden Zahnmediziner engagieren sich bereits weltweit: in Tansania und Malawi, Indien oder Bolivien.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ist Dienstleister des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Die GIZ hat ihren Sitz in Bonn und Eschborn. Das Geschäftsvolumen betrug 2018 rund drei Milliarden Euro. Von den 20.726 Mitarbeitern in rund 120 Ländern sind fast 70 Prozent als nationales Personal vor Ort tätig. Als anerkannter Träger des Entwicklungsdienstes entsendet die GIZ 577 Entwicklungshelfer (Stand 10. Juli 2019).

Jedes Jahr schreibt das Programm Förderungen bis zu 50.000 Euro aus. Die Fachkenntnisse deutscher Institutionen sind weltweit gefragt – ob zur Malaria-Forschung, zu post-operativen Infektionen oder zur Tuberkulose.  Deutsche Ärzte verfügen über ein enormes Wissen. Ihre Fachkenntnisse sind weltweit gefragt – ob zur Malaria-Forschung, zu post-operativen Infektionen oder zur Tuberkulose. In einer Klinikpartnerschaft geben sie das nicht nur weiter, sondern lernen mit ihren Partnern vor Ort und tragen damit dazu bei, dass sich Gesundheitssysteme in der ganzen Welt ein kleines oder großes Stück verbessern.

Bewerben können sich Akteure aus dem Medizin- und Gesundheitswesen, die eine internationale Partnerschaft mit Kollegen haben. In ihrem Antrag stellen sie ihr Ziel dar: ein Leitfaden zur Mutter-Kind-Gesundheit in Eritrea oder die Einführung eines Krebsvorsorgesystems für Frauen in Äthiopien beispielsweise.

Von 131 Projekten gibt es sechs in der Zahnmedizin

Das Programm setzt auf den Capacity-Development-Ansatz. Das bedeutet, Menschen und Systeme werden befähigt, neues Wissen anzuwenden und mit dem vorhandenen in Einklang zu bringen. Dafür ist nicht nur Fachwissen wichtig, sondern auch interkulturelles Fingerspitzengefühl sowie gute Landes- und Ortskenntnisse. Um Gesundheitssysteme stärken zu können, setzen die Klinikpartner deshalb vor allem auf Trainings und Schulungen.

Von derzeit 131 Projekten zwischen Klinikpartnern sind inzwischen sechs im zahnmedizinischen Bereich angesiedelt. „In unserem Berufsstand sind sehr viele sozial engagierte Zahnärztinnen und Zahnärzte anzutreffen“, sagt Tobias Bauer, der 2013 das Zahnärztliche Netzwerk für Hilfsprojekte in der Karibik, DIANO, gegründet hat. Wie seine Kollegen verwendet er einen Teil seines Jahresurlaubs für Hilfseinsätze und ist einige Wochen des Jahres in Haiti und Jamaika im Einsatz – mit seinen Klinikpartnern.

Sein deutsch-haitianisches Team besteht noch aus weiteren Zahnmedizinern und -technikern. In Haiti arbeitet er mit dem dortigen Projektleiter Dr. Sammy Prophete daran, die zahnmedizinische Ausbildung an der Universität zu verbessern. Prophete ist Dekan der zahnmedizinischen Fakultät in Port-au-Prince. Kennengelernt hatten sich die beiden schon 2010, erzählt Bauer auf der Hilfskonferenz. Damals lag das Land noch „in Schutt und Asche!“

Seit 2016 unterstützt die Initiative Klinikpartnerschaften das Projekt „Verbesserung der Ausbildung und Zahnmedizin-Forschung in Haiti“. Aktuell arbeiten die Experten vor allem im Norden des Landes. „Wir möchten dort Menschen mit guter Zahngesundheit versorgen, die sonst nur wenig oder gar keinen Zugang dazu haben“, sagt Bauer. In Jamaika hat sich Bauers Team frühzeitig mit dem dortigen Gesundheitsministerium vernetzt, um die zahnmedizinische Ausbildung mit jamaikanischen Fachkräften zu unterstützen.

Normal sind interkulturelle Missverständnisse

Dass eine Klinikpartnerschaft auch manchmal herausfordernd sein kann, verschweigt Bauer nicht. Er spreche zwar gut Französisch, dennoch erlebe auch er interkulturelle Missverständnisse mit seinen Kollegen. Und die Vereinbarkeit von eigenem Berufsleben und sozialem Engagement sei nicht immer leicht, gibt er zu. „Ich muss hochkonzentriert mit meinem Team arbeiten, wenn ich in Haiti und Jamaika bin. Da müssen wir flexibel reagieren, falls sich beispielsweise die politische Lage ändert. Und zuhause muss ich priorisieren.“

Aber die Freude an der Arbeit, die vielen Kontakte und entstandenen Freundschaften mit seinen Klinikpartnern machten vieles wieder wett, findet er. Dies bestätigen auch andere Klinikpartner. Denn eine Klinikpartnerschaft mit Kollegen aus einem anderen Kontext bedeutet mehr als lediglich zwei Wochen im Jahr im Ausland zu sein.

Wer heute in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, ob ehrenamtlich oder Vollzeit, muss offen und reflektiert sein. „Partner arbeiten auf Augenhöhe, sind idealerweise im lokalen Kontext verankert und wissen, dass sie nur im Einverständnis mit der jeweils anderen Seite erfolgreich kooperieren können“, sagt Dr. Anselm Schneider, Programmleiter der Initiative Klinikpartnerschaften.

Die GIZ begleitet Klinikpartner in der Antragstellung, dem Projektmanagement und bei kommunikativen Fragen. Welche Rolle die Entwicklungspolitik und die Nachhaltigkeitsagenda der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen in der globalen Gesundheitsagenda für Klinikpartner spielen, vermittelt die Initiative unter anderem in Workshops. Dass die Partner ihre Arbeit und deren Wirkung messbar dokumentieren, wird von der GIZ empfohlen. Diese Unterstützung sei hilfreich und habe ihm so manches Mal gezeigt, dass er sein Projekt noch besser durchdenken könne, berichtet Bauer. Für die nächste Förderrunde hat sich sein Team nun erfolgreich um eine Folgeförderung beworben. Damit kann seine wichtige Arbeit weitergehen – für gute Zähne weltweit.

Liva Haensel,
Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Weitergehende Infos...

...finden Sie unter www.klinikpartnerschaften.de und auf YouTube.

Liva Haensel

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