Geld ist das eine, Wertschätzung das andere
Woran lässt sich das Wohlbefinden der MitarbeiterInnen messen? Wie wird aus einem Praxisteam ein zufriedenes Praxisteam? Und vor allem: Wie kann man mehr ZFA für den Beruf begeistern und dauerhaft binden? Die ehrlichste Methode ist, sie selbst zu befragen und so die Stimmungslage abzubilden. Genau das hat die Landeszahnärztekammer Hessen angesichts des bestehenden Fachkräftemangels gemacht. Ergebnis: Knapp die Hälfte sieht in mehreren Bereichen Verbesserungsbedarf.
In erster Linie kommt es auf das Betriebsklima an
Fest steht: Am Geld liegt es eher nicht. Für die Mehrheit der 461 befragten ZFA und Auszubildenden ist das Gehalt nicht der entscheidende Punkt. Ihnen geht es vielmehr es um das harmonische Zusammenspiel in einer Praxis. So steht ein gutes Arbeitsklima für 55 Prozent an erster Stelle und ist somit der bedeutendste Faktor für die Zufriedenheit. Auf dem zweiten Platz (43 Prozent) finden sich die Arbeitsaufgaben, die die MitarbeiterInnen im besten Fall fordern, nicht überfordern und ihnen das Gefühl der Teilhabe an Verantwortung geben. Erst dann folgt mit 42 Prozent der Lohn. Für 30 Prozent ist außerdem die Arbeitsplatzsicherheit relevant.
Lob ist wichtig, Kommunikation auch
Ganze 40 Prozent der ZFA gaben an, im Arbeitsalltag nicht gelobt zu werden oder kein Feedback zu guter Leistung zu erhalten. Außerdem beklagten 50 Prozent, die Hälfte(!), dass sie Ungleichheiten untereinander im Umgang mit den Angestellten spüren. Wiederum 40 Prozent sehen in der internen Kommunikation hohes Verbesserungspotenzial.
Perspektiven geben: Dann kann es weitergehen
Was die Chance auf Fortbildungen betrifft oder praxisinterne Möglichkeiten aufzusteigen, nennen 40 Prozent, dass sie keine angeboten bekommen. Die persönliche Entwicklung im Beruf ist aber ein bedeutender Faktor für die langfristige Zufriedenheit.
Die Hälfte der befragten MitarbeiterInnen sieht zudem großen Verbesserungsbedarf bei der Koordination der Arbeitsbewältigung. So könnten mittels klarer betrieblicher Organisation Abläufe optimiert und die Mitarbeiter so weniger belastet werden. Sind Arbeitsmittel leicht zu finden oder klar, wer der Ansprechpartner für bestimmte Aufgabenbereiche ist? Auch das würde das Stresslevel senken und gegebenenfalls sogar die Effizienz steigern.
Für flexible Arbeitszeiten sprechen sich 50 Prozent aus. Da der ZFA-Beruf größtenteils von Frauen ausgeübt werden, ist eine bessere Koordination von Beruf und Familie ein großer Wunsch.
Welche Stellschrauben Sie drehen können
Für ein zufriedenes Arbeitsverhältnis sind demzufolge Kommunikation, die regelmäßige Anerkennung von guter Leistung und Fleiß, aber auch die Gleichbehandlung der Mitarbeiter und Azubis das Fundament. Das kann durch aktives Zuhören und Nachfragen gelingen und in Form von regelmäßigen Feedback-Gesprächen (einzeln und im Team) ausgebaut werden.
Umfragemethodik
Die Landeszahnärztekammer Hessen hat für die Studie zur Mitarbeiterzufriedenheit 461 Zahnmedizinische Fachangestellte und Auszubildene in hessischen Praxen befragen lassen. Die Datenerhebung fand durch die Firma OPTI Zahnarztberatung GmbH online und anonym statt. Die Ergebnisse und Auswertungen wurde den teilnehmenden Praxen danach ebenfalls anonymisiert überreicht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: die Weiterentwicklung in Form von Fortbildungen oder Aufstiegschancen in der Praxis. Wer Perspektiven schafft, kann dadurch die Motivation positiv beeinflussen und lenken. Optimierungspotenziale verbergen sich auch in der flexiblen Arbeitszeitgestaltung. So merkt der Mitarbeiter, dass auf seine Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Ein Stärken-Schwächen-Profil kann das unterstützen ebenso wie das Setzen von Zielen beziehungsweise Zwischenzielen, die kontinuierlich abgeglichen werden.
Als weitere Motivatoren wurden von den ZFA außerdem Mitarbeiter-Events und vom Betrieb gestellte Kleidung genannt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund fand in einer Umfrage 2017 heraus, dass sich 41 Prozent der ArbeitsnehmerInnen nicht genug wertgeschätzt fühlen. Dabei liegt darin der Schlüssel zu einem guten Arbeitsverhältnis: 80 Prozent sind tatsächlich fleißiger, wenn sie von ihrem Vorgesetzten genügend Wertschätzung erhalten.