Systemrelevant und Bonus-berechtigt
Der Stress und das hohe Infektionsrisiko am Arbeitsplatz waren – und sind – außergewöhnliche Belastungen für die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten in der Corona-Pandemie. Daher verlangten die Bundesärztekammer (BÄK), die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) sowie die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBV) am 21. August in einem offenen Brief einen Sonderbonus für diese Berufe. Sie unterstützen damit die bereits im Juli vom Verband medizinischer Fachberufe (VmF) formulierte Forderung nach einer Extra-Zahlung. Im Brief heiß es: „Ein erstes Zeichen der Anerkennung der besonderen Belastungen von MFA und ZFA ist die Berücksichtigung bei der Zahlung des Sonderbonus.“
Die Arbeitsbedingungen waren kritisch
Im Brief heben die ärztlichen und zahnärztlichen Vertreter hervor, dass die über 400.000 MFA und die mehr als 200.000 ZFA sich gerade während der ersten Pandemiephase den Herausforderungen gestellt und damit das Gesundheitswesen und die Versorgung in den Praxen aufrechterhalten hätten. Dadurch sei es gelungen, die Kliniken zu entlasten und möglichst viele Patienten im ambulanten Bereich zu versorgen. „Inzwischen wissen wir, dass sechs von sieben COVID-19-Patienten ambulant behandelt wurden. Die zahnärztliche Betreuung der Patient*innen wurde ebenfalls während der gesamten Zeit sichergestellt“, heißt es weiter. Die Praxisteams hätten dabei unter kritischen Bedingungen gearbeitet, weil es nicht genug Schutzmaterial gab: „Im Rahmen der nun laufenden Diskussion um Gerechtigkeit bei der Zahlung eines steuerfinanzierten Sonderbonus halten wir es für angebracht, dass Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte ebenso berücksichtigt werden“, fordern die Unterzeichner.
Der Brief mahnt an, dass MFA und ZFA zu den zehn Berufen mit den höchsten krankheitsbedingten Fehlzeiten im Zusammenhang mit COVID-19 gehören und es daher unverständlich sei, dass diese bei der Nationalen SARS-CoV-2-Teststrategie nicht berücksichtigt werden.
Ein Sonderbonus wäre ein Zeichen der Anerkennung
„Wenn das ambulante Gesundheitswesen weiter eine stabile Säule der Versorgung bleiben soll, dann müssen auch MFA und ZFA als systemrelevante Berufe neu bewertet werden“, betont das Schreiben. „Das ist mit Blick auf die Struktur der Freien Berufe nicht allein durch Tarifverhandlungen möglich, sondern muss durch die Gesellschaft gegenfinanziert werden.“
Mit großer Sorge betrachte der VmF die Entwicklung der Arbeitslosigkeit der Zahnmedizinischen Fachangestellten. Im März 2020 lagen die Arbeitslosenzahlen mit 3.951 arbeitslosen ZFA auf dem niedrigsten Stand seit 2012. Seit April 2020 sind sie kontinuierlich angestiegen – etwa im August um 39,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Bis zum Redaktionsschluss dieser zm-Ausgabe gab es noch keine Reaktion vom Bundesgesundheitsminister auf den offenen Brief.
Dieser Link führt zum offenen Brief: Ärzte und Zahnärzte fordern Sonderbonus für MFA und ZFA