„Entscheidend ist der Durchseuchungsgrad“
Prof. Lethaus, was war die größte Herausforderung beim Aufbau der COVID-19-Ambulanz?
Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus: Die größte Herausforderung war der Aufbau unter Zeitdruck ohne die nötigen Vorgaben und Vorschriften zu verlassen. Naturgemäß werden bei einem solchen Projekt zunächst einmal mehr Bedenken als Lösungen geäußert. Probleme müssen dabei ernst genommen, aber trotzdem abgearbeitet werden. Die Unterstützung des Vorstandes und der COVID-Task-Force war hier sehr hilfreich.
Wie lange dauerte der Vorlauf?
Seit dem Vorstandsbeschluss sind zwei Wochen vergangen.
Mit wie vielen Patienten rechnen Sie täglich?
Das ist sehr schwierig einzuschätzen und sicher von Standort zu Standort unterschiedlich. Entscheidend sind hier der Durchseuchungsgrad und dessen Dynamik. Wir denken, dass im Raum Leipzig anfangs einige Patienten am Tag zu behandeln sind.
Mit welchen Beschwerden rechnen Sie? Welche Behandlungen führen Sie durch?
Wir können aufgrund der begrenzten Ressourcen insbesondere adäquater Schutzkleidung zurzeit im Tagesdienst nur dringende Notfälle, also Schmerzpatienten, Abszesse, Blutungen oder Ähnliches, behandeln. Alles, was die COVID-Genesung und damit auch die Immunität abwarten kann, muss aufgeschoben werden.
Welche Verbesserungspotenziale in den Abläufen und der Organisation der Ambulanz sehen Sie?
Aufgrund der fehlenden Erfahrung fahren wir gerade noch auf Sicht. Wir sind aber vorbereitet, unsere Arbeit schnell an die sich ändernden Gegebenheiten anzupassen.
Wo gibt es vergleichbaren COVID-19-Ambulanzen in anderen Bundesländern? Wie sieht der Erfahrungsaustausch mit diesen aus?
Für uns ist dieses Thema komplett neu. Ein Austausch mit anderen Standorten hat noch nicht, wird aber sicher bald stattfinden.
Welche Tipps können Sie Einrichtungen geben, die sich aktuell noch in der Planungs- beziehungsweise Aufbauphase ihrer COVID-19-Ambulanz befinden?
Die Angliederung an eine bestehende medizinische COVID-Ambulanz macht sicher vieles einfacher. Bewährt hat sich auch die Bildung einer Task-Force, die engen Kontakt zu den notwendigen Bereichen und Abteilungen hält sowie eine enge Zusammenarbeit mit der KZV. Bei der Planung empfehle ich immer auch Alternativen zu formulieren, um diese bei Bedarf schnell integrieren zu können. Das Wichtigste ist aber ein innovatives Team mit Durchhaltevermögen.
Die Fragen stellte Marius Gießmann.