Aus Ethik und Praxis
Das Thema Impfen hat sich in der Corona-Pandemie zwangsläufig zum Überthema entwickelt. Keine Nachrichtensendung kommt ohne den aktuellen Sachstand zur Impfkampagne aus. Impfstoffherstellung, -beschaffung und -verteilung werden von allen Seiten beleuchtet. Bei einer solchen Nachrichtenlage entsteht ein vielstimmiger Chor, in dem sich nicht immer die wirklichen Fachleute am lautesten zu Wort melden. Wir haben deshalb mit Prof. Wolf-Dieter Ludwig, der als Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft ein ausgewiesener Experte ist, versucht, die wichtigsten Fragen zu klären. Im Interview haben wir mit ihm darüber gesprochen, was die aktuellen Impfstoffe leisten können, was wir über sterile Immunität wissen und welche Arzneimittel bei COVID-19 helfen können. Ohne zu viel verraten zu wollen: Vieles ist entgegen anderslautender Kommunikation derzeit noch unsicher.
Grundlegende ethische Problemstellungen haben in der Corona-Pandemie Hochkonjunktur. Mit dem Start der Impfkampagne kommen aber noch ganz neue hinzu. Man denke an die vom Deutschen Ethikrat diskutierte Frage, unter welchen Umständen Corona-Beschränkungen für Geimpfte aufgehoben werden sollen. Auch im Gesundheitswesen müssen bestimmte Fragen diskutiert werden. Nachdem in Berichten immer wieder von einer geringen Impfbereitschaft des medizinischen und des pflegerisch tätigen Personals zu hören ist, kommen in der Politik vereinzelt Stimmen auf, die für eine Impfpflicht für im Gesundheitswesen Tätige plädieren. Gerade auch in Zahnarztpraxen stellt sich die Frage, ob es möglich ist, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Impfung zu verpflichten. Einige Zahnärzte haben unterdessen bereits versucht, ihr Personal unter Androhung von Sanktionen zu einer Impfung zu verdonnern. Dass damit nicht nur rechtliche, sondern auch handfeste ethische Fragestellungen einhergehen, beleuchten wir in unserer Titelgeschichte – mit einem fiktiven Fall – von verschiedenen Seiten.
Während uns SARS-CoV-2 erst seit vergleichsweise kurzer Zeit beschäftigt, haben wir mit anderen Infektionskrankheiten schon viel länger zu tun. Beispiel HIV. Trotzdem werden HIV-Infektionen meist erst spät erkannt, nicht selten in der Zahnarztpraxis. Leider bekommen viele betroffene Patienten keine adäquate zahnärztliche Therapie. Deshalb wollen wir helfen, die zahnärztliche Behandlungsroutine zu verbessern und stellen dar, was Zahnärztinnen und Zahnärzte zum Krankheitsbild und zum Ansteckungsrisiko wissen sollten. In unserem besonderen Fall mit CME zeigen wir die Erstdiagnose einer HIV-Infektion im Spätstadium bei Vorliegen fortgeschrittener dentaler Krankheitssymptome.
Wie es um die Zahn- und Kieferfehlstellungen bei acht- und neunjährigen Kindern bestellt ist, untersucht derzeit das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) im Rahmen der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6). Näheres zur Zielsetzung und zum Ablauf erfahren Sie im Interview mit dem wissenschaftlichen Direktor des IDZ, Prof. Rainer Jordan. Diese Informationen können helfen, Fragen von Eltern, die mit der Bitte um Teilnahme an der Studie angeschrieben wurden, zu beantworten.
Abschließend ein paar Sätze zum Thema Aktualität: Hin und wieder erreichen uns Leserzuschriften, die uns darauf aufmerksam machen, dass bestimmte im Heft dargestellte Sachverhalte nicht mehr korrekt sind. So geschehen bei der Berichterstattung über die Corona-Testverordnung. Wir versuchen stets, unsere Berichte so aktuell wie möglich zu halten. Änderungen von Verordnungen oder Richtlinien nach Redaktionsschluss, die derzeit leider regelmäßig vorkommen, können wir aber naturgemäß nicht mehr berücksichtigen. Daher lohnt sich immer der ergänzende, regelmäßige Blick auf www.zm-online.de. Dort bilden wir die aktuellen Sachstände ab und halten Sie auf dem Laufenden. Und wenn Sie dort unseren wöchentlichen Newsletter abonnieren, können Sie sicher sein, dass Ihnen nichts Wesentliches entgeht.
In diesem Sinn: Bleiben Sie gesund!
Ihr Sascha Rudat
Chefredakteur