Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen

Sprechen Sie die Sprache(n) der Wertschätzung! (Teil 3)

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Sorry, aber ohne die Wertschätzung fehlt mir einfach der Ansatz: Denn grundsätzlich kommen sehr viele Bewerbungen über mündliche Weiterempfehlungen. Doch wenn niemand eine positive Erfahrung aus der Praxis weiterträgt, sondern im Gegenteil eher Mängel beklagt werden, ist das schwierig. Die Formel lautet: Wenn man gegenüber 20 Personen die Arbeit in der Praxis lobt, erzählen das 10 Prozent weiter, die das dann wiederum ebenfalls weitersagen. Je kleiner diese Reichweite ist, desto weniger potenzielle Bewerber kann man rekrutieren.

Daher möchte ich das Thema Wertschätzung doch noch einmal aufgreifen – und damit die sechs Sprachen der Wertschätzung abschließen. Nach den vier Sprachen in der zm 4 und der zm 5 sind wir jetzt bei der fünften Sprache angelangt.

5. Körperkontakt (Physical Touch)

Diese Sprache ist im beruflichen Kontext weniger von Bedeutung und findet sich eher im privaten Bereich. Manchen Menschen ist es sehr wichtig, körperliche Berührungen zu haben. Im Beruf sollte man diese Sprache allerdings mit Vorsicht sprechen (und in Pandemie-Zeiten erst recht).

Möglichkeiten der Umsetzung

Geben Sie Ihrem Gegenüber die Hand, bei passender Gelegenheit legen Sie ihm die Hand auf die Schulter, um Verständnis zu zeigen .Vielleicht ist sogar ein „high five“ oder eine Umarmung sinnvoll – wenn es die Situation zulässt und angemessen ist.

Herausforderungen

Sie sollten die persönlichen Grenzen Ihrer Mitarbeiter kennen und respektieren. Arbeiten Sie an Ihrem Feingefühl, um Rückwärts- oder Abwehrbewegungen zu erkennen.

6. Vertrauen und Zutrauen (Empowerment)

Übertragen Sie anspruchsvollere Aufgaben, bei denen Sie davon überzeugt sind, dass Ihr Gegenüber diese meistern wird. Beachten und fördern Sie die Kompetenz – der Mitarbeiter „wächst“ und hat Einfluss auf bestimmte Prozesse.

Die „Sechs Sprachen“ der Wertschätzung

1. „Lob und Anerkennung“ (Words of Affirmation) (zm 4/2021, S. 58)
2. „sich Zeit nehmen“ (Quality Time) (zm 5/2021, S. 68)
3. „Hilfsbereitschaft“ (Acts of Service) (zm 5/2021, S. 68)
4. „Geschenke“ (Tangible Gifts) (zm 5/2021, S. 68)
5. „Körperkontakt“ (Physical Touch)
6. „Vertrauen und Zutrauen“ (Empowerment)

Schaffen Sie eine Vertrauensbasis: Sie stehen auch in schwierigen Zeiten für Zusammenhalt und Unterstützung.

Die oft vorherrschenden Hierarchiestrukturen erschweren es häufig, adäquat und vor allem zeitnah zu reagieren – Empowerment führt zu einer Demokratisierung der Praxis und einer höheren Mitarbeitermotivation.

Möglichkeiten der Umsetzung

Übertragen Sie die Leitung eines Projekts, zum Beispiel QMS oder Social-Media-Kanäle.

Erlauben Sie, Entscheidungen eigenverantwortlich treffen zu dürfen – zum Beispiel in der Materialverwaltung nicht für jede Bestellung das OK einholen zu müssen.

Herausforderungen

Erkennen Sie die Grenzen Ihres Gegenübers. Fehler und/oder Misserfolge passieren – stärken Sie Ihren Mitarbeitern den Rücken und geben Sie trotzdem ein kritisches Feedback unter Einhaltung der Feedback-Regeln.

Regeln

Treten Sie in den Hintergrund und gönnen Sie Ihrem Mitarbeiter, dass er die Lorbeeren erntet.

Geben Sie keinesfalls ausschließlich ungeliebte Themen ab, nur um sie loszuwerden.

Fairer Umgang

Im Alltag ist ein fairer Umgang viel wichtiger, als man es vermutet. Was genau kann in der Praxis fair behandelt und betrachtet werden?

  • Ermitteln lassen sich zu viel geleistete Stunden – lassen Sie einen Freizeitausgleich zu.

  • Zahlen Sie die Gehälter pünktlich.

  • Mitspracherecht für jeden – beispielsweise darf in der Teambesprechung jeder Mitarbeiter gerne seinen Teil beitragen.

  • Erschaffen Sie eine Anredekultur, die für alle und von allen gelebt wird. Sprechen Sie sich mit Vornamen oder mit Nachnamen an? Duzen oder siezen Sie sich? Dies bewirkt nach außen ebenfalls die nötige Anerkennung.

Fürsorgepflicht

Wie kann ich meiner Fürsorgepflicht gerecht werden? Hier ein paar Beispiele:

  • Gewähren Sie im Fall eines Engpasses einen Gehaltsvorschuss.

  • Ermöglichen Sie in schwierigen privaten Situationen eine Stundenanpassung – zum Beispiel für Kinderbetreuung und -erziehung oder für die Pflege eines Familienmitglieds.

  • Suchen Sie in besonderen Lagen nach besonderen Lösungen. Hier gehört alles mit dem Prädikat „nicht voll einsatzfähig“ und „nicht voll belastbar“ hinein – zum Beispiel gesundheitliche und psychische Probleme, Trennung, Tod.

Fazit

Für die Umsetzung der Wertschätzung gibt es kein Patentrezept. Regeln für diesen Bereich sind sowieso nicht oder nur schwer aufstellbar. Es besteht keine Verpflichtung, zu wertschätzenden Ansätzen zu greifen oder sie gar vertraglich verpflichtend zu machen. Es gilt: Alls kann, nichts muss.

Erfahrungsgemäß sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber fröhlicher, leistungsstärker und häufiger bereit, auch einmal unliebsame Aufgaben zu erledigen. Die gesamte Stimmung im Team wird positiver – also eine Win-win-Situation. Bleiben Sie dabei immer authentisch und ehrlich und geben Sie Wertschätzungen von Herzen. Wenn dieses positive Betriebsklima durch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergetragen wird, erhöht sich die Chance enorm, dass andere davon erfahren.

In diesem Sinne ...
Ihr Christian Henrici

zusammen mit Consultant Melanie Nitschke,
Mitglied im Praxisflüsterer-Team

Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de

Christian Henrici

Dipl. Kfm. Christian Henrici ist seit 2006 Gründer und Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2006 rund 3.000 Zahnarztpraxen in Deutschland beraten hat. Henrici ist Lehrbeauftragter und Referent für Controlling, Personal und Businessplanung. Als Autor erschien von ihm im Quintessenz-Verlag das Buch „Wer braucht schon gutes Personal? – Erfolgreich führen in der Zahnarztpraxis“. Christian Henrici schreibt Fachbeiträge zu den Themen Betriebswirtschaft, Organisation und Führung & Personal in der Zahnarztpraxis und seine regelmäßige Kolumne in den zm.

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