125. Deutscher Ärztetag

„Jetzt ist die Zeit zu handeln!“

Thema auf dem 125. Deutschen Ärztetag am 1. und 2. November in Berlin war „Klima und Gesundheit“. Es gelte nicht nur, den eigenen Konsum zu ändern, sondern auch politischen Einfluss zu nehmen und Strukturen zu ändern. Das deutsche Gesundheitswesen soll bis 2030 klimaneutral sein und das Land braucht eine nationale Strategie, um die Versorgung klimafreundlich zu gestalten.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz,“ betonten die Ärzte. „Jetzt ist die Zeit, zu handeln.“ Deutschland brauche eine nationale Strategie für eine klimafreundliche Gesundheitsversorgung. Der dafür notwendige Investitionsbedarf, etwa für den Bau klimaneutraler Krankenhäuser sowie für die Nutzung klimaneutral gewonnener Energie im Gesundheitsbereich, müsse darin zwingend berücksichtigt sein, forderten die 250 Ärztevertreter in Berlin.

Sie appellierten an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, die notwendigen Maßnahmen zum Erreichen der Klimaneutralität des Gesundheitswesens bis 2030 „zielstrebig, konsequent und zeitnah“ in Angriff zu nehmen. Dafür notwendig seien Klimaschutzpläne in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens. Auch sollten Klimaschutzbeauftragte etabliert werden, die für die Umsetzung zuständig sind.

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Einen Artikel zur Podiumsdiskussion auf dem Ärztetag über die wachsende Kommerzialisierung in der Versorgung finden Sie über den Link auf zm-online.de.

Die Delegierten nahmen sich einen ganzen Tag Zeit für Impulsreferate und führten intensive, engagierte und auch emotionale Debatten. Es sei eine ärztliche Pflicht, jetzt die Auswirkungen des Klimawandels klar zu benennen, die gesundheitliche Bedrohung durch den Klimawandel aufzuzeigen, Gegenmaßnahmen einzufordern und mit dazu beizutragen, dass sich das Gesundheitssystem auf die Bewältigung der Folgen des Klimawandels vorbereitet und zum Wohle der Gesundheit klimaschädliche Auswirkungen vermeidet.

Neben einem nationalen Hitzeschutzplan bedarf es aus Sicht der Ärzteschaft konkreter Maßnahmenpläne für Kliniken, Not- und Rettungsdienste sowie Pflegeeinrichtungen zur Vorbereitung auf Extremwetterereignisse. Gesundheitseinrichtungen sollten ans Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes angeschlossen werden. Die Bevölkerung sollte außerdem kontinuierlich über die Intensität klimabedingter Belastungsfaktoren wie Hitze oder erhöhte Ozonwerte informiert werden. Und auch die Gremiensitzungen der Bundesärztekammer und deren Verwaltung sollen bis 2030 klimaneutral werden – mit emissionsarmer Mobilität und einer Verringerung des Reiseaufwands durch Online-Konferenzen.

„Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten“

„Wir haben hier die Chance, verbindliche Ziele für das Gesundheitswesen festzulegen“, sagte Dr. Peter Bobbert, Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer, in seiner Ansprache an den Ärztetag. Sylvia Hartmann, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit sprach gar von einem „historischen Moment“. Und: „Gesunde Menschen gibt es nur auf einem gesunden Planeten.“

Sabine Gabrysch, Leiterin der Forschungsabteilung Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betonte, der Klimawandel sei nur ein Symptom der planetaren Krise. Andere seien das Artensterben oder auch COVID-19. Der Klimawandel sei nicht nur die größte Bedrohung für die Gesundheit weltweit, sondern berge auch Chancen. Umweltschäden und die sogenannten Zivilisationskrankheiten hätten oft gemeinsame Ursachen. Deshalb seien auch gemeinsame Lösungen denkbar, Klimaschutz sei auch im Gesundheitssektor wichtig.

Die Gesundheitsberufe sollten ihre (ge-)wichtige Stimme nutzen. Es gelte nicht nur, den eigenen Konsum zu ändern, sondern auch gemeinsam politisch Einfluss zu nehmen und Strukturen zu verändern.

Beschlüsse zu Klima und Gesundheit 

  • Die Aufklärung über die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels in den Praxen ist Prävention. Vorgeschlagen wird eine Klimasprechstunde. 

  • Umfassende mediale Klimakommunikation für Bürger unter Mitarbeit ärztlicher Gremien.

  • Umfassende Sensibilisierung der Gesundheitsberufe, mit Fortbildungskonzepten. Aufnahme in die Fort- und Weiterbildung der Ärzte.

  • Anpassungen des ambulanten und des stationären Gesundheitswesens an Hitzewellen. 

  • Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) werden aufgefordert, Konzepte für klimaneutrale Praxen zu entwickeln.

  • Klima- und umweltschädliche Arzneimittel sollen durch umwelt- und klimaschonende Arzneimittel ersetzt werden.

  • Umweltverträgliches Verpackungsmaterial muss helfen, die Müllmengen zu reduzieren.

  • Entscheidungsträger werden aufgefordert, gesundheitsfördernde und klimaschützende Ernährungsweisen umsetzen.

  • Auch der Erhalt der Biodiversität ist eine Frage des Gesundheitsschutzes.

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