Die zm-Kolumne rund um die relevanten Praxisfragen

Pandemiegewinner Bleaching: Investitionen in die eigene Ästhetik (1)

Christian Henrici

Für mich galt schon immer: Nichtstun ist keine Option! Daher lassen Sie uns doch gemeinsam betrachten, ob Ihre Idee eine sinn- und gewinnbringende Option für Sie und Ihr Team bedeuten kann. Bleaching an sich ist ja keine neue Erfindung oder in Abwandlung unserer Kanzlerin „für uns alle Neuland“. Also: Warum sollten Sie sich gerade in dieser schwierigen Zeit einer Ausweitung Ihres Angebots widmen?

Grundsätzlich finden wir im Markt derzeit eine irrwitzige Situation vor: Zum einen sind viele Läden und Gaststätten geschlossen, Urlaube ausgesetzt. Dort wird gerade nichts verdient. Zum anderen ist eine automatische Folge dessen aber zwangsläufig auch, dass viel Geld schlicht nicht ausgegeben werden kann. So ist ein hoher Kapitalfluss in Aktienmärkte und beim Online-Shopping zu beobachten. Als kleinen Nebenzweig hierzu sieht man beispielsweise erhöhte Konsumausgaben in Alignertherapien und Bleaching.

So ist der Alignermarkt im Jahr 2020 in Deutschland um gute 20 Prozent gewachsen. Auf meine Nachfrage in Bezug auf Bleaching hat das Unternehmen Bluedenta (Fläsh, Bleachinganbieter) für 2020 eine Zunahme von vier Bleachingbehandlungen je Praxis in Deutschland festgestellt. Dies ist ein Anstieg um etwa 25 Prozent. Das alles ist schon hochinteressant für die Zahnarztpraxis.

Weiße Zähne = Wohlbefinden

  • Weiße Zähne = gutes Aussehen = Wohlbefinden

  • Weiße Zähne = Gesundheit/Vitalität = Wohlbefinden

  • Weiße Zähne = Selbstbewusstsein = Erfolg = Wohlbefinden

  • Wenn mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und ich genervt davon bin, nur noch in Jogginghose herumzugammeln, kann ich beim Zahnarzt meinen „Spa-Moment“ genießen und mit einem strahlenden Lächeln die Praxis verlassen. 

  • Mein gesteigertes Wohlbefinden und mein inneres „Ich fühle mich schön und gesund!“ wirken auf meine Haltung, auf meinen ganzen Auftritt. Selbst hinter einer FFP2-Maske. Erst recht virtuell in einem Videomeeting. 

Die Nachfrage auf Patientenseite ist also offenbar vorhanden. Und wie wir alle wissen, gehört Bleaching – auch wenn es sich um eine vorrangig ästhetische Behandlung handelt – in zahnärztliche Hände. 

Meine Zeitlos-Hypothese

Ich habe folgendes Zitat gefunden: „Zähne gehören zum äußeren Erscheinungsbild des Menschen und haben einen ästhetisch hohen Stellenwert. Ein strahlendes Lächeln wird als attraktiv angesehen und verleiht Selbstvertrauen, was insbesondere bei sozialen und beruflichen Kontakten eine wichtige Rolle spielt. Deshalb ist es für viele Menschen wichtig, schöne, natürlich weiße Zähne zu haben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach professionellen Zahnaufhellungen in zahnärztlichen Praxen steigt und diese aus dem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken sind.“ [Kihn PW: Vital tooth whitening. Dent Clin North Am. 2007 Apr;51(2):3193–3131 (Quelle: https://www.pnc-aktuell.de, PD Dr. Georg Cachovan, Philips GmbH / 16.04.2020)].

Meine Trend-Hypothese 

Im Shutdown nahm die tägliche Verweildauer auf Facebook, TikTok und Instagram bei Jugendlichen von 12 bis 19 Jahren um 19 Prozent zu. „Aktuell kommuniziert jeder vierte Junge und zwei Fünftel der Mädchen regelmäßig über TikTok. Jeder Zehnte zählt TikTok inzwischen zu einem seiner Lieblingsangebote im Netz.[...] Die tägliche Internetnutzungsdauer ist nach Einschätzung der Jugendlichen von 205 Minuten im Jahr 2019 auf 258 in 2020 gestiegen. Dabei entfällt mit einem Drittel der größte Anteil der Online-Nutzung auf den Bereich der Unterhaltung.“ So berichteten einige der Kinder und Jugendlichen, drei bis sieben Stunden pro Tag auf TikTok zu verbringen. Die Nutzungsdauer sei dabei deckungsgleich mit der Nutzung von YouTube, so die Ergebnisse der Studie [Kids and Youth Insights Virtual Summit über marktforschung.de/01.02.2021].

In der Conclusio kann man hier nur anmerken, dass das Bewegtbild in der nächsten Generation noch einmal bedeutend mehr an Relevanz einnimmt. Und zwar das Bewegtbild von einem selbst, mit dem man sein Umfeld (und alle anderen) erfreut. Das führt in Zukunft zu noch mehr Interesse an der eigenen Vermarktbarkeit, ergo Investitionen in sein eigenes Bild. 

Bleaching als sozialer Trend

  • Online-Präsenz bei TikTok und Instagram: Weiße Zähne sind ein Must-have! Das beweisen die Accounts von Film- und Musikstars (Rihanna, Lady Gaga, Beyonce, Shakira, Angelina Jolie) und diverse Influencer-Kanäle (BibisBeautypalace, Pamela Reif, Bonnie Strange). 

  • Für den Mann ist ein strahlendes Lächeln ebenso ein Booster, ohne dabei die männliche Markanz zu verlieren, siehe Bleaching-Nutzer wie George Clooney, Jürgen Klopp oder Dieter Bohlen. 

  • Ein Bleaching rückt noch mehr in den Fokus durch die Zeit, die während des Shutdowns zusätzlich in den sozialen Medien verbracht wird.

  • Mangelnde Freizeitmöglichkeiten und die Isolation zu Hause machen Lust auf Körperpflege. Die Zeit der Zurückgezogenheit wird für ein professionelles Bleaching und/oder eine Zahnkorrektur per Aligner genutzt, um schön, gesund und vital das Ende des Lockdowns und des Winters zu begrüßen.

Im zweiten Teil führe ich die Hypothesen zum Ende, betrachte die aktuelle Situation und erstelle einen hoffentlich gescheiten Langfristansatz.

In diesem Sinne...
Ihr Christian Henrici

Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc

Christian Henrici

Dipl. Kfm. Christian Henrici ist seit 2006 Gründer und Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die nach eigenen Angaben seit 2006 rund 3.000 Zahnarztpraxen in Deutschland beraten hat. Henrici ist Lehrbeauftragter und Referent für Controlling, Personal und Businessplanung. Als Autor erschien von ihm im Quintessenz-Verlag das Buch „Wer braucht schon gutes Personal? – Erfolgreich führen in der Zahnarztpraxis“. Christian Henrici schreibt Fachbeiträge zu den Themen Betriebswirtschaft, Organisation und Führung & Personal in der Zahnarztpraxis und seine regelmäßige Kolumne in den zm.

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