Dr. Eckart von Hirschhausen wird Honorarprofessor in Marburg

„Kleine Gesten machen einen großen Unterschied“

pr
„Machen Sie den Mund erst auf, wenn Sie die Augenfarbe Ihres Patienten benennen können“, empfiehlt der Arzt und Bestsellerautor Dr. Eckart von Hirschhausen angehenden Medizinern. Mit solchen Ratschlägen will er – als neuer Honorarprofessor in Marburg – in seinen Vorlesungen über „Sprache in der Medizin“ die Bedeutung einer bewussten Gesprächsführung herausarbeiten.

Ich möchte gerne das in den Vorlesungen weitergeben, was ich selber dort nie gehört habe“, sagte von Hirschhausen am 11. Januar bei seiner offiziellen Ernennung und Antrittsvorlesung als Honorarprofessor für Medizin an der Universität Marburg. Es sei wichtig, seine Worte für die Patienten so sorgsam zu wählen wie andere Arzneien, betonte er. „Warum Worte Medizin sind – zwischenmenschliche Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung“ lautet denn auch der Titel der Vorlesung. Der Arzt, Wissenschaftsjournalist, Buchautor und TV-Moderator wird in Marburg ab dem Sommersemester über „Sprache in der Medizin“ und „Klimawandel und Medizin“ referieren.

Richtig nachfragen, die Perspektive wechseln und die Sicht des Patienten einbeziehen – das macht für von Hirschhausen die Qualität von Shared Decision Making aus. Ein guter Arzt müsse „auch mal querdenken“: Schließlich könne die richtige Frage Leben retten. Er ermunterte die Studierenden, ihre eigenen Thesen zu hinterfragen: „Gibt es etwas, das ich nicht gesehen habe?“

„Shared Decision Making kann man lernen“, erklärte von Hirschhausen, auch wenn Gesprächsführung gemeinhin als „Glückssache“ betrachtet werde – „kann man schon irgendwie“. Doch das sei ein Trugschluss: Für die Gesprächsführung benötige man eine ähnlich hohe Befähigung wie beim Setzen eines Herzkatheters.

Ein Arzt führe in seinem Berufsleben etwa 200.000 Gespräche mit Patienten – das sei mit Abstand die häufigste ärztliche Tätigkeit. Sein Rat: Wenn ein Patient ins Sprechzimmer kommt, sollte der Arzt sich nicht hinter seinem Bildschirm verschanzen, und losquatschen, sondern: „Machen Sie erst den Mund auf, wenn Sie die Augenfarbe des Gegenübers benennen können!“ Dann habe man auch nicht den Impuls, sofort loszureden.

„Ein guter Arzt zeichnet sich durch Demut aus“

Auch kleine Gesten der Zuwendung – wie die Hand eines Patienten zu ergreifen – könnten einen großen Unterschied machen. Von Hirschhausen berichtete von dem Fall eines nach einem Unfall Querschnittsgelähmten in einer Rehaklinik, der kurz davor war, sich das Leben zu nehmen. Doch ein Medizinstudent sei jeden Abend zu dem Patienten gekommen, habe sich zu ihm gesetzt, dessen Hand genommen, ihn gefragt, wie es ihm geht, und versprochen, am nächsten Tag wiederzukommen. Der Patient hielt durch. „Eine Geste, die nicht einmal eine Minute dauert, kann Leben retten“, hob von Hirschhausen hervor. „Ein guter Arzt zeichnet sich nicht durch Selbstüberschätzung, sondern durch Demut aus.“

Zwölf Wünsche an die Ärztinnen und Ärzte von morgen

Aus Anlass seiner Antrittsvorlesung formulierte Dr. Eckart von Hirschhausen den zukünftigen Medizinerinnen und Mediziner zwölf Tipps für den mentalen Werkzeugkasten:

1. Erinnert Euch wofür Ihr mal gestartet seid! Am besten schreibt Ihr einmal auf, was Euch wichtig ist, warum Ihr Medizin studieren wollt. In jedem Semester schaut Ihr einmal auf den Zettel und checkt, ob Ihr auf der richtigen Spur seid.

2. Ihr seid das Medikament! Die Wirkung von jedem Schmerzmittel hängt zu 35 Prozent davon ab, mit welchen Worten, welcher Haltung und welcher Zuwendung Ihr es verabreicht. Entwickelt Eure Persönlichkeit. Ihr spielt eine große Rolle im Leben von anderen Menschen – spielt sie gut!

3. Lernt von den Besten. Wer sind Eure Vorbilder? Welcher Arzt, Lehrer, Erzieher hat Euch schon als Kind beeindruckt und geprägt? Packt eine Schatzkiste von guten Beispielen und persönlichen Geschichten. Medizin lernt man aus Büchern. Heilkunst vermittelt sich wie jede Kunst aber durch die Meister des Faches. Schaut Euch die an, geht zu guten Vorlesungen, Forschern, Praktikern, famuliert über die ganze Welt und surft im Netz nach inspirierenden Vertretern. Lest bewegende Biografien über Helden wie Florence Nightingale oder schaut euch die besten YouTube-Vorträge an wie bei maiLab oder die TED-Talks. Und langfristig: Werdet selbst zu einem guten Vorbild für andere.

4. Pflegt Freundschaften! Macht einen roten Kringel im Adressbuch um die Menschen, mit denen Ihr lachen, weinen und schweigen könnt. Das sind Eure größten Schätze – gerade wenn sie nichts mit Medizin zu tun haben. Pflegt Eure Hobbys und Macken! Engagiert Euch sozial, denn dabei lernt Ihr Euch besser kennen, baut neue Fähigkeiten auf und lernt viel über Menschen.

5. Wenn Ihr nicht mehr könnt, holt Euch Hilfe. Leistungsdruck macht krank. Sucht, Suizid und Depression prallen nicht am weißen Kittel ab. Ihr müsst gut für Euch sorgen, wenn Ihr für andere sorgen wollt.

6. Ihr macht schon als Studenten einen Unterschied. Macht Fehler! Und redet darüber. Traut Euch Dinge anzusprechen. Ihr seid noch wacher als viele, die schon betriebsblind oder zynisch geworden sind. Macht den Mund auf, wenn etwas schiefgeht. Besser schon vorher. Setzt Euch zu Patienten ans Bett, die in Not sind. Haltet ihre Hand. Ein paar Minuten Zuwendung können für einen anderen Menschen lebensrettend sein.

7. Begegnet und berührt Menschen so, wie es ihnen gut tut. Bevor Ihr losredet, schaut Menschen einmal ins Gesicht. Und bevor Ihr jemandem in die Armbeuge stecht, fühlt mal die Hand und den Puls. Durch achtsamen Blick- und Körperkontakt könnt Ihr viel Vertrauen aufbauen.

8. Die Fächer, die einen im Studium lästig und überflüssig vorkommen, sind wichtig: Psychologie, Soziologie, Statistik, Public Health und vor allem Kommunikation. Die größten Herausforderungen sind nicht auf der Rezeptor-Ebene, sondern auf der gesellschaftlichen! Die großen Themen der Gegenwart und Zukunft sind seelische Gesundheit, Altersmedizin, Prävention von Hochdruck, Fettleibigkeit, Depression und Demenz. Es ist naiv zu glauben, dass es dafür jemals einen Schalter oder eine Pille Wünsche gibt.

9. Die Zukunft der Medizin ist weiblich, patienten- und prozessorientiert, präventiv und kommunikativ. Die Ausbildung bevorzugt nach wie vor oft Einzelkämpfer, Spezialistentum und Ellenbogen. Gute Ideen setzen sich nicht nur durch, weil sie gut sind. Sondern weil die Gegner aussterben. Haltet durch!

10. Pflegt die Pflege! Lernt von fitten Stationsleitungen und gebt Anerkennung und Wertschätzung, wo Ihr könnt. Ohne Pflegekräfte wird nichts von Euren schlauen Verordnungen beim Patienten landen. Feiert gemeinsame Erfolge! Macht Fotos von Patienten, denen Ihr helfen konntet. Auf jeder Station könnte es Fotos, Postkarten und Bilder geben, die einen daran erinnern, wie oft wir helfen können.

11. Der Tod ist nicht Euer Feind. Menschen sind sterblich, und das ist gut so. Nur durch die Endlichkeit bekommt jeder Moment seinen unwiederbringlichen Wert. In existenziellen Momenten steht die Zeit still. Lernt loszulassen und da zu sein, ohne etwas tun zu müssen.

12. Humor beginnt da, wo der Spaß aufhört. Humor ist nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Verständnis davon, dass Dinge manchmal nicht zu ändern sind, das Leben gleichzeitig schön und schrecklich sein kann, und dass wir aus Staub kommen und zu Staub werden und dazwischen versuchen, viel Staub aufzuwirbeln.

Für die Universität Marburg sieht er gute Zukunftsperspektiven in der Kombination von Kompetenzen mit digitaler Medizin. Grundlagenforschung und Hightech-Medizin seien in Deutschland hervorragend, aber die Pandemie und die Flutkatastrophe im Ahrtal hätten gezeigt, dass ein Gesundheitswesen aufgrund von banalen Dingen wie der Beschaffung von Masken oder einem fehlerhaften Frühwarnsystem ins Schlingern geraten kann. Die jetzt geschaffene Honorarprofessur solle auch dazu genutzt werden, eine medizinisch fundierte Frühwarn-App zu entwickeln, damit Menschen Daten vor Notfällen personalisiert zugeliefert bekommen, ohne sich diese mühsam im Netz zusammensuchen zu müssen.

Seine Vorträge sind für viele prägend

Zu den Themenfeldern „Sprache in der Medizin“ sowie „Klimawandel und Medizin“ hatte von Hirschhausen bereits 2017 und 2020 Vorträge in Marburg gehalten, die der Uni zufolge großen Zulauf hatten. „Noch heute sprechen mich Studierende und Alumni, die mittlerweile als Ärztinnen und Ärzte tätig sind, auf diese Vorträge an“, berichtete Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte Krankheiten am Fachbereich Medizin, der die Vorträge mit initiierte, anlässlich der Antrittsvorlesung. „Diese Veranstaltungen haben sich bei vielen als unvergessliches Erlebnis und bleibende Erinnerung an eine – hoffentlich schöne und erfüllende – Studienzeit eingeprägt“, sagte der Wissenschaftler, der als der „deutsche Dr. House“ bekannt ist.

Von Hirschhausen gestaltet bereits die medizinische Lehre an der Universität Marburg mit – zum Beispiel die fachbereichsübergreifende Ringvorlesung „Klimakrise und Gesundheit“ im Wintersemester 2021/22, mit Schäfer den Podcast „Diagnose: Selten“ oder als Diskussionsgast im „Dr. House“-Seminar, in dem medizinische Fälle aus der amerikanischen Krankenhaus-TV-Serie aufgegriffen und in einen wissenschaftlichen Kontext gestellt werden. Die Honorarprofessur selbst ist ehrenamtlich und unentgeltlich.

„Machen Sie den Mund erst auf, wenn Sie die Augenfarbe Ihres Patienten benennen können“, empfiehlt der Arzt und Bestsellerautor Dr. Eckart von Hirschhausen angehenden Medizinern. Mit solchen Ratschlägen will er – als neuer Honorarprofessor in Marburg – in seinen Vorlesungen über „Sprache in der Medizin“ die Bedeutung einer bewussten Gesprächsführung herausarbeiten.

Ich möchte gerne das in den Vorlesungen weitergeben, was ich selber dort nie gehört habe“, sagte von Hirschhausen am 11. Januar bei seiner offiziellen Ernennung und Antrittsvorlesung als Honorarprofessor für Medizin an der Universität Marburg. Es sei wichtig, seine Worte für die Patienten so sorgsam zu wählen wie andere Arzneien, betonte er. „Warum Worte Medizin sind – zwischenmenschliche Kommunikation im Zeitalter der Digitalisierung“ lautet denn auch der Titel der Vorlesung. Der Arzt, Wissenschaftsjournalist, Buchautor und TV-Moderator wird in Marburg ab dem Sommersemester über „Sprache in der Medizin“ und „Klimawandel und Medizin“ referieren.

Richtig nachfragen, die Perspektive wechseln und die Sicht des Patienten einbeziehen – das macht für von Hirschhausen die Qualität von Shared Decision Making aus. Ein guter Arzt müsse „auch mal querdenken“: Schließlich könne die richtige Frage Leben retten. Er ermunterte die Studierenden, ihre eigenen Thesen zu hinterfragen: „Gibt es etwas, das ich nicht gesehen habe?“

„Shared Decision Making kann man lernen“, erklärte von Hirschhausen, auch wenn Gesprächsführung gemeinhin als „Glückssache“ betrachtet werde – „kann man schon irgendwie“. Doch das sei ein Trugschluss: Für die Gesprächsführung benötige man eine ähnlich hohe Befähigung wie beim Setzen eines Herzkatheters.

Ein Arzt führe in seinem Berufsleben etwa 200.000 Gespräche mit Patienten – das sei mit Abstand die häufigste ärztliche Tätigkeit. Sein Rat: Wenn ein Patient ins Sprechzimmer kommt, sollte der Arzt sich nicht hinter seinem Bildschirm verschanzen, und losquatschen, sondern: „Machen Sie erst den Mund auf, wenn Sie die Augenfarbe des Gegenübers benennen können!“ Dann habe man auch nicht den Impuls, sofort loszureden.

„Ein guter Arzt zeichnet sich durch Demut aus“

Auch kleine Gesten der Zuwendung – wie die Hand eines Patienten zu ergreifen – könnten einen großen Unterschied machen. Von Hirschhausen berichtete von dem Fall eines nach einem Unfall Querschnittsgelähmten in einer Rehaklinik, der kurz davor war, sich das Leben zu nehmen. Doch ein Medizinstudent sei jeden Abend zu dem Patienten gekommen, habe sich zu ihm gesetzt, dessen Hand genommen, ihn gefragt, wie es ihm geht, und versprochen, am nächsten Tag wiederzukommen. Der Patient hielt durch. „Eine Geste, die nicht einmal eine Minute dauert, kann Leben retten“, hob von Hirschhausen hervor. „Ein guter Arzt zeichnet sich nicht durch Selbstüberschätzung, sondern durch Demut aus.“

Zwölf Wünsche an die Ärztinnen und Ärzte von morgen

Aus Anlass seiner Antrittsvorlesung formulierte Dr. Eckart von Hirschhausen den zukünftigen Medizinerinnen und Mediziner zwölf Tipps für den mentalen Werkzeugkasten:

1. Erinnert Euch wofür Ihr mal gestartet seid! Am besten schreibt Ihr einmal auf, was Euch wichtig ist, warum Ihr Medizin studieren wollt. In jedem Semester schaut Ihr einmal auf den Zettel und checkt, ob Ihr auf der richtigen Spur seid.

2. Ihr seid das Medikament! Die Wirkung von jedem Schmerzmittel hängt zu 35 Prozent davon ab, mit welchen Worten, welcher Haltung und welcher Zuwendung Ihr es verabreicht. Entwickelt Eure Persönlichkeit. Ihr spielt eine große Rolle im Leben von anderen Menschen – spielt sie gut!

3. Lernt von den Besten. Wer sind Eure Vorbilder? Welcher Arzt, Lehrer, Erzieher hat Euch schon als Kind beeindruckt und geprägt? Packt eine Schatzkiste von guten Beispielen und persönlichen Geschichten. Medizin lernt man aus Büchern. Heilkunst vermittelt sich wie jede Kunst aber durch die Meister des Faches. Schaut Euch die an, geht zu guten Vorlesungen, Forschern, Praktikern, famuliert über die ganze Welt und surft im Netz nach inspirierenden Vertretern. Lest bewegende Biografien über Helden wie Florence Nightingale oder schaut euch die besten YouTube-Vorträge an wie bei maiLab oder die TED-Talks. Und langfristig: Werdet selbst zu einem guten Vorbild für andere.

4. Pflegt Freundschaften! Macht einen roten Kringel im Adressbuch um die Menschen, mit denen Ihr lachen, weinen und schweigen könnt. Das sind Eure größten Schätze – gerade wenn sie nichts mit Medizin zu tun haben. Pflegt Eure Hobbys und Macken! Engagiert Euch sozial, denn dabei lernt Ihr Euch besser kennen, baut neue Fähigkeiten auf und lernt viel über Menschen.

5. Wenn Ihr nicht mehr könnt, holt Euch Hilfe. Leistungsdruck macht krank. Sucht, Suizid und Depression prallen nicht am weißen Kittel ab. Ihr müsst gut für Euch sorgen, wenn Ihr für andere sorgen wollt.

6. Ihr macht schon als Studenten einen Unterschied. Macht Fehler! Und redet darüber. Traut Euch Dinge anzusprechen. Ihr seid noch wacher als viele, die schon betriebsblind oder zynisch geworden sind. Macht den Mund auf, wenn etwas schiefgeht. Besser schon vorher. Setzt Euch zu Patienten ans Bett, die in Not sind. Haltet ihre Hand. Ein paar Minuten Zuwendung können für einen anderen Menschen lebensrettend sein.

7. Begegnet und berührt Menschen so, wie es ihnen gut tut. Bevor Ihr losredet, schaut Menschen einmal ins Gesicht. Und bevor Ihr jemandem in die Armbeuge stecht, fühlt mal die Hand und den Puls. Durch achtsamen Blick- und Körperkontakt könnt Ihr viel Vertrauen aufbauen.

8. Die Fächer, die einen im Studium lästig und überflüssig vorkommen, sind wichtig: Psychologie, Soziologie, Statistik, Public Health und vor allem Kommunikation. Die größten Herausforderungen sind nicht auf der Rezeptor-Ebene, sondern auf der gesellschaftlichen! Die großen Themen der Gegenwart und Zukunft sind seelische Gesundheit, Altersmedizin, Prävention von Hochdruck, Fettleibigkeit, Depression und Demenz. Es ist naiv zu glauben, dass es dafür jemals einen Schalter oder eine Pille Wünsche gibt.

9. Die Zukunft der Medizin ist weiblich, patienten- und prozessorientiert, präventiv und kommunikativ. Die Ausbildung bevorzugt nach wie vor oft Einzelkämpfer, Spezialistentum und Ellenbogen. Gute Ideen setzen sich nicht nur durch, weil sie gut sind. Sondern weil die Gegner aussterben. Haltet durch!

10. Pflegt die Pflege! Lernt von fitten Stationsleitungen und gebt Anerkennung und Wertschätzung, wo Ihr könnt. Ohne Pflegekräfte wird nichts von Euren schlauen Verordnungen beim Patienten landen. Feiert gemeinsame Erfolge! Macht Fotos von Patienten, denen Ihr helfen konntet. Auf jeder Station könnte es Fotos, Postkarten und Bilder geben, die einen daran erinnern, wie oft wir helfen können.

11. Der Tod ist nicht Euer Feind. Menschen sind sterblich, und das ist gut so. Nur durch die Endlichkeit bekommt jeder Moment seinen unwiederbringlichen Wert. In existenziellen Momenten steht die Zeit still. Lernt loszulassen und da zu sein, ohne etwas tun zu müssen.

12. Humor beginnt da, wo der Spaß aufhört. Humor ist nichts Oberflächliches, sondern das tiefe Verständnis davon, dass Dinge manchmal nicht zu ändern sind, das Leben gleichzeitig schön und schrecklich sein kann, und dass wir aus Staub kommen und zu Staub werden und dazwischen versuchen, viel Staub aufzuwirbeln.

Für die Universität Marburg sieht er gute Zukunftsperspektiven in der Kombination von Kompetenzen mit digitaler Medizin. Grundlagenforschung und Hightech-Medizin seien in Deutschland hervorragend, aber die Pandemie und die Flutkatastrophe im Ahrtal hätten gezeigt, dass ein Gesundheitswesen aufgrund von banalen Dingen wie der Beschaffung von Masken oder einem fehlerhaften Frühwarnsystem ins Schlingern geraten kann. Die jetzt geschaffene Honorarprofessur solle auch dazu genutzt werden, eine medizinisch fundierte Frühwarn-App zu entwickeln, damit Menschen Daten vor Notfällen personalisiert zugeliefert bekommen, ohne sich diese mühsam im Netz zusammensuchen zu müssen.

Seine Vorträge sind für viele prägend

Zu den Themenfeldern „Sprache in der Medizin“ sowie „Klimawandel und Medizin“ hatte von Hirschhausen bereits 2017 und 2020 Vorträge in Marburg gehalten, die der Uni zufolge großen Zulauf hatten. „Noch heute sprechen mich Studierende und Alumni, die mittlerweile als Ärztinnen und Ärzte tätig sind, auf diese Vorträge an“, berichtete Prof. Dr. Jürgen Schäfer, Leiter des Zentrums für unerkannte Krankheiten am Fachbereich Medizin, der die Vorträge mit initiierte, anlässlich der Antrittsvorlesung. „Diese Veranstaltungen haben sich bei vielen als unvergessliches Erlebnis und bleibende Erinnerung an eine – hoffentlich schöne und erfüllende – Studienzeit eingeprägt“, sagte der Wissenschaftler, der als der „deutsche Dr. House“ bekannt ist.

Von Hirschhausen gestaltet bereits die medizinische Lehre an der Universität Marburg mit – zum Beispiel die fachbereichsübergreifende Ringvorlesung „Klimakrise und Gesundheit“ im Wintersemester 2021/22, mit Schäfer den Podcast „Diagnose: Selten“ oder als Diskussionsgast im „Dr. House“-Seminar, in dem medizinische Fälle aus der amerikanischen Krankenhaus-TV-Serie aufgegriffen und in einen wissenschaftlichen Kontext gestellt werden. Die Honorarprofessur selbst ist ehrenamtlich und unentgeltlich.

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