Gesichtsverletzungen durch Unfälle mit E-Scootern
Heute profitieren unsere Patienten von den Vorteilen einer virtuellen Operationsplanung“, sagte DGMKG-Vorstandsmitglied Prof. Max Heiland, Ärztlicher Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Charité in Berlin. Mithilfe von Virtual Surgical Planning (VSP) planten die Operateure das individuelle Vorgehen und die beste Technik für jede einzelne Verletzung. Die MKG-Chirurgen nutzen dafür Computer- und/oder Kernspintomografie sowie 3-D-Drucker, mit deren Hilfe sie bei Knochentransplantationen patientenspezifische Sägeschablonen und Osteosyntheseplatten herstellen können.
Heiland zufolge verkürzt VSP die Operationszeit merklich und liefert bessere Ergebnisse, da die Implantate im Vorfeld individuell angepasst werden können. Verwendet werden dabei unterschiedlichste Materialien: von resorbierbaren Membranen über vorgebogene Titangitter bis zu Patienten-spezifischen 3-D-gedruckten Implantaten. Meist müssen diese Schrauben nicht wieder entfernt werden.
Bei schweren Gesichtsverletzungen im Zuge eines Polytraumas, also einer lebensbedrohlichen Mehrfachverletzung, wird der Patient im Krankenhaus erst einmal stabilisiert. Für Chirurgen bedeutet dies, zunächst den Atemweg des Betroffenen zu sichern und danach seine Blutungen zu stillen. Die Versorgung der Knochenbrüche kann meistens etwas warten.
Operiert wird soweit wie möglich durch den Mund
„Ist eine Augenhöhle betroffen, simulieren wir am Computer die Anatomie der verletzten Augenhöhle durch Spiegelung der unverletzten Seite“, berichtete Heiland. „So kann der Augapfel nach Rückgang aller Schwellungen wieder seine ursprüngliche Position einnehmen. Sehstörungen wie Doppelbilder oder einen eingesunkenen Augapfel können wir durch diese Behandlungsmethode verhindern.“ Um bei der ästhetischen Wiederherstellung des Gesichts erneute Schnitte und Narben zu vermeiden, wird soweit wie möglich durch den Mund oder auch über bestehende Platzwunden operiert.
Die mit Abstand häufigste Ursache für Unfälle mit E-Scootern war nach Angaben der Polizei mit 18,3 Prozent das Fahren unter Alkoholeinfluss. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum waren es bei Fahrrädern 7,1 Prozent und bei zulassungsfreien Krafträdern 7,8 Prozent. Häufig nutzen E-Scooter-Fahrer zudem unzulässig Straßen oder Gehwege. In der Folge kamen 2020 bei 1.150 Unfällen auch Dritte zu Schaden, berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Und das ist teuer: Die durchschnittliche Schadenssumme ist mit 3.850 Euro pro Fall laut GDV fast genauso hoch wie beim PKW (4.550 Euro).
Gehwege sind tabu
E-Scooter sind seit Inkrafttreten der Verordnung für Elektrokleinstfahrzeuge am 15. Juni 2019 zum Straßenverkehr in Deutschland zugelassen. Sie gelten als Kraftfahrzeuge und sind somit versicherungspflichtig. Nutzende müssen – soweit vorhanden – Fahrradwege oder Schutzstreifen nutzen. Ansonsten sollen sie auf Fahrbahnen oder Seitenstreifen ausweichen, das Fahren auf Gehwegen ist verboten. Ein Führerschein wird nicht benötigt, Fahrer müssen aber mindestens 14 Jahre alt sein. Bis 21 Jahre gilt die Null-Promille-Grenze, dann die allgemein übliche 0,5-Promille-Grenze.