Drei neue Hits und ein Flop
Die Anzahl der Titel zum Thema Mundgesundheit wächst ungebrochen. Im Jahr 2021 erschienen alleine für die Zielgruppe Kita-Kinder mehr als 20 neue Kinderbücher. Bei der Sichtung fiel auf, dass die Botschaft „Eltern putzen Kinderzähne sauber“ leider nach wie vor in vielen der Neuerscheinungen mangelhaft umgesetzt wird. Die Eltern bekommen in vielen Büchern immer noch die Rolle der Überwachungsinstanz und die Verantwortung für das Sauberputzen der Zähne wird in die Hände der Kinder gelegt. Zudem fehlen an vielen Stellen in Wort und/oder Bild konkrete Hinweise zum Weg der Zahnbürste (= Systematik) und der damit verbundenen Putz-Technik. Auch bei der Thematik Schnuller wird die Abgabe des Schnullers in die Verantwortung des Kindes gelegt und die im Sinne der Bildungspartnerschaft so wichtige Begleitung und Unterstützung durch die Eltern kommt zu kurz.
Flop im Bereich Zahnarztbesuch
Besonders viele Abweichungen zum hessischen Konzept der Gruppenprophylaxe sind in dem bilingualen Buch „Beim Zahnarzt“ von Susanne Böse und Evelyn Faulhaber (Bi:libri Verlag) zu finden. Das Buch ist in acht verschiedenen Sprachkombinationen Deutsch/Fremdsprache erschienen. Grundsätzlich ist die Idee sehr zu begrüßen, ein Buch zum Thema Mundgesundheit bilingual herauszugeben, um damit mehrsprachige Familien besser erreichen zu können. Leider sind im Buch die sachlichen und die fachlichen Mängel so groß, dass es auf die Liste der absolut nicht empfehlenswerten Bücher aufgenommen werden musste.
So ist zu bemängeln ist, dass es beim Putzen rein um das Erfüllen einer Zeitspanne geht, die eine Sanduhr vorgibt. Es fehlen die hilfreichen Angaben zur Putz-Technik. In der Zahnarztpraxis wird am Modell gelernt. Die Verantwortung für die Mundgesundheit wird komplett auf die beiden Geschwister übertragen. Die Eltern werden als reine Überwachungsinstanz dargestellt und es fehlen ausdrückliche Hinweise auf die Wichtigkeit von deren Hand im Kindermund. Auch die Notwendigkeit, die Eltern beim Praxisbesuch aktiv ins Geschehen einzubinden, wird verpasst. Inhalte wie beispielsweise „Süßes macht Zähne traurig“ beziehungsweise „Süßes allein macht Karies“ geben die Empfehlungen der hessischen Gruppenprophylaxe fehlerhaft wieder. Nicht zuletzt ist das Milchzahngebiss als Modell mit 24 statt 20 Zähnen falsch dargestellt.
Hit im Bereich Zähneputzen
Das Buch „Eusebius Zauberzahn und der Zahnputz-Trick“ von Katja Richer und Pina Gertenbach (Penguin Verlag) greift das Thema Zähneputzen fachlich korrekt auf. Freundliche und farbenfrohe Dschungeltierkinder verkörpern die Hauptfiguren. In Wort und Bild werden gemäß der KAIplus Systematik die Technik und der Weg der Zahnbürste sowie das notwendige Sauberputzen durch die Eltern wiedergegeben. Auf die Bilder eingearbeitete Fühlelemente laden dazu ein, die Handlung mit den Fingern zu ertasten. Das Buch endet mit praktischen Elterntipps und nennt die Kernpunkte des Konzepts „5 Sterne für gesunde Zähne“. Ein QR-Code verweist zur Vertiefung auf das Video des Zahnputz-Zauberlieds der LAGH.
Hit im Bereich Schnuller
Das Buch „Lolo braucht keinen Schnuller mehr“ von Sandra Grimm und Sabine Kraushaar (Loewe Verlag) richtet sich an die Altersklasse der U3-Kinder und deren Eltern. Es ist für alle Familien empfehlenswert, die eine altersgerechte Lektüre zum Thema Schnullerabgabe suchen. Das Pappbilderbuch zeichnet sich durch eine farbenfrohe, kontrastreiche Gestaltung aus. Die Illustrationen und der Text sind auf das Wesentliche reduziert. Die Hauptfigur und die Eltern beziehungsweise der Teddy werden in gefühlvollen Posen dargestellt. Positiv fällt auf, dass die Eltern als Bildungspartner aktiv ins Geschehen eingebunden sind. Sie verbringen Zeit mit Lolo und zeigen Zuwendung und Zärtlichkeit. Lolo wirkt ohne Schnuller stark, zufrieden und entschlossen.
Hit im Bereich Wackelzahn
Das Buch „Lunette die Zahnfee – Die wahre Geschichte“ von Robin Cruise und Valeria Docampo (Adrian Verlag) gefällt durch seine phantasievolle und gefühlvolle Handlung im Bereich Zahnfee und Wackelzahn. Auf der Suche nach ihrer Bestimmung entdeckt die kleine Fee Lunette, wie sie ihre Fähigkeiten sinnvoll einsetzen kann. Sie schließt durch ihren Mut und ihre Freundlichkeit eine Freundschaft mit dem Menschenjungen Lucas. Lunette unterstützt ihn bei seiner Traurigkeit über seinen Wackelzahn und verwandelt seinen ausgefallenen Zahn mit ihrer Kreativität in einen leuchtenden Stern am Abendhimmel. Das Buch beschreibt eine wunderschöne Verbindung zwischen Wesen aus der Feen- und der Menschenwelt.
Empfehlungen der LAGH
Die Bücherhit-Liste der LAGH zu Themen der Mundgesundheit umfasst derzeit circa 40 empfehlenswerte Titel. die aktuelle Liste 2022 finden sie hier.