Gesundheitspolitik im Chaos
Aufklärung tut not. Wenn man sich das in der Bevölkerung vorhandene Wissen zur Volkskrankheit Parodontitis anschaut, wird das überdeutlich. Eine kürzlich im Auftrag der BZÄK durchgeführte forsa-Umfrage brachte eklatante Wissenslücken über Symptome, Gesundheitsgefahren und Behandlungsmöglichkeiten der Parodontitis zutage. Die BZÄK will jetzt zusammen den (Landes-)Zahnärztekammern für ein besseres Bewusstsein sorgen, damit Betroffene die Hinweise frühzeitig erkennen und einen Zahnarztbesuch nicht auf die lange Bank schieben. Im Mittelpunkt steht dabei der Paro-Check. Wir stellen die Informationskampagne in diesem Heft umfassend vor. Und mit der Leitlinie der DG PARO und der von der KZBV zu einem erfolgreichen Abschluss gebrachten PAR-Richtlinie steht eine wissenschaftlich fundierte Behandlungsstrecke zur Verfügung, um die Volkskrankheit in den Griff zu bekommen. Jetzt muss nur noch die Bevölkerung mitmachen. Die Mithilfe der Zahnärztinnen und Zahnärzte im Lande bei der Aufklärung ist deshalb ausdrücklich erwünscht.
Ansonsten befinden wir uns gerade in einer mehr als konfusen Situation – in einer an Irrungen und Wirrungen wahrlich nicht armen Pandemie-Zeit. Es fällt nicht leicht, den Überblick zu behalten. Einerseits haben wir seit dem 16. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Zahlen, wie viele Personen ohne Immunitätsnachweis aus den Zahnarztpraxen deutschlandweit an die Gesundheitsämter gemeldet wurden, liegen aber aktuell noch nicht vor. Auf der anderen Seite gibt es weitreichende Lockerungen bei den Schutzmaßnahmen, insbesondere bei der Maskenpflicht. Manche Bundesländer wie Hamburg greifen derweil zur Hotspot-Regelung. Gleichzeitig sinken die Infektionszahlen – auf weiterhin sehr hohem Niveau. Dann droht die allgemeine Impfpflicht mangels tragfähiger Mehrheiten im Bundestag krachend zu scheitern. Und aktuell spricht sich ein Bundesgesundheitsminister für eine freiwillige Selbst-Isolation ab dem 1. Mai aus, um dann nach heftiger Kritik zwei Tage später komplett zurückzurudern. Man könnte es vorsichtig ausdrücken und sagen, Gesundheitspolitik hatte schon mal mehr Stringenz, oder direkt: Das ist Chaos pur.
In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit der Frage, was von komplementären oder integrativen Diagnostik- und Therapieverfahren zu halten ist und zeigen, an welcher Stelle es welche Risiken für Patientinnen und Patienten gibt. Dann zeigen wir, dass der ZFA-Beruf schon längst nicht mehr nur weiblich ist. Wir sprachen mit einem ZFA, einem Praxischef und einem Personalverantwortlichen darüber, wie es in der Praxis läuft. Angesichts der horrenden Preisanstiege vor allem im Energiesektor geben wir außerdem Tipps, wo auch Zahnarztpraxen noch sparen können. Dann werfen wir den Blick nicht nur über den Tellerrand, sondern über den großen Teich: In den USA gehen zahlreiche Start-ups aus der Dentalbranche mit (Pseudo-)Innovationen an den Start. Lassen Sie sich überraschen, welche Produkte dort auf den Markt drängen. Und daneben stellen wir noch die besten neuen Kinderbücher rund um das Thema Mundgesundheit vor.
Kurz noch in eigener Sache: Anfang April kursierten E-Mails mit PDF-Anhang, die eine vermeintliche Meldung von zm-online.de zeigen sollten. Inhalt: Die Danube Private University im österreichischen Krems übernimmt die ZMK der Universität Ulm – für den symbolischen einen Euro. Bei dieser frei erfundenen Meldung, die nie bei zm-online.de erschienen ist, handelt es sich um eine – auf den ersten Blick recht ordentliche – Fälschung. Ursprung ist vermutlich ein April-Scherz von Studierenden in Krems. Das Ganze zog dann aber – digitalen Verbreitungswegen sei Dank – nicht unerhebliche Kreise. Also bleiben Sie kritisch, falls Sie derartige Mails bekommen – auch wenn zm drübersteht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein schönes Osterfest.