Exponate aus der Sammlung Proskauer/Witt

Die Rosodont-Zahnseife

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Eine kleine Pappschachtel „Rosodont“-Zahnseife um 1925 und eine kleine Zeitungswerbung aus dem Jahr 1906, fast vergessen in dieser Sammlung, sollen heute unser Thema sein. Denn sie erzählen die große Geschichte, wie ein Parfümerie- und Toilettenseifenhersteller die Zahnheilkunde reformierte.

Adolf Heinrich August Bergmann (1799–1858) gründete 1823 im sächsischen Waldheim zunächst eine Materialwarenhandlung, die er später um eine Essigbrennerei, eine Schokoladen- sowie eine Rauch- und Schnupftabakfabrik erweiterte. 1838 startete er auch mit der Herstellung von künstlichen Düngemitteln. Hier beschäftigte er sich mit „Schmarotzerpflanzen“ und Kartoffelschädlingen. Schließlich reifte sein Plan, seine bisherigen wissenschaftlichen Kenntnisse der menschlichen Gesundheit zugutekommen zu lassen. Doch was er mit diesem Entschluss am Ende bewegen sollte, war dem guten Mann damals mit Sicherheit nicht klar.

Eine Spur menschlicher Schmarotzer

Über seine zahlreichen Experimente gelangte er auf eine Spur „menschlicher Schmarotzer“, insbesondere auf die Erreger von Zahnfäulnis und Karies. Mithilfe vieler Versuche entwickelte er ein Zahnpflegemittel mit antibakteriellen Substanzen und probierte es an Testpersonen aus. So erfand er 1852 die Zahnseife – ein Vorläufer der heutigen Zahncreme aus reinen Fettsäuren und Pfefferminzölen. Mit der amtlichen Konzession in der Tasche konnte alsbald die Produktion von Zahnpflegemitteln beginnen. Die ersten Verpackungen seiner Zahnseife wurden in 24 Sprachen übersetzt!

Vier Jahre später stieg er in alle Bereiche der Körperpflege ein und seine Parfümerie- und Toilettenseifenfabrik wuchs zu einem international geachteten Unternehmen. 1854 konnte die Produktion auf Flechten- und Feinseifen erweitert werden. 1856 gelang es Bergmann, eine flüssige Haarseife in den Handel zu bringen. Nach dem Tod des Firmengründers 1858 wurde das Unternehmen von seiner Frau weitergeführt.

Rosodont für den Mann, Brunodont für die Frau

Ab 1904 wurden die ersten beiden großen Marken auf dem Gebiet der Zahnhygiene eingetragen. Rosodont für den Mann und Brunodont für die Frau. Dazu kamen an die 1.000 hochqualitative Schönheits- und Hygieneprodukte. Bei der Hygieneausstellung 1911 in Dresden erhielt die Firma Bergmann wohl eine der höchsten Auszeichnungen: den Königlich-Sächsischen Staatspreis.

Dann kam der Erste Weltkrieg: Verträge wurden storniert, Lieferungen fielen aus, und Junior Bergmann wurde eingezogen. Hinzu kam, dass der Hauptfirmeninhaber 1916 starb.

Doch der Sohn und Erbe kehrte gesund aus dem Krieg zurück und versuchte sofort, die Firma wieder aufzubauen und zu dem zu machen, was sie zuvor war. Dies gelang ihm mit der Entwicklung und der Eintragung eines neuen Markennamens: Ab dem 22. April 1920 firmierte Bergmann unter „Florena“ und wurde abermals zum Global Player. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann im Sommer 1945 unter russischer Besatzung der Neuanfang: Alle Kosmetik- und Zahnpastahersteller der DDR firmierten unter der Marke Florena. Seit 2002 ist Florena eine 100-prozentige Tochter der Beiersdorf AG und sitzt seit 2020 in Leipzig.

DIE PREZIOSEN AUS ZSCHADRAß

Im Dentalhistorischen Museum schlummern im Verborgenen viele Schmuckstücke – der Höllenzahn, der Goldpolier- hammer, Dr. Jenkins Materialkasten und viele, viele mehr. Wir stellen sie vor!

Was auf jedem Fall bleibt: In Waldheim in Sachsen wurde die erste wissenschaftliche Zahnhygiene begründet. Der Erfinder steht auf einer Stufe mit Ignaz Semmelweis (1818–1865), dem Vater der Antisepsis, und vielen nachfolgenden Wissenschaftlern in der Welt. Das wissenschaftliche Hygienebewusstsein der Menschheitsgeschichte hatte begonnen.

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