Museum für Naturkunde Gera

Eine PZR für Mammutzähne

Geras paläontologischer Schatz strahlt in neuem Glanz. Dank einer großen Spendenaktion konnte die aufwendige Präparation von zwölf jahrtausendealten Mammutzähnen realisiert werden. Doch die Zahnpflege war nicht so einfach, fast wären die Zähne zerbröselt.

Die Backenzähne stammen von einst ausgewachsenen Mammuten und Mammutkälbern aus der Lindenthaler Hyänenhöhle und wiegen einzeln bis zu mehreren Kilogramm – allerdings drohte der Fund zu zerfallen. Eine professionelle und nachhaltige konservatorische Spezialbehandlung musste her, um die uralten Beißer aus der Eiszeit zu erhalten und so der Nachwelt museumstauglich zugänglich zu machen. In der „PalaeoWerkstatt“ im nordrhein-westfälischen Goch wurden die 1874 in Gera-Pforten gefundenen Zähne im vergangenen Jahr erfolgreich konserviert.

Doch das Verfahren war aufwendig: Grundproblem war die nicht fachgerechte Behandlung der Zähne in der Vergangenheit. Die Mammutzähne waren stark bis sehr stark bröselig. Das hatte dazu geführt, dass einzelne Zähne mehrfach gebrochen und nur notdürftig mit braunem Leim zusammengesetzt waren. Ein Graus für jeden Präparator! Zum Teil waren zudem Fehlstellen mit Gips gekittet oder durch eingesetzte Holzstücke ersetzt worden. Alle Zähne waren außerdem mit Knochenleim bestrichen. Die Zähne hatten quasi "Plaque abbekommen".

Waschen, trocknen, kleben, ummanteln, versiegeln, fräsen

All diese früheren Reparaturmaßnahmen mussten im Rahmen der Behandlung vorsichtig, aber vollständig entfernt werden. Dazu wurden die Zähne behutsam gewaschen und mit Bürsten behandelt. Gips, Holz und Ähnliches wurden mechanisch beseitigt, die alten Klebungen vorsichtig gelöst. Anschließend erfolgte die Trocknung im Wärmeschrank mit unterschiedlichen Temperaturen über bis zu zwölf Stunden. Bei den Zähnen, die nurmehr in Einzelteilen vorlagen, galt es diese passgenau mit einem modernen Kleber zusammenzusetzen. Danach wurde jeder Zahn individuell mit Silikon ummantelt oder die Oberfläche mit Silikon isoliert. Anschließend wurden die Zähne über eine Öffnung in der Silikon­ummantelung in flüssigem Epoxidharz getränkt – eine Art Versiegelung. Als Folge füllten sich so alle Risse, Spalten und Hohlräume mit dem Harz, was einen sehr festen Zusammenhalt des Zahns garantiert. Nach dem Entfernen der äußeren Silikonschicht musste dann nur noch die Oberfläche der äußerlich sichtbaren Epoxidharzfüllungen mit Fräsern bearbeitet werden.

Die Backenzähne waren 1874 zusammen mit Tausenden anderen Fossilien in der Lindenthaler Hyänenhöhle im heutigen Stadtgebiet von Gera entdeckt worden. In der Felsspalte hatten sich vor rund 20.000 bis 30.000 Jahren wahrscheinlich Hyänen aufgehalten, die Tierkadaver in die Höhle gezerrt und bis auf die Knochen abgenagt haben. „Dass man so einen großen Fund macht, war damals wirklich etwas Besonderes. Auch, wenn der Konservierungsbedarf gewaltig war“, ezählt Frank Hrouda vom Verein Geraer Mineralien- und Fossilienfreunde, der sich für das besondere Projekt zur Unterstützung des Naturkundemuseums stark gemacht hatte. Doch am Ende kamen genug Spenden zusammen, um die Spezialbehandlung zu realisieren.

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