„Ein finanzielles Engagement zeigt derzeit die größtmögliche Wirkung!"
Die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) fördert jedes Jahr rund 50 verschiedene Hilfsprojekte mit einer halben Million Euro aus Spenden und sorgt im Katastrophenfall für schnelle, unbürokratische Hilfe vor Ort! So auch in der Ukraine.
Zu Beginn des Ukraine-Krieges hat das HDZ zu Spenden aufgerufen. Wie konnten diese Hilfen bisher eingesetzt werden?
Dr. Klaus-Achim Sürmann: Wir sind unseren Kolleginnen und Kollegen und allen sonstigen, dem HDZ gewogenen Spenderinnen und Spendern sehr, sehr dankbar für die schnellen und großzügigen Zuwendungen in dieser so bedrückenden Notfallsituation. Gott sei Dank konnten wir schnell und wirkungsvoll helfen, indem wir unsere jahrzehntelang bestehenden Kontakte zu Partnerorganisationen vor Ort finanziell sofort unterstützt haben.
Mit den 'Salesianern Don Boscos' haben wir seit Langem gemeinsame Projekte in der Ukraine, so unterstützen wir zum Beispiel ein Waisenhaus in Lviw, mit einer angeschlossenen KFZ-Ausbildungswerkstatt und einer Ausbildungsbäckerei. Das Waisenhaus diente sofort als Bleibe für Binnenflüchtlinge — die Kinder waren zuvor in ein entsprechend geführtes Haus in Tschechien evakuiert worden. Und die Bäckerei produziert bis heute auf Hochtouren Brot, das in die Krisengebiete gebracht und an die dortige Bevölkerung verteilt wird.
Mit der Weltnotfallapotheke 'Action Medeor' aus dem Rheinland und 'Apotheker ohne Grenzen' konnten wir in erheblichen Mengen Notfallmedikamente in die Ukraine bringen und über die dortige Zahnärztekammer verteilen lassen. Einen Teil davon haben wir selbst bis an die Grenze gefahren und dabei gleich einen gebrauchten Rettungswagen mit übergeben. Später kamen noch zehn tragbare zahnärztliche Behandlungseinheiten dazu, die unter schwierigsten Bedingungen für Notfallbehandlungen gut einsetzbar sind. In Polen, Rumänien und Moldawien haben wir Hilfestellungen für Geflüchtete aus der Ukraine leisten können. Auch in Deutschland konnten wir an einigen Stellen den helfenden Organisationen finanziell beistehen.
Inwiefern unterscheiden sich die Hilfseinsätze in der Ukraine von anderen Projekten, die vom HDZ unterstützt werden?
Wir können, wie schon bei der jüngsten Flutkatastrophe in Deutschland und jetzt bei der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei, sofort und unmittelbar mit den Organisationen kooperieren, die schnellstmögliche Hilfe für die Einsätze vor Ort oder die Transporte dorthin gewährleisten können. Die zahnmedizinische Hilfe haben wir dabei natürlich immer im Blick, sie muss aber in solchen Situationen in der Prioritätenliste einen sinnvollen Platz einnehmen. Diese Soforthilfen in Katastrophenfällen erfordern für unsere Stiftung ein bürokratisch schlankeres Handeln, als wir es sonst für unsere weltweit angesiedelten Dauerprojekte von uns selbst und den Begünstigten erwarten.
Mit welchen Schwierigkeiten sind die Helfer vor Ort konfrontiert?
Mit den kriegsbedingten Umständen im Lande, der Gefahr für Leib und Leben, den immer wieder auftretenden Problemen durch zusammenbrechende Infrastrukturen, dem Auffangen unendlichen persönlichen Leids bei den Begegnungen und mit der eigenen Auseinandersetzung mit einer rein menschengemachten Katastrophensituation.
Zurück zu den Spenden: Woran fehlt es derzeit am meisten?
Für uns als Hilfsorganisation stehen die humanitären Aspekte unbedingt im Mittelpunkt: Mobile Stromerzeuger, beheizbare Zelte, Winterkleidung und nach wie vor Unterstützung im notfallmedizinischen Bereich. Diese Dinge können überwiegend und verlässlich durch Organisationen wie das Technische Hilfswerk und die Weltnotfallapotheke 'Action Medeor' in entsprechend großen Mengen bereitgestellt werden. Hier sollten wir unsere finanziellen Zuwendungen bündeln. Die vielen privaten und rührend organisierten Sammlungen von Hilfsgütern sind immer dann gut, wenn sie sich am tatsächlichen Bedarf orientieren und klare, verlässlich zu erreichende Zieladressen haben.
Wie können Zahnärztinnen und Zahnärzte, die sich engagieren wollen, am besten Hilfe leisten?
Derzeit sind die Sinnhaftigkeit und der Bedarf an direkten zahnmedizinische Hilfseinsätzen in der Ukraine für uns nicht erkennbar. Ein finanzielles Engagement zeigt nach unserem Ermessen derzeit die größtmögliche Wirkung.
Das Interview führte Navina Bengs.
Spendenaufruf
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ) rufen dazu auf, den Menschen in der Ukraine mit einer Spende zu helfen:
Hilfswerk Deutscher Zahnärzte Deutsche Apotheker- und Ärztebank IBAN: DE28 3006 0601 0004 4440 00 BIC: DAAEDEDD Stichwort: Ukraine
Eine Spendenbescheinigung wird bei genauer Adressangabe ausgestellt. Zur Steuerbegünstigung bis 300 Euro kann als vereinfachter Zuwendungsnachweis nach § 50 Abs. 2 EStDV der Kontoauszug vorgelegt werden. Die Bundeszahnärztekammer ist Schirmherrin der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte. Kontakt: info@stiftung-hdz.de, www.stiftung-hdz.de