Ausstellung „Das Kranke(n)haus“

Wenn Bauten heilen helfen

Wenn Architektur das körperliche und seelische Wohlbefinden von Patienten, Personal und Angehörigen stärkt, kann sie auch Heilungsprozesse befördern – diese Wirkung der „Healing Architecture“ ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Jetzt zeigt eine Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität München (TUM) 13 Best-­Practice-Beispiele.

In diesen Krankenhäusern lassen sich 'die Heilenden Sieben' finden. Zu diesen wissenschaftlichen Kriterien gehören Orientierung, Geruchskulisse, Geräuschkulisse, Aus- und Weitsicht, Rückzug und Privatheit, Power Points, das menschliche Maß – und all diese Variablen versuchen wir beim Besuch auch räumlich erfahrbar zu machen“, erklärt Prof. Tanja C. Vollmer, Gastprofessorin an der TUM und Mitkuratorin der Ausstellung.

Wie sieht das Krankenhaus der Zukunft aus?

Die bis zum 21. Januar 2024 dauernde Ausstellung will sowohl den Einfluss der Architektur auf den Heilungsprozess aufzeigen als auch eine breitere öffentliche Debatte über die Zukunft des Bautyps Krankenhaus und seine gesellschaftliche Relevanz anregen. Eine Einführung ins Thema gibt das 17-minütige Ausstellungsvideo des Architekturmuseums.

Vollmer forschte bereits 2010 in den Niederlanden zu dem Thema. Sie und ihr Team begleiteten 300 Patientinnen und Patienten sowie 100 Paare, von denen ein Teil krank und einer gesund war, während ihrer kompletten Behandlung und untersuchten deren Raumwahrnehmung. Ein Ergebnis: Die Wahrnehmung veränderte sich bei schwer erkrankten Menschen signifikant.

„Ihr Stress nahm etwa immer dann zu, wenn das Gefühl von Dunkelheit und Enge verstärkt war“, berichtet Vollmer. „Das bedeutet, Architektur kann Stress steigern oder reduzieren. Und wenn Stress reduziert wird, werden Schmerzen weniger, der Medikamentenverbrauch geringer, die Liegezeiten kürzer. All das wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus.“

Architektur kann Stress steigern oder reduzieren

Die Ausstellung hat auch eine politische Botschaft: Denn obwohl bereits einige erfolgreiche Beispiele für eine wirksame „heilende Architektur“ umgesetzt wurden, fehle es noch immer an einer breiteren öffentlichen Aufmerksamkeit und der politischen Unterstützung, um die deutlichen Ergebnisse des „Evidence-Based Design“ in der vollen Konsequenz bei Neubauten und Umbauten von Kliniken anzuwenden, schreibt die TUM. „Ein grundsätzliches Umdenken in der Gesellschaft über die Aufgaben und Möglichkeiten des Klinikbaus scheint dringend notwendig.“

Die Ausstellung im Architekturmuseum der TUM setzt sich an erster Stelle mit den wissenschaftlichen Grundlagen der „heilenden Architektur“, ihrer Wirksamkeit und den Hürden ihrer Realisierbarkeit anhand von 13 internationalen Beispielen auseinander.

  • Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie Rehab, Basel, Schweiz

  • Friendship Hospital Satkhira, Bangladesh

  • Zuyderland Medisch Centrum Sittard-Geleen, Niederlande

  • Nyt Hospital Nordsjælland, Hillerød, Dänemark

  • Kinder- und Jugendklinik Freiburg, Deutschland

  • Butaro Hospital, Ruanda

  • AUH, Universitetshopital Aarhus, Dänemark

  • Princess Máxima Zentrum für pädiatrische Onkologie, Utrecht, Niederlande

  • Surgical Clinic and Health Centre, Léo, Burkina Faso

  • Mary Elizabeths Hospital, Kopenhagen, Dänemark

  • Princess Margaret Hospital, Swindon, England

  • Bürgerspital Solothurn, Schweiz

  • Krankenhaus Agatharied, Hausham, Deutschland

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