Über 40 Prozent der Arztpraxen sind komplett digitalisiert
Die repräsentative Befragung, an der sich 3.000 Praxen beteiligten, hat das IGES Institut zum sechsten Mal im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführt.
Die Digitalisierung der Kommunikation zwischen Praxen im ambulanten Bereich hat danach in den vergangenen Jahren zugenommen. 2023 gaben 23 Prozent der Befragten an, komplett oder mehrheitlich digital zu kommunizieren, wobei spezialisierte Praxen dies besonders häufig berichten. Häufigste Art der digitalen Kommunikation zwischen Praxen sei wie bereits im vergangenen Jahr der Austausch via E-Mail (57 Prozent). Videokonferenzen nutzten demnach zwölf Prozent – mit einer leicht rückläufigen Entwicklung (Vorjahr: 16 Prozent).
Starker Anstieg bei KIM
Der Befragung zufolge nutzen die Ärzte dabei zunehmend den E-Mail-Dienst„Kommunikation im Medizinwesen“ (KIM). Innerhalb eines Jahres hat sich der Anteil der Praxen, die KIM-Nachrichten an andere Praxen versenden, von 20 auf 38 Prozent fast verdoppelt.
Auch die Kommunikation mit Patienten außerhalb der Praxis sei inzwischen deutlich stärker digitalisiert, heißt es in dem Bericht weiter. Lag der Anteil von Praxen mit komplett oder mehrheitlich digitalisierter Patientenkommunikation im Jahr 2020 noch bei zwölf Prozent, so gaben dies in diesem Jahr 41 Prozent der Befragten an. Der häufigste Weg, mit Patienten zu kommunizieren, ist per E-Mail (68 Prozent der Praxen). Den größten Nutzen digitaler Angebote für Patienten sehen die meisten Praxen bei der Online-Terminvereinbarung (33 Prozent) und der Video-Sprechstunde (31 Prozent).
Keine Fortschritte verzeichnet das PraxisBarometer hingegen bei der digitalen Kommunikation mit Krankenhäusern: Nur 17 Prozent der Praxen kommunizierten mit Kliniken mindestens hälftig digital. Im Vergleich zum Vorjahr bleibe dieser Anteil unverändert, nachdem er zwischenzeitlich zugenommen habe. Die geringe Intensität des digitalen Austauschs betreffe dabei das breite Spektrum möglicher Inhalte. Selbst Entlassbriefe kämen nach wie vor bei lediglich sechs Prozent der Praxen digital an – dabei erwarteten 71 Prozent der Praxen einen Nutzen davon, darunter vor allem die interdisziplinären Praxen.
Laut der Befragung ist die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) die meistgenutzte TI-Anwendung. Fast 92 Prozent der Befragten setzen sie demnach ein. Aktuell weise die eAU unter den TI-Anwendungen zudem den höchsten Zufriedenheitswert auf: Fast 50 Prozent der Praxen geben laut Befragung an, eher bis sehr zufrieden zu sein. Weniger etabliert als die eAU oder das eRezept sei dagegen die elektronische Patientenakte (ePA). Das lässt sich dem PraxisBarometer zufolge insbesondere auf die geringe Nutzung durch die Patienten zurückzuführen. 65 Prozent der Praxen geben zudem an, dass der Aufwand für die ePA höher sei als ihr Nutzen. Von den Praxen, die die ePA nutzen, berichten fast 60 Prozent, dass sie diese lediglich vorhalten, um Sanktionen zu vermeiden.
Die Mehrheit der Praxen wünscht der Umfrage zufolge, den elektronischen Medikationsplan und Arztbriefe in die ePA zu integrieren. Die Möglichkeit für Patienten, Informationen in der ePA zu löschen, wird mehrheitlich abgelehnt (66 Prozent). Auch die Möglichkeit, Informationen in der ePA zu ergänzen, befürwortet nur eine Minderheit der Praxen (36 Prozent).
Die Fehler bei der TI-Nutzung werden seltener
Rund die Hälfte der befragten Praxen beschreibt sich laut Barometer als aufgeschlossen gegenüber digitalen Innovationen. Die Vorteile für die eigene Praxis werden allerdings als gering bewertet. Auch nach der Störhäufigkeit der TI wurde gefragt. Die Praxen berichten im Vergleich zum vergangenen Jahr seltener von täglichen Fehlern im Zusammenhang mit der TI-Nutzung. Gaben im Jahr 2022 noch 29 Prozent der Befragten an, dass es täglich zu Fehlern komme, sank dieser Wert im Jahr 2023 auf 18 Prozent, was der Häufigkeit aus dem Jahr 2021 entspricht. Aufgrund der gestiegenen Anzahl an Vorgängen in der TI seien damit relativ weniger Vorgänge in der TI mit Fehlern verbunden. Es zeichne sich aber ab, dass die zunehmende Verbreitung neuer TI-Anwendungen in der Anfangsphase jeweils zu einer Zunahme der Fehlerhäufigkeit führen könnte.
Die häufigsten Auswirkungsformen von TI-Störungen auf den Praxisbetrieb waren demnach, dass Kartenlesegeräte oder Konnektoren neu gestartet werden mussten (von 86 Prozent der Praxen berichtet), dass die Praxisorganisation beeinträchtigt war (83 Prozent) und Patientendaten nicht eingelesen werden konnten (77 Prozent).
Digitalisierung dar nicht zu einer Mehrbelastung führen
Digitalisierung bringe in der Versorgung nur dann einen Nutzen, wenn sie Abläufe beschleunige und vereinfache, bilanziert die KBV. So müssten Anwendungen sowie deren Softwareimplementierung vor ihrer Einführung in die Praxen ausreichend getestet werden. Digitalisierung müsse außerdem durch einen konkreten Mehrwert für die ärztliche und psychotherapeutische Versorgung überzeugen.
Ferner sollte sich die Einführung digitaler Anwendungen auf die Bereiche fokussieren, in denen aus medizinischer Sicht der größte Nutzen zu erwarten sei. Die KBV zählt hierzu derzeit die digitale Übermittlung von Krankenhausentlassbriefen, Arztbriefen, Befund- und Labordaten. Digitalisierung dürfe vor allem nicht dazu genutzt werden, weitere nicht-medizinische Aufgaben in die Praxen zu verlagern.