Das Aus trotz Erfolgsgeschichte
Eine Meldung im nicht gerade an Nachrichten armen Gesundheitswesen hat in den vergangenen Wochen in gewissen Kreisen für ziemliche Aufregung gesorgt. Das gemeinsam von der Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) getragene Ärztliche Zentrum für Qualität (ÄZQ) soll Ende dieses Jahres dichtgemacht werden. Bemerkenswert ist das in mehrfacher Hinsicht. Beim 1995 gegründeten ÄZQ handelt es sich sicher ohne Übertreibung um ein Leuchtturmprojekt der ärztlichen Selbstverwaltung. Von Anbeginn hat die wissenschaftliche Einrichtung eine Lanze für die Evidenzbasierte Medizin (EbM) gebrochen. Eine der Kernaufgaben ist die Erstellung der sogenannten Nationalen Versorgungsleitlinien (zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, AWMF), die es aktuell zu acht Themen wie Asthma oder Diabetes gibt. Zu diesen extrem hochwertig erarbeiteten Leitlinien gehören auch immer Patientenleitlinien, die neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in patientengerechte Sprache übersetzen. Daneben hat sich das ÄZQ um den ganzen Bereich der ärztlichen Qualitätssicherung besonders verdient gemacht.
Und weshalb nach einer solchen Erfolgsgeschichte nun das plötzliche Aus für das 16-köpfige ÄZQ-Team? Diese Frage beantworten die Betreiber BÄK und KBV nur ausweichend. „Vor dem Hintergrund geänderter rechtlicher und organisatorischer Rahmenbedingungen sehen KBV und BÄK keine Perspektive für die dauerhafte Fortführung von gemeinsamen Einrichtungen“, habe die BÄK gegenüber dem „Tagesspiegel“ geäußert. Kenner mutmaßen, dass die Übertragung von Aufgaben an das geplante Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) dahinter stecken könnte. Spätestens an diesem Punkt sollte es auch für die Zahnärzteschaft interessant werden. Wenn die wissenschaftliche Leitlinienerstellung wirklich von einer Einrichtung der Selbstverwaltungsorgane und der Fachgesellschaften hin zu einer staatlichen Behörde wandern sollte, sollten die Alarmglocken schrillen. Dies wäre ein weiterer Schritt hin zu einem staatlich gelenkten Gesundheitssystem. Besonders gravierend dabei: Hier geht es um die medizinische Kernkompetenz der Gesundheitsberufe. Es braucht nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, was es bedeuten würde, sollte die Erstellung der Nationalen Versorgungsleitlinien künftig unter staatliche Aufsicht fallen. So oder so wird das Ende des ÄZQ nach fast 30 Jahren ein herber Verlust für die Ärzteschaft sein.
In dieser Ausgabe starten wir eine lose Reihe zum 3-D-Druck, in der wir Sie mit dieser Technologie und deren Möglichkeiten im Detail vertraut machen. Dabei beschäftigen wir uns unter anderem mit der Frage, ob vermeintlich günstige, offene Systeme oder Komplettpakete mit Rundum-Service der Dentalindustrie die bessere Lösung sind. Auch lenken wir den Blick dahin, wo es wirklich spannend wird. Denn den 3-D-Druck nur als alternative Fertigungsmöglichkeit zu nutzen, greift zu kurz. Richtig interessant wird es dort, wo mittels 3-D-Druck patientenspezifische digitale Restaurationen erstellt werden, die anders kaum möglich wären. Wir zeigen, was heute schon möglich ist und wo die technische Reise hingeht.
In zm-Starter befassen wir uns (wieder einmal) mit männlichen ZFA und zeigen, wie sich Praxen auch für junge Männer attraktiv machen können. Außerdem stellen wir den ersten Jahrgang Zahnmedizin der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) vor. Die 48 Studierenden wurden nicht nach Numerus clausus ausgewählt, sondern durchliefen einen mehrstufigen Auswahlprozess. Dies könnte auch ein Modell für andere Hochschulen sein, um wirklich geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.
Viel Spaß bei der Lektüre
Sascha Rudat
Chefredakteur