Eine Zahnextraktion kostet so viel wie ein Monat Schule
Ich habe Zahnmedizin in Frankfurt am Main studiert und im Dezember 2023 abgeschlossen. Danach wollte ich die erlernten Fähigkeiten zuerst einmal für Menschen in Not einsetzen. Denn gute Zahngesundheit ist leider in so vielen Ländern der Welt nicht selbstverständlich. Die Wahl fiel auf Madagaskar. Dort gibt es sehr wenige Zahnärzte und Zahnärztinnen, sie arbeiten meistens nur in den Städten.Für die durchschnittliche Bevölkerung sind aber auch dort medizinische Behandlungen nicht finanzierbar. Das gilt ebenso für die Behandlung und Prophylaxe von Karies und anderen zahnmedizinischen Krankheiten.
Als ehrenamtliche Helferin bewarb ich mich für den Einsatz im Team von Planet Action.Die Hilfsorganisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, zahnärztliche Hilfe in ländliche Gebiete zu bringen, in denen es sonst keine Behandlungen gibt. Während der verschiedenen Auslandseinsätze arbeitet der Verein mit lokalen Organisationen zusammen. Die Infrastruktur ist vorhanden, das heißt, man kommt auch in abgelegene Gebiete und erreicht die Menschen, die wirklich Hilfe benötigen.
Damit für den Zahnarzttermin die Schule nicht zu kurz kommt
Mehrere Monate im Voraus wurde unsere Gruppe aus zwölf Helferinnen und Helfern mit regelmäßigen Online-Meetings auf den Einsatz in Madagaskar vorbereitet. Im Vordergrund stand neben der zahnärztlichen Behandlung die Prophylaxe in den Schulen. Unser Ziel war, den Menschen einen Zugang zu zahnmedizinischer Grundversorgung zu ermöglichen und Hilfe in einem Land zu leisten, in dem eine Zahnextraktion so viel kostet wie ein Monat Schulbesuch inklusive Verpflegung.
Im Vorfeld sammelten wir Füllungsinstrumente, Extraktionszangen, Anästhesie, tragbare Mikromotoren, Winkelstücke, Handschuhe, Desinfektionsmittel und viele andere Spenden. Die gestifteten Materialien wurden dann in einem zweiten Koffer pro Teilnehmer nach Madagaskar befördert. Vor Ort gab es schon ein Lager, das allerdings um Verbrauchsmaterialien aufgefüllt werden musste.
40 Grad, kein Strom, kein Wasser, viel Improvisation
Die ersten zwei Wochen verbrachten wir in einem Kloster in Tsihombe, einer kleinen Stadt im Süden Madagaskars. Hier, in der trockensten und ärmsten Region das Landes, hatten wir dauerhaft 40 Grad. Das feuchtwarme Klima war für uns ungewohnt, vor allem weil zu Hause noch Winter war. Wir führten vor allem Extraktionen durch und legten Füllungen. Dabei kam es selten vor, dass wir nur einen Zahn oder zwei extrahieren mussten, in den meisten Fällen waren es Serienextraktionen von neun bis zu zehn Zähnen oder auch Wurzelresten. Es gab auch Patienten, bei denen wir fast jeden Zahn ziehen mussten. Das schockiert einen natürlich im ersten Moment. Solche schweren Fälle hatte ich – als junge Zahnärztin – noch nicht gesehen.
Nach wenigen Tagen hatte sich herumgesprochen, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte aus Deutschland vor Ort sind. Schon vor dem Einsatzbeginn am Morgen warteten bis zu 80 Menschen auf eine Behandlung. Einige Patienten liefen bis zu 40 Kilometer zu uns – barfuß! Die Behandlung führten wir oft auf Tischen durch, meist ohne Strom und ohne fließend Wasser. Wir nutzten Stirnlampen und Wasser aus der Regentonne. Die Instrumente wurden darin ausgekocht anstatt sterilisiert oder desinfiziert. So arbeiteten wir bis zum Sonnenuntergang.
Helfen Sie uns, weiterhin zu helfen!
Da sich das Projekt durch Spenden, Selbstbeteiligung und Mitgliederbeiträge finanziert, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.
Planet Action – Helfende Hände e.V.
IBAN: DE26 7956 2514 0007 5301 88
Bank: Raiffeisen-Volksbank Aschaffenburg eG
Betreff: Spende Einsatz Madagaskar 03-2024
Kontakt:
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Oft mussten wir improvisieren und nicht jeden Tag schafften wir es, tatsächlich alle Patienten zu versorgen. Während der eine Teil die Patienten behandelte, führte der andere die Prophylaxesitzungen mit Lehrern, Kindern und Jugendlichen der Klosterschule durch. Gab es mal einen freien Tag, besuchte die Gruppe die Nationalparks im Süden des Landes und die unberührten Strände. Die atemberaubende Kulisse fernab vom Tourismus verführt einen, die große Armut einen kurzen Moment lang auszublenden.