„Das Thema gute Versorgung vor Ort geht in der Breite alle an“
Herr Schellenberg, Warum ist eine solche Kampagne in Ihren Augen erforderlich? Und warum engagiert sich Ihre Bank derart politisch?
Matthias Schellenberg: Wir haben uns in der Historie bei politischen Themen immer stark zurückgehalten, da das im Kern nicht unser Auftrag ist. Aber wir können stolz darauf sein, ein Gesundheitswesen in dieser Qualität zu haben, das den Bürgern eine wohnortnahe Versorgung vor Ort – über den Arzt, den Facharzt, die Apotheke und den Zahnarzt – sicherstellt. Das ist auch eine Kernaufgabe der apoBank und entspricht unserer Gründungsidee. Deshalb war es uns ein Anliegen, Position zu beziehen und darauf aufmerksam zu machen, dass diese wohnortnahe Versorgung, wie wir sie als selbstverständlich kennen, durch die aktuellen Umstände gefährdet ist. Stichworte sind: aktuelle Honorierungssituation, Fachkräftemangel, Bürokratisierung sowie angedachte Reformideen, die jetzt erst einmal auf Eis liegen. Das ist eine Aussage, bei der wir mit den Standesorganisationen ein klares gemeinsames Verständnis haben: Wir wollen auf die Bedeutung und Qualität der flächendeckenden Versorgung hinweisen.
Was kann mit der Kampagne konkret erreicht werden?
Hier ging es für die apoBank vor allem darum, im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zu zeigen und eine Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen – neben den schon laufenden Kampagnen der Standesorganisationen. Wir sind der Meinung, dass gute Versorgung vor Ort ein Thema ist, das in der Breite alle angeht, und das wollen wir als Standesbank für Heilberufler unterstützen.
Ist dies durch die aktuelle politische Situation, in der wie demnächst Neuwahlen haben werden, schwieriger geworden?
Wir wollen den Umfang und die Breite der Kampagne auch nicht zu hoch hängen. Aber jetzt im Zuge eines kurzen, knackigen Wahlkampfs bis zum 23. Februar nochmal auf dieses Thema aufmerksam zu machen, kann auf jeden Fall nicht schaden. Und das tun wir im Konzert mit den Standesorganisationen.
Man hat den Eindruck, dass es bei der apoBank in den vergangenen Jahren eine Rückbesinnung auf ihre Wurzeln gab. Was kann die apoBank mit ihrem Motto: „Von Heilberuflern für Heilberufler“ leisten, was andere Banken nicht können?
Die apoBank ist etwas Besonderes. Sie ist zum einen genossenschaftlich organisiert und es gibt sie nicht ein zweites Mal in dieser Form. Sie ist eine Standesbank im besten Sinne des Wortes für Heilberufler. Man muss sich vor Augen führen: Alle 3,5 Stunden erfüllt diese Bank den Traum von der eigenen Praxis. Wir können ihnen als Bank mit einem sehr spezifischen Fokus alle Fragen rund um die finanziellen und betriebswirtschaftlichen Themen abnehmen – in einer Art und Weise wie es keine andere Bank kann. Warum? Wir haben die Historie, die Daten und die Erfahrung in der Niederlassung. Und last but not least: Wir finanzieren jede wirtschaftlich sinnvolle Niederlassung zu sehr guten Konditionen. Das ist ein Versprechen, das wir allen Interessierten machen.
Was planen Sie in der nächsten Zeit?
Wir sind der Marktführer im Bereich Niederlassung mit einem Anteil von 50 Prozent plus. Diese Marktstellung wollen wir weiter ausbauen. Genauso stark wollen wir auch beim zweiten Standbein – Altersvorsorge und Vermögensfragen – sein, und in diesem Bereich wachsen. Zu diesem Zweck dient unser Strategieprogramm „Agenda 2025“. Hier kommen wir gut voran. Dazu gehört grundsätzlich, die Beratung und unseren Service – also das Kundenerlebnis – so attraktiv wie möglich zu gestalten. Anfang nächsten Jahres werden wir beispielsweise mit unserer neuen Banking-App starten – eine komplett native App und keine Kopie der Website mehr. Im Telefonservice haben wir wieder ein Servicelevel auf Premiumniveau erreicht. 80 Prozent aller Anrufe können wir innerhalb von 20 Sekunden beantworten. Gleichzeitig können wir 77 Prozent der Anliegen beim ersten Kontakt erledigen. Das ist ein wichtiger Wert, an dem wir aber auch nicht stehenbleiben wollen. Bei Lebensentscheidungen wie einer Existenzgründung bleibt die persönliche Beratung an erster Stelle. Dafür haben wir rund 80 Standorte in Deutschland. Unser Ziel: exzellente Beratung auf allen Kanälen. Wir wollen in den nächsten Jahren der Fixstern für alle Heilberufler bei allen finanziellen Fragen sein.
Medizin und Zahnmedizin werden bekanntermaßen immer weiblicher. Die apoBank hat kürzlich verkündet, dass der Anteil von Frauen unter den Existenzgründern inzwischen bei 60 Prozent liegt, gleichzeitig zeigen junge Zahnärztinnen ein anderes Investitionsverhalten bei Gründungen. Was kann die apoBank tun, um dem Rechnung zu tragen beziehungsweise wie kann sie Existenzgründerinnen besonders unterstützen – außer gute Konditionen anzubieten?
Die Feminisierung bei den Studierenden ist ein bekannter Trend. Bei den zahnärztlich Studierenden ist es noch ausgeprägter als bei den Humanmedizinern. Bei der Niederlassung liegen Zahnärztinnen und Zahnärzte aktuell mit 50:50 gleichauf. Das Thema, dass Männer mehr Geld bei der Niederlassung in die Hand nehmen, würde ich allerdings nicht überbewerten. Frauen starten oft etwas kleiner und bauen später ihre Praxis aus. Wir stellen uns darauf ein und entwickeln passende Angebote zur Existenzgründung nur für Frauen, um etwa Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Außerdem bieten wir auch spezifische Veranstaltungen zum Thema Vermögen an. Was wir aber feststellen, ist, dass der Beratungsbedarf bei jungen Menschen – geschlechtsunabhängig – höher geworden ist. So ist die Unsicherheit bei der Niederlassung größer als sie vor 20 Jahren einmal war. Hier gilt es umfassend aufzuklären und die Chancen der Selbständigkeit in den Vordergrund zu rücken. Wir sehen, dass wir vor allem in den ersten entscheidenden zwei, drei Jahren nach Niederlassung mit unserer Beratung einen entscheidenden Mehrwert stiften können. Hier ist die apoBank mit ihrem detaillierten Know-how für die einzelnen Fachrichtungen und den detaillierten Kenntnissen zu regionalen Besonderheiten bestens aufgestellt.
Aus aktuellem Anlass: Welche Auswirkungen wird aus Ihrer Sicht die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten auf die internationalen Finanzmärkte mittelfristig haben? Die US-Börsen haben seinen Wahlsieg ja erst einmal gefeiert. Was bedeutet das für die apoBank und ihre Kunden?
In erster Linie betrifft das unsere Vermögensverwaltung für unsere Kunden, die wir aktiv darauf ausrichten. Unmittelbar nach der Wahl gab es von uns eine Einschätzung mit den Allokationskonsequenzen, die wir aus der Wahl kurzfristig und langfristig ziehen. Hierzu haben wir umfassend informiert. Die Märkte haben so reagiert, wie es fast alle Prognosen vorausgesagt haben. Im Moment sehen wir die amerikanischen Märkte eher bevorzugt, da wir mit einem wirtschaftlichen Impuls für die dortige Binnenwirtschaft zusätzlichen Rückenwind erwarten. Mit Blick auf den Bankenmarkt, lasst sich sagen, dass die Erwartungen an Deregulierung unter Trump erfüllt werden dürften. Das wird die Wettbewerbssituation zwischen den europäischen und den amerikanischen Banken noch verschärfen, weil wir hier in Europa Weltmeister in der Regulierung sind – mit all den Reportingpflichten, die wir hier haben.
Das Gespräch führte Sascha Rudat.