Dentalhistorisches Museum Zschadraẞ

Die Bibliotheca Dentaria wächst

mg
Auch vier Jahre, nachdem die dentalhistorische Sammlung Proskauer/Witt aus dem Besitz der Bundeszahnärztekammer ins Dentalhistorische Museum nach Zschadraß transportiert wurde, geht die Sichtung weiter. Nach und nach wächst die Bibliotheca Dentaria – die weltweit umfangreichste und vielfältigste Fachbibliothek.

Während die Summe der eingegangenen Geldspenden für den Aufbau der Sammlung „Dentales Erbe“ zuletzt bei etwa 144.000 Euro stagnierte, verzeichnete das Museum im abgelaufenen Jahr umfangreiche Sachspenden. Die private Bibliothek von Dr. Fritz Witt ist eine von vielen Neuzugängen, sie wurde von seinem Sohn sogar persönlich in die sächsische Provinz gebracht. „Der Inhalt ist beeindruckend, vor allem die vielen historischen Ausgaben und Sonderausgaben machen die Witt’sche Bibliothek zu etwas ganz Besonderen“, schwärmt Museumsgründer Andreas Haesler.

Stücke aus Utrecht kommen nach Sachsen

Aktuell hofft der Vereinsvorsitzende noch auf Unterlagen für die Dokumentation der Sammlung Proskauer/Witt. „Leider sind die aus New York übersandten persönlichen Dinge von Dr. Curt Proskauer noch verschollen, vielleicht findet ja doch etwas davon den Weg hierher und hilft uns, diesen wertvollen Fundus aufzuarbeiten.“

Mit Sammlergeist und Akribie

In Zschadraß, gelegen zwischen Leipzig und Dresden, beheimatet auf dem Gelände einer ehemaligen Lungenfachklinik, liegt das Dentalhistorische Museum (DHMZ). Dahinter verbirgt sich nicht weniger als die weltgrößte dentalhistorische Sammlung, über Jahrzehnte mit akribischer Kleinarbeit und unermüdlichem Sammlergeist zusammengetragen von Zahntechnikermeister Andreas Haesler, der zugleich Vorsitzender des Vereins zur Förderung und Pflege des Dentalhistorischen Museums e. V. ist.

Witts Bibliothek gab den Auftakt für die Einrichtung eines eigenen Kabinetts zu Historikern und Sammlern auf dem Gebiet der Zahnheilkunde, so dass am Ende ein vollständiges Archiv entsteht. Ein wichtige Etappe auf diesem Weg war ein „sehr beeindruckendes zwölfstündiges Gespräch mit Dr. Gerd Schade in Amsterdam“, berichtet Haesler. Nun bestehe die Möglichkeit, eine unglaublich reiche Dokumentation aus dem Museum Utrecht zu bekommen, die ins DHMZ-Archiv einfließt.

„Wir hier vor Ort sind nur ein kleiner ehrenamtlicher Verein, der keine öffentliche Förderung bekommt“, erklärt Haesler. „Deshalb ist es um so beeindruckender, dass wir bis zum Jahresende einen ersten großen Bibliotheksraum einrichten können, der für die internationale wissenschaftliche Aufarbeitung zur Verfügung gestellt werden kann.“

Dieser Raum umfasst Exponate aus drei Bereichen: Zum einen historische Karteien und Dokumentationen mit abertausenden Patienteninformationen ab 1884 aus dem Königlich Zahnärztlichen Institut Berlin. „Eine Forschungsmöglichkeit, die es so kein zweites Mal weltweit gibt“, betont Haesler.

Ein zweiter Bereich sind wissenschaftliche Arbeiten in Form von Habilitationen, Dissertationen, Diplom- und Meisterarbeiten aus den Bereichen Zahnmedizin und -technik. Das jüngste Werk stammt aus dem Jahr 1669, insgesamt umfasst der Bestand mehr als 15.000 Positionen. Die Digitalisierung dieser Werke läuft gut, seit Ende 2022 von Spenden ein professioneller Buchscanner angeschafft wurde (zm berichtete).

In einem dritten Bereich finden sich zahnmedizinische Kataloge, Prospekte und Flyer, deren Dokumentation mehr als 160.000 Positionen umfasst. „Lange war dieser Bereich in den Bibliotheken mehr oder weniger verpönt. Es hieß immer: Kataloge, warum das denn, wozu?“, erinnert sich Haesler – und gibt die Antwort: „Der Bestand ist das wichtigste Fundament zur Bestimmung von Materialien, Instrumenten und Einrichtungen und weltweit einzigartig!“

Hier lagern 160.000 Kataloge, Prospekte und Flyer

Fürs kommende Jahr hat das Museum große Pläne: die Errichtung des wohl höchsten Bücherregals Europas mit einer Höhe von mehr als 15 Metern, in dem ein großer Teil der Fachbibliothek ihren Platz finden soll. Die historische Bibliothek wird neben den vielen kleinen Einzelbereichen den Schlusspunkt des Aufbaus bilden.

Um den wachsenden Fundus des Museums weiter zugänglich zu machen, zu schützen und international der Wissenschaft zu öffnen, brauche es jedoch weitere Unterstützung, betont Haesler. Er appelliert daher an die deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzte, weiter beim Heben und Erhalten dieses einzigartigen Schatzes mitzuhelfen. Angestrebt wird eine Spendensumme von insgesamt 200.000 Euro.

Sie können direkt auf dieses Spendenkonto überweisen:
Dentalhistorisches Museum
Sparkasse Muldental
Sonderkonto Dentales Erbe
DE06 8605 0200 1041 0472 46

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